Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 21† Walkenried, Klosterkirche 4. V. 14.–1. V. 15. Jh.

Beschreibung

Zwei Grabplatten für Angehörige der Familie von Werthern, die sich in der Grabkapelle der Familie im Chorpolygon befunden haben sollen.

I. Grabplatte für Anton von Werthern, der nach der Mitte des 13. Jahrhunderts gestorben sein soll. Albinus berichtet, dass die Inschrift auff sein Grab geschrieben stand.1)

II. Grabplatte für Dietrich von Werthern, angeblich gestorben 1319. Albinus zufolge war die Inschrift auff seinem Leichensteine eingehauen.2)

Inschriften nach Albinus.

  1. I

    Dominus Antonius de Werther Miles et Minister Caesaris cujus Anima requiescat in pace

  2. II

    Dominus Theodericus de Werthern Miles

Übersetzung:

Herr Anton von Werthern, Ritter und Diener des Kaisers, dessen Seele in Frieden ruhe. (I)
Herr Dietrich von Werthern, Ritter. (II)

Kommentar

Es ist unwahrscheinlich, dass es sich bei den Inschriftenträgern um originale Grabplatten gehandelt hat. Anzunehmen ist vielmehr, dass die Inschriften zu der Traditionspflege in der um 1400 geschaffenen Grabkapelle der von Werthern gehörten; vgl. Nr. 18, 19, 20. Möglicherweise irrte die Überlieferung aber auch im Hinblick auf den Ort der Anbringung und die Inschrift gehörte zu denen, die die sechs in Ritzzeichnung dargestellten Familienmitglieder begleiteten; vgl. Nr. 19.

Der vermutlich fiktive Anton von Werthern (I) soll ein Vertrauter des Landgrafen von Thüringen und deutschen Gegenkönigs (1246/47) Heinrich Raspe gewesen sein.3) Allein die Tatsache, dass Landgraf Heinrich niemals zum Kaiser gekrönt wurde, macht deutlich, dass der Ausdruck Minister Caesaris in der Grabschrift unhistorisch ist. Zu Inschrift II ist zu bemerken, dass Leuckfeld zufolge zu den an der Wand der Grabkapelle Dargestellten auch ein Thiedrich von Werthern gehörte.4) Dieser Dietrich soll 1319 gestorben und der Vater des an der Wand abgebildeten Siegfried von Werthern (gest. 1367, vgl. Nr. 19) gewesen sein.5)

Für die zeitliche Einordnung bemerkenswert ist, dass in keiner der Inschriften das Amt des „Erb-Kammertürhüters“ vorkommt, das die Familie später (als eine angebliche Verleihung Kaiser Heinrichs IV. im Jahr 1086) in Anspruch nahm.6) Tatsächlich entstand der Anspruch wohl erst im Jahr 1420, als Kaiser Sigismund Hans von Werthern „mit den zum Kammerthor-Knecht-Amt gehörigen Gütern zu Schwerstedt“ belehnte.7)

Anmerkungen

  1. Albinus, Historia von Werthern, S. 20. Reinhardt, Stamm-Baum von Werthern, S. 10 (Nr. 44).
  2. Albinus, Historia von Werthern, S. 21. Reinhardt, Stamm-Baum von Werthern, S. 10f. (Nr. 49).
  3. Vgl. Albinus, Historia von Werthern, S. 19f. Reinhardt, Stamm-Baum von Werthern, S. 9f. (Nr. 44).
  4. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 1, S. 305.
  5. Albinus, Historia von Werthern, S. 21. Reinhardt, Stamm-Baum von Werthern, S. 10f. (Nr. 49).
  6. Vgl. Albinus, Historia von Werthern, S. 7. Reinhardt, Stamm-Baum von Werthern, S. 4. Dieser Anspruch ist bereits in den Titeln beider Werke (s. Literaturverzeichnis) zu lesen.
  7. Regesta Imperii, Bd. XI. Die Urkunden Kaiser Sigmunds 1410–1437, verzeichnet von Wilhelm Altmann. I. Band (1410–1424), Innsbruck 1896, Nr. 4190 (1420, 27. Juli), S. 295f. Laut der Tradition der Familie handelte es sich dabei um eine Erneuerung; vgl. Albinus, Historia von Werthern, S. 34; Reinhardt, Stamm-Baum von Werthern, S. 18 (Nr. 96).

Nachweise

  1. Albinus, Historia von Werthern, S. 21.
  2. Reinhardt, Stamm-Baum von Werthern, S. 10 (Nr. 49).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 21† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0002103.