Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 14† Pöhlde, St. Johannes und Servatius 1353

Beschreibung

Glocke. Laut Letzner bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zersprungen und durch einen Neuguss ersetzt. Die Glocke soll 18 Zentner gewogen haben.1)

Inschrift nach Letzner.

  1. A

    CASPAR . MELCHIOR . BALTHASAR2)

  2. B

    O Rex aeterne populum Tu laedere sperne Fulmine peste fame quotiens tonuita) sonus a me3)

Übersetzung:

O ewiger König, verschone das Volk vor Verletzung durch Blitz, Pest und Hunger, so oft mein Klang ertönt. (B)

Versmaß: Hexameter, zweisilbig leoninisch gereimt (B).

Kommentar

Der Glockenspruch findet sich auch auf einer Glocke, die 1359 für St. Marien in Göttingen gegossen wurde; außerdem an zwei Glocken von 1412 und 1459 in Fritzlar (wie Anm. 3).

Die Glocke soll laut Letzner am Fest Mariae Empfängnis (8. Dezember) 1343 geweiht worden sein. Letzner gibt zusätzlich allerdings die Indiktion 6 (1343 tatsächlich 11) und den Sonntagsbuchstaben F (1343 tatsächlich E) an. Letzners Angaben fallen im 14. Jahrhundert nur in den Jahren 1308, 1353 und 1398 zusammen. Die Zeitstellung wurde daher auf 1353 korrigiert. Die laut Letzner als Ersatz gegossene Glocke existiert ebenfalls nicht mehr; vgl. Nr. 99.

Das Läuten der geweihten Glocken galt im Hoch- und Spätmittelalter als ein besonders kräftiges Mittel, um die gefürchteten Dämonen des Wetters zu bannen.4)

Textkritischer Apparat

  1. tonuit] Auf anderen Glocken (vgl. Anm. 3) tinnit.

Anmerkungen

  1. Letzner, Klösterchronik, Cod. Ms. Hist. 248, p. 1081; Cod. Ms. Hist. 249, Bl. 1230v–1231r.
  2. Zur Anbringung der Namen der drei Könige auf Glocken seit 1350 vgl. Walter, Glockenkunde, S. 212. Auch DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 106.
  3. Vgl. DI 19 (Stadt Göttingen), Nr. 7; DI 14 (Stadt Fritzlar), Nr. 38 u. 51. Walter, Glockenkunde, S. 229 u. 251.
  4. Vgl. Peter Browe, Die eucharistischen Flurprozessionen und Wettersegen, in: Ders., Die Eucharistie im Mittelalter. Liturgiehistorische Forschungen in kulturwissenschaftlicher Absicht. Mit einer Einführung hgg. von Hubertus Lutterbach und Thomas Flammer, Münster u. a. 2003 (Vergessene Theologen, Bd. 1), S. 291–300, hier bes. S. 293–295.

Nachweise

  1. Letzner, Klösterchronik, Cod. Ms. Hist. 248, p. 1081; Cod. Ms. Hist. 249, Bl. 1230v–1231r.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 14† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0001408.