Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 172 Osterode, St. Jacobi 1624

Beschreibung

Glocke. Bronze. Die Schlagglocke hängt in der Laterne des Turms und war nur teilweise zugänglich. An der Schulter ein Kreuzblumenfries. Darunter zwischen zwei Stegen die erhaben gegossene Inschrift und mehrere Rosetten als Worttrenner. Zwischen dem unteren Steg und einem weiteren Steg drei Lilienmedaillons im Tauband. An der Flanke darunter eine Madonna auf der Mondsichel im Strahlenkranz, in der Höhe der Mondsichel einen Doppelsteg unterbrechend. Rechts von dieser ein thronender Christus, links von der Madonna ein größeres Medaillon in einem Perlrand mit der Darstellung eines Reiters mit Hut. Weiter unterhalb noch ein Doppelsteg; am Rand des Wolms ein Dreifachsteg.

Maße: H.: 30 cm; Dm.: 37 cm; Bu.: ca. 1,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/3]

  1. · · · [A]N(N)O · 16 [24]a) · · ·

Kommentar

Der Glockenschmuck macht für eine im frühen 17. Jahrhundert für eine evangelische Kirche gegossene Glocke einen ungewöhnlich „katholischen“ Eindruck. Das Reiterrelief findet sich ebenso auf einer Glocke in Wallensen aus dem Jahr 1617, die auf die beiden lothringischen Wandergießer Thomas Simon und François Breutel zurückgeht.1) Die Buchstaben und Ziffern wurden bei der vorliegenden Glocke vor dem Guss aus Wachsstreifen zusammengesetzt und nicht mit Wachsplättchen auf die Form aufgesetzt wie bei der Glocke Nr. 167.

Angesichts der Umstandes, dass Thomas Simon 1621 die große Schlagglocke Nr. 167 für St. Jacobi goss, erscheint es gut möglich, dass die vorliegende Glocke drei Jahre später ebenfalls von einem lothringischen Wandergießer gegossen wurde, der zwar das Reitermodel, nicht aber die Buchstabenmodel von Simon mit sich führte.

Textkritischer Apparat

  1. 16 [24]] Befund: Z-förmige 2 um 90° nach links gedreht, so dass die Form eines N erscheint; die 4 ist spiegelverkehrt und beim Guss etwas verrutscht. Die Glockenkartei hat als Jahreszahl 1606.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Lkr. Hameln-Pyrmont, S. 489 mit Abb. 568. Deutsches Glockenarchiv im GNM Nürnberg, Glocke Nr. 5/14/20 C (mit Fotos).

Nachweise

  1. Glockenkartei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 172 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0017205.