Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 2† Walkenried, Klosterkirche 1290

Beschreibung

Weiheinschrift? An den Bericht über die Weihe des Neubaus der Klosterkirche im Jahr 1290, die mit Erlaubnis des Erzbischofs Gerhard von Mainz durch Bischof Siegfried II. von Hildesheim vollzogen wurde, schließt Leuckfeld eine alte Abschrifft der Mönche an, die dies bezeuge.1) Das Formular des Textes entspricht dem einer Weiheinschrift. Es ist zumindest gut möglich, dass Leuckfeld deren Abschrift vorlag, ohne dass die Anbringung als Inschrift vermerkt wurde. Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Text um die Abschrift der Weiheurkunde handelt.

Inschrift nach Leuckfeld.

  1. [AN(N)O]a) INCARNATIONIS DOMINICAE M CC XC PRAESIDENTE TUNC ABBATE HERMANNO POSTQUAM CONSUMMATUM ERAT OPUS AEDIFICATIONIS MONASTERII IN WALKENRIDEN ILLUD CUM ECCLESIA SUA III ID(US) JUNII2) QUANDO SANCTA ECCLESIA MEMORIAM S(ANCTI) BARNABAE APOSTOLI COLIT IN HONORE OMNIPOTENTIS DEI BEATISSIMAE VIRGINIS MARIAE ET SANCTI MARTINI CONFESSORIS ET EPISCOPI CONSECRATAb) EST A REVERENDISSIMO PATRE ET DOMINO SIFRIDO HILDENSEMENSE EPISCOPO VICARIO REVERENDISSIMI ARCHIEPISCOPI GERHARDI IN HUNC ACTUM DEUS BENEDICAT HUIC LOCO AMENc)

Übersetzung:

Im Jahr 1290 nach der Fleischwerdung des Herrn, nachdem unter dem damals amtierenden Abt Hermann das Werk des Klosterbaus in Walkenried vollendet war, wurde es (das Kloster) zusammen mit der zugehörigen Kirche am dritten Tag vor den Iden des Juni, an welchem Tag die heilige Kirche den Gedenktag des heiligen Apostels Barnabas feiert, geweiht zur Ehre des allmächtigen Gottes, der seligsten Jungfrau Maria und des heiligen Bekenners und Bischofs Martin durch den hochwürdigsten Vater und Herrn Siegfried, Bischof von Hildesheim und Vertreter des hochwürdigsten Erzbischofs Gerhard für diesen (Weihe-)Akt. Gott segne diesen Ort, Amen.

Kommentar

Der Hildesheimer Bischof Siegfried II. von Querfurt (1279–1310) stellte am Tag der Weihe dem Kloster eine Urkunde aus, in der er dem Abt von Walkenried und dessen Abgesandten das Recht verlieh, in der Diözese Hildesheim die Beichte abzunehmen und zu predigen.3) Abt Hermann ist urkundlich belegt von 1290 bis 1308;4) im Jahr 1308 wurde er auf der Reise zum Generalkapitel des Ordens ermordet und im Zisterzienser-Frauenkloster Ramsen (Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz) bestattet.5) Der Vorgänger ist bis 1289, der Nachfolger ab 1309 nachgewiesen.6)

Textkritischer Apparat

  1. [AN(N)O]] SVB Leuckfeld; wahrscheinlich bereits in der Abschrift verlesen aus AN(N)O, das hier formulargemäß zu erwarten ist. Vgl. z. B. DI 29 (Stadt Worms), Nr. 10 u. 11; DIO 1 (Mainz), SN 1, Nr. 14; www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di002mz00k0001404 (05.07.2018).
  2. CONSECRATA] Statt CONSECRATUM.
  3. ET SANCTI MARTINI … AMEN] Im Druck bei Leuckfeld, mit Ausnahme von SIFRIDO, nicht in Versalien.

Anmerkungen

  1. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 1, S. 84–86. In der heute noch vorhandenen kopialen Überlieferung findet sich der Text nicht; freundliche Auskunft von Josef Dolle, dem Herausgeber des Walkenrieder Urkundenbuchs.
  2. 11. Juni.
  3. UB Walkenried, Bd. 1, Nr. 635.
  4. UB Walkenried, Bd. 1, Nr. 638, 652, 674, 689, 690, 692, 693, 716; Bd. 2, Nr. 732, 733, 768, 776, 782, 788, 816.
  5. UB Walkenried, Bd. 2, Nr. 836, 872.
  6. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 3, S. 1486 (J. Dolle).

Nachweise

  1. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 1, S. 86.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 2† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0000208.