Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 4 Pöhlde, St. Johannes und Servatius
Hannover, Landesmuseum
4. V. 13. Jh.

Beschreibung

Reste des früheren Chorgestühls aus der Kirche des Klosters Pöhlde. Holz. Das Chorgestühl zeigte nach dem Bericht Letzners 24 Darstellungen. Auf der Nordseite des Chors waren zwölf Propheten, auf der Südseite die zwölf Apostel angebracht.1) An größeren Teilen sind erhalten acht Tafeln mit Propheten, vier Tafeln mit Aposteln sowie fünf Seitenwangen.

Pöhlde: In der heutigen Pfarrkirche sind jeweils sechs der zwölf erhaltenen, leicht querrechteckigen Tafeln an den östlichen Enden der Emporenbrüstung des 1668 weitgehend neu errichteten Langhauses angebracht. Der größere Teil der Empore ist mit Bildern zum Leben Jesu aus der Zeit nach 1650 geschmückt. Noch 1873 hingen die Tafeln vom Chorgestühl an den Wänden des Schiffes (Mithoff, S. 179). Die nachträglich gerahmten und mit drei verschiedenen Aufhängesystemen versehenen Tafeln (das älteste verdeckt eingearbeitet in die Rückseite) hingen im Jahr 2016 in der folgenden Reihenfolge (jeweils von West nach Ost): an der Nordempore Bartholomäus, Moses, David, Jakobus d. J., Ezechiel, Philipp; an der Südempore Daniel, Matthäus, Jonas, Micha, Malachias, Habakuk.

Die Figuren erhaben reliefiert im vertieften Feld unter einem Spitzbogen. In den Winkeln des Rechtecks befanden sich noch 1915 Zweige verschiedener Pflanzenarten mit Blättern und Früchten, die heute verloren sind.2) Die Figuren halten in der Linken ein Schriftband mit den Inschriften, die Rechte verweist zumeist auf den rechts und links des Kopfes auf dem glatten Hintergrund angebrachten Namen (A–L). Moses trägt zwei Schrifttafeln in den Händen (A), auf denen Vorzeichnungslinien zu erkennen sind. Der Nimbus ist strahlenförmig, ebenso (früher) die Schmuckform in den Ecken der Zwickel. Der Name des Moses aus Platzgründen in den Zwickeln. Die acht erhaltenen Propheten mit den Inschriften A–H sind überwiegend mit langen, gewellten Haaren und Bart dargestellt, der bei Moses (A) länger und geteilt ist; bartlos und mit schulterlangem Haar sind Daniel (D) und David (B, mit Krone), Jonas (E) ist bartlos und kahlköpfig,3) Habakuk (G) und Malachias (H) tragen eine runde Kopfbedeckung. Die vier erhaltenen Apostel mit den Inschriften I–L erscheinen ebenfalls mit langen Haaren und sind, bis auf Bartholomäus, bartlos. Dieser hält, als Zeichen seines Martyriums, ein Messer in seiner Linken.4) Die Gestaltung der Mäntel bzw. Umhänge variiert. Die Nimben, außer bei Moses, in Blattform. Alle Inschriften sind eingeschnitzt. Die Tafeln sind Reste der Dorsale, also der Rückenwände hinter den Stühlen. Die Propheten und Apostel waren vermutlich jeweils paarweise im Dialog zusammengestellt.5)

Landesmuseum Hannover: fünf Seitenwangen des Chorgestühls mit figürlichen Darstellungen im Halbrelief, davon zwei ohne Inschriften. Die Seitenwangen wurden zwischen 1861 und 1863 vom damaligen Welfenmuseum in Hannover erworben.6) Der Rekonstruktion von Wolfgang Grape zufolge (nach Vorarbeiten von Gert von der Osten), der ich mich hier weitgehend anschließe,7) ist die ursprüngliche Position der Wangen wie folgt anzunehmen: Eine hohe Seitenwange, die den westlichen, zum Langhaus hin gerichteten Abschluss der nördlichen Gestühlsreihe mit den Prophetenbildern bildete. Darauf unter einem Spitzbogen in einem langen, faltenreichen Gewand der im Profil abgebildete König Heinrich I. mit Krone, in der linken Hand einen dreieckigen Schild mit dem Reichsadler frontal präsentierend; die rechte Hand weist mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die etwa in Höhe des Halses auf beiden Seiten neben der Figur angebrachte Inschrift M. Das verlorene Gegenstück an der südlichen Gestühlsreihe trug mit großer Wahrscheinlichkeit die Darstellung der Königin Mathilde.8) Die östliche Begrenzung der nördlichen Gestühlsreihe dürfte die ebenfalls erhaltene Seitenwange mit der unter einem Rundbogen dargestellten Verkündigung gebildet haben: links der Engel, rechts Maria, über beiden die heute kopflose Taube; die Nimben ebenfalls in Blattform. Maria mit einer tuchartigen Kopfbedeckung, in der Linken ihr Gewand haltend, die offene Rechte dem Engel gegenüber erhoben. Der Engel verweist mit dem ausgestreckten Zeigefinger der Rechten auf die Taube, die Linke hält ein vor die Beine gestelltes Schriftband mit der Inschrift N. Als Gegenstück an der südlichen Gestühlsreihe ist eine das Wirken Christi auf Erden beschließende Szene denkbar (Kreuzigung oder Auferstehung).9)

Erhalten sind außerdem zwei Pultwangen, die die vor den Stühlen angebrachten Pultreihen begrenzten. Auf der Ostseite der zur nördlichen Prophetenreihe gehörenden Pulte befand sich wahrscheinlich die Darstellung der Synagoge. In einem gerahmten, rechteckigen Feld mit aufgesetzter Fiale und zwei Krabben ein Spitzbogen. Die über das Feld nach rechts hinausreichenden Krabben sind abgehauen. In den Zwickeln zwei heute zerstörte Tiere (links ein Vogel, rechts ein Eichhörnchen?). Unterhalb des Spitzbogens die Darstellung der Synagoge als Frau, die in der Rechten an einem Horn einen Bockskopf und in der Linken ein zerbrochenes Panier (Lanze mit Fahne) hält. Die Krone fällt von ihrem stark geneigten Kopf herunter, links neben dem Oberkörper Inschrift O. Rechts und links von der Figur in Höhe der Schultern zwei Löcher, die auf eine zwischenzeitliche Befestigung an einer Wand hindeuten. Als Gegenstück an der südlichen Pultreihe ist eine Darstellung der (triumphierenden) Ekklesia anzunehmen. Die inschriftenlose Darstellung eines schnitzenden Mönches in seiner Werkstatt dürfte eine der Pultreihen nach Westen hin begrenzt haben; über dem Mönch eine stilisierte Rose. Gegenstück könnte eine Darstellung des Stifters gewesen sein. Eine weitere inschriftenlose Pultwange, die vermutlich den mittleren Eingang in eine Reihe des Chorgestühls begrenzte, ist mit einem Doppelfenster und Maßwerk im Spitzbogen versehen. Von diesen dürfte es insgesamt vier gegeben haben. Drei Köpfe in Krabbenform, von denen einer seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst wird, stammen ebenfalls von dem Gestühl.10)

Weitere mutmaßliche Reste des Chorgestühls ohne Inschriften befinden sich im Städtischen Museum in Göttingen.11)

Maße: H.: 60–63 cm (A–L, ohne Rahmen), 151 cm (M), 140 cm (N), 148 cm (O); B.: 67–69 cm (A–L, ohne Rahmen), 61 cm (M), 62 cm (N), 51,5 cm (O); Bu.: 2–2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/16]

  1. A

    · MOY//SES · AVDI · IS/RAHEL · / D(OMI)N(V)S · DE/VS · TVU/S · DEVS · / VNVS · E/ST · 12) // PROPH/ETAM . / SVSCI/TABI/T · VOB/IS · DEV(S)13)

  2. B

    DA//VID · DESCENDET · SICVT · PLVUIA · / IN · VELL(VS) · (ET)a) SICVT · STILLICID(IA) · S(TILLANTIA) · S(VPER) · T(ERRAM) · 14)

  3. C

    E//ZE//CHIEL PORTA · HEC · CLAVSA // · ERIT / · VIR · N(ON) · TRANSIBIT · // P(ER) EA(M) · 15)

  4. D

    DANI//EL CV(M) · UEN(ER)ITb) · S(AN)C//[TV]Sc) · SA(N)CTOR(VM)d) · / CESSABIT · UNCCIO · VESTRA16)

  5. E

    IO//NAS DEVS · CLEM//ENS · ET · [– – –]e)17) / IP(S)E · LIBER//ABIT · P[– – –]e)18)

  6. F

    MI//CHEAS DEVS · NOSTER · VIRTVTE · MIRA/BILI · AD NOS · VENIET · 19)

  7. G

    ABA//CVCH DEVS · AB AUSTRO · VE(N)IET · / ET · S(AN)C[TV]Sf) · DE · MONTE · PHARAAN · 20)

  8. H

    MALA//CHIAS ECCE · VENIET · // AD · TEMPLV(M) · / S(AN)C(TV)M · SVV(M) · D(OMI)NATOR · DOMINVS · 21)

  9. I

    MAT//TEV(S) DEI · FILI(VS) · // DIGNATV(S) · EST · HVMA/NA(M) · SVM(ER)Eg) · FORMA(M)22) · N(ON) · AMITTE(N)S . DIVIN//AMh)

  10. J

    PHILIP/PVS · ADVE(N)T(VS) · D(OMI)NI · PERICLITA(N)/TI · MV(N)DO · SVBVENIT · 23)

  11. K

    BARTO/LOME//VS DEI · FILI(VS) · NASCI · DIGNATVS ES/T · PER · VIRGINEM CVM HOMINE · 24)

  12. L

    IACO//BVS / MI//NOR (CHRISTVS)i) . EX VIRGINALI · VTERO · / HOMINE(M) · NATV(M) · ASSU(MP)SIT · 25)

  13. M

    REX · // HEN/RI//CVS

  14. N

    ECCE · CONCIPIES · (ET)a) PARI/ES · FILIVM · (ET)a) · VOCABIS · NOM(EN)26)

  15. O

    SINAG[O]GAj)

Übersetzung:

Moses: Höre Israel, der Herr, dein Gott, ist ein einziger Gott. – Einen Propheten wird euch Gott erwecken. (A)

David: Er wird herabkommen wie der Regen auf das Fell, wie die Tropfen, die das Land befeuchten. (B)

Ezechiel: Dieses Tor soll geschlossen bleiben, und kein Mensch soll durch es hindurchgehen. (C)

Daniel: Wenn der Heilige der Heiligen gekommen sein wird, wird eure Salbung aufhören. (D)

Jona: Gott ist milde und barmherzig; er selbst wird (das Volk?) befreien. (E)

Micha: Unser Gott wird durch Wunderkraft zu uns kommen. (F)

Habakuk: Gott wird vom Süden kommen und der Heilige vom Berg Paran. (G)

Malachias: Siehe, der Herrscher und Herr wird zu seinem heiligen Tempel kommen. (H)

Matthäus: Der Sohn Gottes hat sich dazu herabgelassen, menschliche Gestalt anzunehmen, ohne die göttliche zu verlieren. (I)

Philippus: Die Ankunft des Herrn errettet die bedrohte Welt. (J)

Bartholomäus: Der Sohn Gottes war sich nicht zu schade, durch die Jungfrau mit menschlicher Gestalt geboren zu werden. (K)

Jakobus d. J.: Christus hat aus dem Leib der Jungfrau seine Natur als Mensch angenommen. (L)

König Heinrich. (M)

Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären und ihn (Jesus) nennen. (N)

Synagoge. (O)

Wappen:
Heiliges Römisches Reich27)

Kommentar

Die gotische Majuskel ist sehr regelmäßig ausgeführt. Ein Wechsel von kapitalen und unzialen bzw. runden Formen findet statt bei A, D, H, N, M, T, V/U und E. Die Schaft-, Balken- und Bogenenden sind, besonders auffällig bei L, V und S, keilförmig verbreitert, bei C, E und S teilweise auch serifenartig ausgezogen. Bogenschwellungen mit gerader Innenkontur an C, E, O, B, P, S sind überwiegend zu konstatieren. E ist zumeist unzial, teilweise sind die Sporen zum Abschlussstrich erweitert, C einmal mit Abschlussstrich im Christusmonogramm XPC (L). Überwiegend flachgedecktes, trapezförmiges A, der Mittelbalken ist einmal gebrochen (B: PLVUIA) und fehlt zweimal: CLAVSA in (C), HVMA/NA(M) in (I); seltener ist pseudounziales A mit linksschrägem Mittelbalken und nach links überstehendem, gebogenem Deckbalken: TRANSIBIT in (C), LIBERABIT in (E), AUSTRO und drittes A in PHARAAN (G) sowie das erste A in SINAGOGA (O). Das kapitale D ist seltener als das unziale D, das zumeist mit waagerechtem, manchmal auch mit leicht schräggestelltem oberem Bogenabschnitt gestaltet ist. Das runde N in DANIEL (D), CLEMENS (E) und MONTE (G) fällt auf: Der Bogen ist nicht fließend umgebogen, vielmehr ist an diesen unten ein gegenläufiger Haken angesetzt; in SINAGOGA (O) ist ein linker Bogen an einen rechten Schaft gesetzt. Einzelne links geschlossene unziale M. Das runde T mit sichelförmigem Bogen ist häufig (C, F, I), in mehreren Inschriften finden sich aber nur kapitale T (A, B, E, N). Überwiegend V, seltener unziales U, bestehend aus linkem Bogen und rechtem Schaft; umgekehrt in UNCCIO (D). Das unziale H kommt, mit Ausnahme von HVMA/NA(M) in (I), nur in den Namen vor. Bemerkenswert sind die Abweichungen vom Prinzip der Variation: In VIRTVTE (F) finden sich zwei runde T im selben Wort, in AMITTE(N)S (I) auch nebeneinander, in ABACVCH (G) zwei gleichartige kapitale A. Die kapitalen Formen sind kaum von den typischen Merkmalen der gotischen Majuskel beeinflusst. Überraschend ist die zweimal auftretende, fehlerhafte Kürzung SCAIS für S(AN)C[TV]S (D, G).

Inhaltlich weist das Inschriften- und Bildprogramm in das Hochmittelalter. Es ist bestimmt von der Vorstellung der „Concordantia veteris et novi testamenti“. Die um 830/50 im Zusammenhang mit Kreuzigungsszenen entstandene Konfrontation von Synagoge und (hier anzunehmender) Ekklesia tritt seit der Mitte des 12. Jahrhunderts auch isoliert auf. Auch die ihr beigegebenen Attribute (die zerbrochene Lanze mit Fahne, die herabfallende Krone, der Bockskopf), die den Verlust der alttestamentlichen Heilsvollkommenheit illustrieren, erscheinen seit dieser Zeit.28) Die Gegenüberstellung von Propheten- und Apostelreihe illustriert die „Concordantia“ von Altem und Neuem Testament. Den acht Propheten sind überwiegend wörtliche oder leicht veränderte Bibelzitate beigegeben, die auf Christus vorausweisen.29) Eine Inschrift ist einer Antiphon entnommen (F, auch N), eine andere (D) entstammt einer im Mittelalter Augustinus zugeschriebenen, tatsächlich aber wohl von dem karthagischen Bischof Quodvultdeus (gest. 454) stammenden Predigt. Das Ziel des Textes (nach Dn. 9,24) ist es, die Ablösung der jüdischen Heilserwartung durch die christliche zu belegen.30) Seine Wirkkraft beruht darauf, dass er in die Weihnachtsliturgie und in geistliche Spiele einging.31) Auffallend ist weiterhin, dass die Apostel nicht abschnittsweise das Credo (Glaubensbekenntnis) sprechen,32) sondern Texte präsentieren, die die Menschwerdung des Göttlichen in Christus betonen. Diese entstammen spätantiker Dichtung (Sedulius: I), frühmittelalterlichen Apostellegenden (J, L) oder lehnen sich an die Liturgie (K) an. Die vielfältigen Quellen der Zitate werfen ein Schlaglicht auf die Bibliothek des Klosters Pöhlde, über die sonst keine Nachrichten vorliegen.33)

Die Frage der Datierung des Chorgestühls, die Wolfgang Grape 2003/05 aufgeworfen hat, ist damit noch nicht beantwortet.34) Während Mithoff das Gestühl nach stilgeschichtlichen Gesichtspunkten auf die erste Hälfte des 14. Jahrhundert datiert hatte,35) hat die spätere Literatur sich an Letzner orientiert, der in seiner Braunschweig-Lüneburgischen Chronik schreibt, dass das Chorgestühl im Jahr 1284 gestiftet und von einem Meister aus Duderstadt angefertigt worden sei.36) Sowohl Habicht (1915) als auch von der Osten (1940, 1957) haben diese Datierung übernommen,37) die durch die stilistische Verwandtschaft mit dem 1288 datierten Chorgestühl von St. Alexandri in Einbeck gestützt wird.38) Diese Verwandtschaft wird auch von Grape betont, der zudem das Chorgestühl in Ilfeld in seine Betrachtung einbezieht. Ausgehend von Unklarheiten bei Letzner, den Fehlern in den Inschriften D und G, einer vollkommen fehlgehenden Kritik an der Authentizität der Schriftformen in Einbeck, vor allem aber mit stilkritischen Argumenten hat Grape versucht nachzuweisen, dass die drei Gestühle erst nach 1540 in einem bewusst archaisierenden Stil angefertigt worden seien. Das ursprüngliche Gestühl in Pöhlde sei 1525 im Bauernkrieg und das in Einbeck 1540 bei einem großen Stadtbrand zerstört worden. Im Hinblick auf die Dorsale, das Bild des schnitzenden Mönches und die Schmuckformen meint er, Parallelstücke im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert ausmachen zu können; außerdem sieht er in den Werken Spuren des Manierismus. Ziel des von Grape angenommenen Auftraggebers, Herzog Philipp d. Ä. von Braunschweig-Grubenhagen, sei es gewesen, seine Rolle in den Klöstern bzw. gegenüber der Stadt Einbeck zu legitimieren.39)

Diese Argumentation überzeugt nicht. Die Gegenüberstellung von Ekklesia und Synagoge sowie einer Propheten- und Apostelreihe und das Inschriftenprogramm sind, wie dargelegt, hochmittelalterlich.40) Die stilkritischen Argumente von Grape laufen darauf hinaus, dass er Abweichungen von hochgotischen Formen, die die ältere Forschung (Habicht) als spätromanische Einflüsse gedeutet hat, zugunsten einer späten Datierung umzuinterpretieren versucht. Auch die Blattform der Nimben,41) die Grape nicht diskutiert, findet eine Entsprechung bei einem ebenfalls aus Niedersachsen stammenden, um 1290 datierten, auferstehenden Christus.42) Von zentraler Bedeutung sind zudem dendrochronologische Untersuchungen – die Grape anführt, deren Diskussion er aber ergebnislos abbricht –, wonach das Holz, das für die Wangen des Gestühls verwendet wurde, zwischen 1280 und 1284 gefällt wurde.43) Eine Lagerungszeit von etwa zehn Jahren vorausgesetzt, käme man zu einer Entstehung im letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts. Dies stimmt mit der Baugeschichte Pöhldes überein, der zufolge auf einen Brand der Klosteranlage im Jahr 1223 eine lange Bauphase folgte, die 1290 mit der Weihe des Chores und des Hochaltars abgeschlossen wurde.44)

Die Angaben Letzners zur Entstehung des Gestühls – das Jahr 1284, die Stiftung durch einen Propst Heinrich N. sowie die Anfertigung durch einen Duderstädter Schnitzer für 24 Osteroder Mark – beruhen vermutlich auf verschiedenen Quellen und müssen einzeln betrachtet werden. Die Jahreszahl könnte Letzner – analog zu Einbeck (DI 42, Nr. 6) – am Gestühl gesehen haben, sie ist aber nicht vorauszusetzen. Der Name des vermeintlichen Stifters dürfte dagegen nicht aus der Entstehungszeit stammen. Zwischen 1280 und 1302 lässt sich in der für diesen Zeitraum dicht belegten Liste der Pröpste kein Träger des Namens ausmachen. Die einzigen bekannten Pröpste namens Heinrich finden sich in der Mitte des 15. Jahrhunderts: der vom Stift gewählte Heinrich Helmoldi gen. Knochenhauer (amt. 1441/46–1477) und der vom Herzog eingesetzte Gegenpropst Heinrich Barcke (amt. 1441/46–1447/53).45) Da der letztere für die Schädigung des Klosters durch die Verpfändung bzw. den Verkauf zahlreicher Ausstattungsgegenstände verantwortlich gemacht wird,46) kommt als Stifter nur der erstere in Frage. Der durch Propst Heinrich einem Duderstädter Schnitzer erteilte Auftrag für Bildwerke, für die dieser (laut Letzner) jeweils 1 Mark Osteroder Währung erhalten sollte,47) dürfte sich allerdings auf andere Objekte beziehen.

Das Kloster Pöhlde wurde im Bauernkrieg 1525 ausgeplündert und teilweise zerstört. Der Konvent kehrte nach dieser Katastrophe nur für wenige Jahre zurück. Bereits 1530 untersagte der der Reformation zugeneigte Herzog Philipp d. Ä. von Braunschweig-Grubenhagen die Neuwahl eines Propstes. Eine Wahl fand erst 1534 statt, nachdem die Konventsmitglieder in den Stadthof des Klosters nach Duderstadt ausgewichen waren. Mit dem Tod des letzten Propstes Georg Peinemann endete spätestens 1575 auch dort die Geschichte des Klosters als Institution. Dessen Anlagen und Besitztümer waren nach dem Abzug der Mönche 1533 oder 1534 von Herzog Philipp in Besitz genommen worden. Die zurückgebliebenen Vasa Sacra (angeblich 14 Kelche) ließ er verkaufen und die Orgel in die Schlosskirche nach Osterode bringen.48) Die von Grape postulierte Neustiftung eines Chorgestühls in einer ansonsten ruinösen und entleerten Kirche nach 1540 ist unter diesen Umständen nicht anzunehmen.

Es muss davon ausgegangen werden, dass Letzner bei seinem Besuch in Pöhlde, der im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts stattgefunden hat, das Langhaus beschädigt, den Chor mit dem Gestühl aber weitgehend intakt vorgefunden hat. Eine lebendige Tradition scheint er am Ort nicht mehr angetroffen zu haben, wie seine auffallend dürftigen Angaben zur Geschichte des Klosters im 16. Jahrhundert zeigen. Seine Informationen über den Duderstädter Bildschnitzer und dessen Lohn, die er offenbar einem auf deutsch abgefassten Vertrag entnommen hat, könnte er dagegen aus dem Archiv des Konvents in Duderstadt erhalten haben. Diese brachte er dann unzutreffenderweise mit dem Gestühl in Verbindung.

Zu den Resten einer Deesisgruppe aus Pöhlde, deren Figuren stilistische Übereinstimmungen mit denen am Gestühl aufweisen, deren heutige Inschriften aber später in gotischer Minuskel aufgemalt wurden, vgl. Nr. 49.

Textkritischer Apparat

  1. (ET)] Tironisches ET, bestehend aus zwei senkrecht gestellten, nach innen offenen, weit über der Mittellinie zusammentreffenden Bögen, der linke beginnend in Höhe der Mittellinie, der rechte bis zur Grundlinie heruntergezogen. In (N) sind die Bögen gebrochen.
  2. UEN(ER)IT] Kürzungszeichen in Form eines nach links offenen Dreiecks nach dem I.
  3. S(AN)C//[TV]S] Befund: SC//AIS, mit Kürzungsstrich über I. Möglicherweise verschrieben aus einer Vorlage SACTS, bei der A und C vertauscht wurden (zur einer getilgten Buchstabenvertauschung vgl. die folgende Anm.) und ein kapitales T (mit kurzem Balken) für I verlesen wurde.
  4. SA(N)CTOR(VM)] Zwischen C und T wurde ein irrtümlich geschnitztes N teilweise ausgestichelt.
  5. Fehlstelle; das Ende des Schriftbandes ist ersetzt.
  6. S(AN)C[TV]S] Befund: SCAIS, mit Kürzungsstrich über AI. Vgl. Anm. c.
  7. SVM(ER)E] Zwischen M und E über der Zeile r-Haken als Kürzungszeichen.
  8. DIVIN//AM] AM auf der mittleren Leiste des Spitzbogens; DIVINAS Mithoff.
  9. (CHRISTVS)] Befund: Christusmonogramm mit den griechischen Buchstaben XPC.
  10. G und O teilweise abgearbeitet, das O zusätzlich durch ein späteres Befestigungsloch gestört.

Anmerkungen

  1. Letzner, Klösterchronik, Cod. Ms. Hist. 248, p. 1078f.; Cod. Ms. Hist. 249, Bl. 1227r/v.
  2. Vgl. Grape, Rätsel 1, S. 56. Spuren lassen sich in den Ecken noch erkennen.
  3. Vgl. LCI, Bd. 2, Sp. 414f.
  4. Vgl. LCI, Bd. 5, Sp. 324f. u. 327f.
  5. Vgl. Grape, Rätsel 1, S. 56, 63f. u. 67.
  6. Inv.-Nr. WM XXIII, 9–13. Vgl. Welfen-Museum, S. 42. Von der Osten, Katalog der Bildwerke, S. 42. 1843 waren die Wangen noch in der Kirche; Nolte erwähnt und beschreibt das Bild König Heinrichs und das der Synagoge; [Nolte], Kloster Pöhlde, S. 275.
  7. Vgl. Grape, Rätsel 1, S. 70–76 u. bes. die Rekonstruktionszeichnung S. 71.
  8. Letzner berichtet Ende des 16. Jahrhunderts von einem hölzernen Stifterbild (Bildniß) der „Kaiserin“ Mathilde mit der Kirche in der Hand, das ebenfalls im Chor zu finden war; dabei war ein Wappenschild angebracht mit einem (Phantasie-)wappen und einer Helmzier; Letzner, Klösterchronik, Cod. Ms. Hist. 248, p. 1077. Die Helmzier deutet darauf hin, dass der Wappenschild erst im 15. Jahrhundert angefertigt wurde. Auch Eckstorm zufolge konnte das Bild (statua) im Kloster Pöhlde um 1617 noch gesehen werden; Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 306. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts waren das Bild Mathildes und der Wappenschild nicht mehr vorhanden; Leuckfeld, Antiquitates Poeldenses, S. 19. Dazu vgl. Grape, Rätsel 1, S. 77–79 (mit anderen Schlussfolgerungen).
  9. Die Figuren der Kirchenpatrone Johannes und Servatius, die Grape hierher setzt (Grape, Rätsel 1, S. 73; pauschal auch Habicht, Chorgestühle, S. 4), gehören wohl eher zu der Deesisgruppe Nr. 49.
  10. Zu den Beschreibungen vgl. Grape, Rätsel 1, S. 36f. u. 40–43. Von der Osten, Katalog der Bildwerke, S. 42–45 (mit Abb.). Die Köpfe haben die Inventar-Nummern WM XXIII, 126f–h.
  11. Vgl. Grape, Rätsel 1, S. 53–56. Habicht, Chorgestühle, Tafel VII, Abb. 13.
  12. Mc. 12,29, beruhend auf Dt. 6,4: Audi Israhel Dominus Deus noster Dominus unus est.
  13. Act. 3,22: Moyses quidem dixit: quia Prophetam suscitabit vobis Dominus Deus vester de fratribus vestris. Nach Dt. 18,15: Prophetam de gente tua et de fratribus tuis sicut me suscitabit tibi Dominus Deus tuus. Zitiert auch in der unten genannten Predigt des Quodvultdeus (Ps.-Augustinus), Contra Ivdaeos, Paganos et Arrianos, XIII.1, in: Quodvultdeus, Opera, S. 242; vgl. Anm. 16.
  14. Ps. (H) 71,6.
  15. Ez. 44,2: Porta haec clausa erit non aperietur et vir non transiet per eam; transibit in der Sixto-Clementina.
  16. Vgl. Quodvultdeus (zugeschrieben), Contra Ivdaeos, Paganos et Arrianos, XII.2, in: Opera Quodvultdeo Carthaginiensi episcopo tribvta, edidit R. Braun, Turnhout 1976 (CCSL 60), S. 242. Bis in das späte 19. Jahrhundert Augustinus zugeschrieben; vgl. Migne, Patrologia Latina, Bd. 42, Sp. 1124. Vgl. auch Gregor der Große, Expositio in librvm I Regvm, VI, 97, in: Gregor der Große, Expositiones, S. 606, Sp. 2175f. Nach Dn. 9,24: … et unguatur sanctus sanctorum. Vgl. auch I Io. 2,20 u. 27. – Das Ps.-Augustinus-Zitat wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts in Köln auf dem Tragaltar des Eilbertus und um 1180 auf einem Braunschweiger Kuppelreliquiar angebracht; DI 35 (Stadt Braunschweig I), Nr. 11 (A2) u. 18 (E). Zum Vorkommen im italienischen, französischen und deutschen Sprachraum auf Propheten-Apostelreihen vgl. Gay, Le choix des textes, S. 186 u. 191.
  17. Ion. 4,2: Scio enim quia tu Deus clemens et misericors es, patiens et multae miserationis et ignoscens super malitia. Zu ergänzen ist wahrscheinlich PATIENS oder eine gekürzte Form von MISERICORS.
  18. Offenbar eine Verbindung von Ps. 90,3 (G) u. Mt. 1,21; vgl. Ps. 90,3 (G): quoniam ipse liberabit me de laqueo venantium et a verbo aspero; Mt. 1,21, wo es in der Verkündigung an Maria heißt: Du wirst einen Sohn gebären und ihn Jesus nennen, ipse enim salvum faciet populum suum a peccatis eorum. Zu ergänzen ist also vermutlich P[OPVLVM (SVVM)].
  19. Beruhend auf: ecce Deus noster: exspectavimus eum, et salvabit nos; Antiphon (Corpus antiphonalium officii, Bd. 3, S. 185, Nr. 2504) nach Is. 35,4 (dicite pusillanimis confortamini nolite timere ecce Deus vester ultionem adducet retributionis Deus ipse veniet et salvabit vos).
  20. Hab. 3,3: Deus ab austro veniet et Sanctus de monte Pharan semper operuit caelos gloria eius et laudis eius plena est terra.
  21. Mal. 3,1: Ecce ego mittam angelum meum … et statim veniet ad templum suum dominator … ecce venit dicit dominus exercituum.
  22. Die Worte humanam dignatus sumere formam finden sich bereits bei dem spätantiken Autor (Coelius) Sedulius (gest. um 450): Sedulius, Carmen paschale, 1. Buch, V. 353, in: Sedulii opera omnia, hg. von Johannes Huemer, Victoria Panagl, Wien 2007 (CSEL vol. X), S. 41. Vgl. aber auch den Hymnus De sanctis innocentibus, in: Analecta hymnica, Bd. 44, S. 156: Pro qua humanam dignatus es sumere formam.
  23. Vgl. (Pseudo-Abdias), Acta Apostolorum Apocrypha Sive Historia Certaminis Apostolici adscripta Abdiae, Liber Decimus (De rebus a beato Philippo Apostolo gestis) III, in: Fabricius, Codex Apocryphus, S. 740: Ipse autem per unum annum jugiter doceret eos, qvomodo mundo periclitanti adventus domini subvenisset … Die möglicherweise im späten 6. Jahrhundert im Umkreis des Gregor von Tours entstandene Sammlung war in zahlreichen, immer wieder ergänzten und umgestellten Versionen im ganzen Mittelalter gegenwärtig. Vgl. Richard Adelbert Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden. Ein Beitrag zur altchristlichen Literaturgeschichte, Bd. 1, Braunschweig 1883, S. 137f. u. 146f., auch S. 36f. u. 117f. Els Rose, Ritual Memory. The Apocryphal Acts and Liturgical Commemoration in the Early Medieval West (c. 500-1215), Leiden 2009 (Mittellateinische Studien und Texte 40), bes. S. 20–22, 125–162 u. 294–296.
  24. Die Formel per virginem bzw. de virgine nasci dignatus est findet sich als Trope (Ausschmückung des Gesangs) in der Weihnachtsmesse in der Form Hodie salvator mundi per virginem nasci dignatus est; Corpus Troporum. Tropes du propre de la messe, Bd. 1: Cycle de Noël, par l’équipe de recherches sur les tropes placée sous la direction de Ritva Jonsson, Stockholm [u. a.] 1956 (Studia Latina Stockholmiensia, Bd. 21), S. 112. Als Responsio am Weihnachtsfest vielfach belegt; vgl. Beata viscera Mariae virginis … Christum dominum quia hodie pro salute mundi de virgine nasci dignatus est; Cantus ID: 006171: http://cantusindex.org/feast/02122500 (22.02.2018). Vgl. auch Cantus-ID: 006848; 006858; 001435; 003985; 006276a. Im Klosterzusammenhang ist auch an die Benediktionsformel zur Lesung der Matutin an Weihnachten zu denken: Deus, Dei filius, qui hodierna die de Virgine nasci dignatus est, misereatur nostri; vgl. Suitbert Bäumer, Geschichte des Breviers. Versuch einer quellenmäßigen Darstellung der Entwicklung des altkirchlichen und des römischen Officiums bis auf unsere Tage, Freiburg i. Br. 1895, S. 269.
  25. Aus der Passio S. Jacobi apostoli fratris Domini, in der es – in einer Rede des Apostels – heißt: Hic nostris temporibus ex semine David ex virginali utero hominem natum assumpsit; zitiert in: Catalogus Codicum Hagiographicorum Bibliothecae Regiae Bruxellensis, Pars I, Brüssel 1886, S. 203 (Codex signatus no 380–82, Bl. 4v–5r). Ebenso in einer Handschrift aus Chartres: Catalogus Codicum Hagiographicorum Bibliothecae Civitatis Carnotensis, in: Analecta Bollandiana, Bd. 8, 1889, S. 86–208, hier S. 136. Vgl. Bibliotheca Hagiographica Latina antiquae et mediae aetatis [BHL], Bd. 1, Brüssel 1898–1899; BHL, Novum supplementum, Brüssel 1986, jeweils Nr. 4089–4097. Weitere Handschriften der Passion, zumeist aus dem 12. u. 13. Jahrhundert, lassen sich im Internet in belgischen (Mons), französischen (Arras, Dijon [aus Citeaux], Paris [Bibliothèque Nationale], Troyes, Valenciennes), englischen (Cambridge, London [British Museum], Oxford [Bodleian Library]) und österreichischen (Zwettl, Graz) Bibliotheken ausmachen. Der in einer Wolfenbütteler Handschrift enthaltene Text entspricht ausweislich der Beschreibung in der Handschriftendatenbank der Herzog August Bibliothek dem in Chartres; HAB Cod. Guelf. 470 Helmst., Bl. 8r/v; auch in einer weiteren Handschrift, Cod. Guelf. 497 Helmst., Bl. 27r–29v.
  26. Lc. 1,31: Ecce concipies in utero et paries filium et vocabis nomen eius Iesum. Zur Verwendung als Antiphon vgl. Corpus antiphonalium officii, Bd. 3, S. 184, Nr. 2499.
  27. Wappen Hl. Römisches Reich (einköpfiger Reichsadler).
  28. Vgl. Schiller, Ikonographie, Bd. 2, S. 121–124, bes. S. 123f.; Bd. 4.1, S. 45–68, bes. S. 48 u. 50–52. Es fehlen die Binde vor den Augen und der Esel als Reittier, wie sie eine sonst sehr ähnliche Darstellung in der Johannis-Kirche in Werben (nördliche Altmark in Sachsen-Anhalt), entstanden um 1410/20, aufweist; vgl. Monika Böning, Die mittelalterlichen Glasmalereien in der Werbener Johanniskirche, Berlin 2007 (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland, Bd. XIX,1), S. 211f., zusammen mit S. 49f.
  29. Über zwanzig Beispiele der Gegenüberstellung einer Propheten- und einer Apostelreihe aus dem Hoch- und Spätmittelalter im französischen Sprachraum zeigen einen Kernbestand an Zitaten, zu dem sich in Pöhlde keine Übereinstimmungen feststellen lassen; vgl. Gay, Le choix des textes, S. 185f. u. 190f. Die Daniel (vgl. Anm. 16) und Habakuk (vgl. Anm. 20) beigegebenen Zitate sind den Propheten dagegen auch auf einem Mosaik in der östlichen Kuppel des Markusdoms in Venedig zugesellt; https://www.wga.hu/html_m/zgothic/mosaics/6sanmarc/index.htm (11.02.2019).
  30. Unter Bezug auf Dn. 9,25–27. Vgl. Gay, Le choix des textes, S. 187.
  31. Vgl. Gay, Le choix des textes, S. 187. LCI, Bd. 1, Sp. 461f. Richard Hamann, Kunst und Askese. Bild und Bedeutung in der romanischen Plastik in Frankreich, Worms 1987, S. 77–81.
  32. Letzner hat den Aposteln Sätze aus dem Credo zugeschrieben (wie Anm. 36). Dabei ist er von einem verbreiteten – in Einbeck z. B. am Radleuchter von St. Alexandri vorkommenden – Typus ausgegangen; vgl. DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 9. Möglicherweise waren die Dorsale so angebracht, dass sie sich nicht gut lesen ließen.
  33. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 3, S. 1258 (W. Könighaus). Germania Benedictina, Bd. VI, S. 413 (Jankowski).
  34. Vgl. insgesamt Grape, Rätsel 1 u. 2. – Der Verfasser hat sich mit Grapes Thesen in einem Aufsatz auseinandergesetzt, der in englischer Sprache erschienen ist: Lampe, Choir Stalls, S. 234–250. Die im Folgenden vorgetragene Argumentation entspricht der dort dargelegten.
  35. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 178.
  36. Letzner, Klösterchronik, Cod. Ms. Hist. 248, p. 1079; Cod. Ms. Hist. 249, Bl. 1227v. Habicht und von der Osten (folgende Anm.) zitieren nach der in der GWLB Hannover liegenden Abschrift Ms. XXIII, 227a, S. 1235f.
  37. Vgl. Habicht, Chorgestühle, S. 3f., 67 u. 72. Von der Osten, Katalog der Bildwerke, S. 42. Kat. Stadt im Wandel 2, Nr. 682, S. 771.
  38. Vgl. Habicht, Chorgestühle, S. 4f., 67f. u. 72. Von der Osten, Katalog der Bildwerke, S. 44. DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 6.
  39. Vgl. Grape, Rätsel; zu Letzner bes. 1, S. 44–46 u. 77f.; zu den Inschriften S. 65f., zu den Zerstörungen S. 77–81 u. 94–96, zu den stilistischen Gesichtspunkten bes. S. 66f., 75f., 83–86, 102–174 (u. 2, S. 93–118), zur Entstehung nach 1540 bes. S. 96f. u. 122, zur angenommenen Motivation S. 127–131.
  40. Vgl. auch Knapinski, Ikonographie, bes. S. 35–43. So im Grundsatz auch Grape, Rätsel 1, S. 63–65 u. 73–75.
  41. Die Bezeichnung der Nimbenform orientiert sich an den Kategorien von Collinet-Guerin, die Nimben mit breiteren Unterteilungen, wie hier, als „pétales“ (Blätter) und „rosace“ (Rosetten) bezeichnet; Marthe Collinet-Guerin, Histoire du Nimbe des origines aux temps modernes, Paris 1961, S. 718–722.
  42. Vgl. von der Osten, Katalog der Bildwerke, S. 47–49. In der Malerei findet sich diese Nimbenform auf den um 1300 bemalten Innenseiten der Türen des (späteren) Kelchschrankes im Doberaner Münster; Voss, Doberaner Kelchschrank, S. 127 (Abb. 4), zur Datierung ebd., S. 139. In Köln erscheint die Blattform bei Nimben im 3. Viertel des 12. Jahrhunderts mehrmals: im Tympanon von St. Pantaleon, auf der Grabplatte der Plektrudis in St. Maria im Kapitol, die ebenfalls ein zweizeiliges Schriftband in den Händen trägt, sowie im Tympanon von St. Cäcilia; vgl. Ornamenta Ecclesia, Bd. 2, S. 304 (E 81), S. 334f. (E 99), S. 355 (E 118); vgl. auch den in Köln gefertigten Scyphus aus St. Nikolaus in Brauweiler („um 1180“) mit einem kreisförmigen Blattnimbus im Inneren des Deckels, der die Hand Gottes umschließt; ebd., Bd. 3, S. 156–158 (H 61).
  43. Vgl. Grape, Rätsel 1, S. 87–90.
  44. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 3, S. 1259f. (W. Könighaus). Germania Benedictina, Bd. VI, S. 415 (Jankowski).
  45. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 3, S. 1260f. (W. Könighaus).
  46. Ebd., S. 1255.
  47. Letzner, Klösterchronik, Cod. Ms. Hist. 248, p. 1079. Letzner bezieht seine Angabe auch nur vorsichtig (soll ein meister aus Duderstadt gemacht, und an ieglichem stucke eine osterodische Marck verdient haben) auf das Gestühl.
  48. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 3, S. 1256–1258 u. 1260f. (W. Könighaus). Germania Benedictina, Bd. VI, S. 416 (D. Jankowski). Max, Grubenhagen, Bd. 2, S. 167–169.

Nachweise

  1. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 179.
  2. Habicht, Chorgestühle, Tafel II–IV.
  3. Von der Osten, Katalog der Bildwerke, S. 42, mit Abb. S. 43–45 (M–O).
  4. Grape, Rätsel 1, S. 40f., 57–62 (Abb. 15–26) u. 64–66.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 4 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0000402.