Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 170 Herzberg, St. Nicolai 1624

Beschreibung

Glocke. Bronze. Unterhalb der Schulter ein Fries von aufgerichteten Kreuzblumen, die durch sich überschneidende Bögen verbunden sind. Darunter zwischen einfachen Stegen die erhaben gegossene, zweizeilige Inschrift. Die Inschrift wurde beim Guss unsauber ausgeführt.

Maße: H.: 51 cm; Dm.: 59 cm; Bu.: 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/4]

  1. HANS WITT[.]RICH · VND · IVRGE[N] · ENGELCKEN · 1624 ·/ M(EISTER) · DAVIT · FO[BBE]N KLOCKENG[I]ESER · VON · GOTTINGENa) ·

Kommentar

Die Schrift, soweit sie durch den Gussschaden nicht gestört ist, zeigt die für David Fobben typische sporenlose, mit breitem Strich ausgeführte Kapitalis.

David Fobben, der aus einer Göttinger Schmiede- und Gießerfamilie stammte, erscheint von 1609/10 bis 1650 im Göttinger Schossregister. Zwischen 1635 und 1646 bekleidete er mehrmals das Amt des Gildemeisters der Schmiede, dem die Gießer angehörten; er starb vor November 1655.1) Seine früheste nachgewiesene Glocke entstand 1619 für Volpriehausen (Lkr. Northeim).2) Zwischen 1633 und 1646 hat David Fobben neun weitere Glocken für Orte in der Nähe Göttingens und im südlichen und östlichen Landkreis gegossen.3) Hängende Friese finden sich bereits auf einer Glocke seines Werkstattvorgängers Hans Fobben aus dem Jahr 1584 sowie auf den anderen Glocken des David Fobben.4)

Bei Hans Wittrich und Jürgen Engelcke dürfte es sich um die zur Zeit des Gusses amtierenden Kirchenvorsteher handeln.

Textkritischer Apparat

  1. Die Lesung auf dem Fragebogen von 1917 ist wegen der schlecht ausgefallenen Schrift stark abweichend: FLECKEN HERZBERG … GÖTTINGEN … M . DAVIT …

Anmerkungen

  1. Biografische Angaben nach dem Kommentar von Sabine Wehking zu DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 352. Vgl. auch Eichler/Poettgen, Handbuch der Stück- und Glockengießer, S. 90.
  2. DI 96 (Lkr. Northeim), Nr. 250. 1639 goss er Glocken für Hettensen und Angerstein; ebd., Nr. 287 u. 288.
  3. Vgl. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 352 (Elliehausen), 354 (Groß Lengden), 359 (Sieboldshausen), 360 (Bremke), 361 (Dramfeld), 362 (Elkershausen), 364 (gegossen für Seulingen; heute Göttingen, St. Jacobi) u. 390 (Roringen, 1646). Eine 1636 für Obernjesa gegossene Glocke ist nachgewiesen bei Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 164. Eine weitere Glocke entstand 1645 für Oberbillingshausen; Plesse-Archiv 26, 1990, S. 103. Weitere Nachweise im Kommentar zu DI 96 (Lkr. Northeim), Nr. 250.
  4. Vgl. DI 96 (Lkr. Northeim), Nr. 171 mit Abb. 246; ebd., Nr. 287 u. 288. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 352, 354, 361 u. 362.

Nachweise

  1. Fragebogen von 1917; Westfälisches Glockenmuseum in Gescher: Unterlagen des Provinzialkonservators der Provinz Hannover, Konvolut Kreis Osterode.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 170 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0017001.