Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 199 St. Johanniskirche 1606
Beschreibung
Epitaph des Eberhard von Mallinckroth an der Westwand des südlichen Querschiffs. Sandstein. Im Mittelteil gerahmt von zwei korinthischen Säulen, die ein dreieckig vorspringendes Gesims tragen, ein Relief der Grablegung Christi. Auf dem weit vorspringenden Sockel darunter in der Mitte zwei Wappenschilde. Das Epitaph wird nach unten durch eine Kartusche abgeschlossen, auf der sich zwischen Voluten und Früchtedekor auf einem vorgewölbten Schild eine Inschrift in erhabenen Buchstaben befindet, unter dem Schild ein Engelskopf. Die Bekrönung des Epitaphs bildet ein von zwei Frauengestalten gerahmtes ovales Medaillon mit einem Relief der drei Frauen am Grabe.
Maße: H.: 243 cm; B.: 135 cm; Bu.: 2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
· DEO · O(PTIMO) · M(AXIMO) · AVSPICE · EBERHARDVS · A MALLINGROTH / EX DIOECESI MONAST(ERIO) NOBILI GENERE ORTVS / ADMINISTRATO PER DECENIVM HVIVS COLLEGII DECANATV / CONCORDIBVS CLERI PRIMARII VOTIS ANNO 1592 ELECTVS / DECANVS MAIORIS ECCL(ES)IAE MINDENSIS: / ADEPTAQ(VE) AB ILL(VSTRISSI)MO PRINCIPE ERNESTO DVCE BRVN(SVICENSE) ET LVNEB(V)R(GENSE) / EX SINGVLARI GRATIA PRAEPOSITVRA IN BVRIAGE AN(N)O 1598 / POSTVLATVS ANNO 1600 · PRAEPOSITVS · LEVERENSIS · VIVVS FIDEIQ(VE) SVAE COMMISSIS ADHVC PROSPICIENS · / CONSILIO · FIDE · INDVSTRIA: MONVM(ENTVM) HOC IN PERPETVAM SVI MEMORIAM · F(IERI) · F(ECIT) · / ANNO 1606
Übersetzung:
Unter dem Schutz des allmächtigen Gottes. Eberhard von Mallinckroth aus der Diözese Münster, von vornehmer Herkunft, wurde nach zehn Jahren Tätigkeit im Amt des Dechanten dieses Kollegiums einstimmig von dem ausgezeichneten Klerus im Jahr 1592 zum Dechanten des Mindener Doms gewählt. Nachdem er 1598 durch einzigartige Gunst von dem hochberühmten Fürsten Ernst von Braunschweig und Lüneburg die Präpositur in Büren erhalten hatte, wurde er 1600 als Propst von Levern berufen. Noch zu Lebzeiten, während er für die seiner Fürsorge Anvertrauten mit Einsicht, Glauben und Fleiß tätig ist, hat er sich dies Denkmal zur ewigen Erinnerung setzen lassen.
Mallinckroth (drei in Winkel gestellte Blätter)1) |
Ohr (rechtsschräger Balken mit vier aufsteigenden Spitzen belegt)2) |
Anmerkungen
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 85.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 96.
- Matrikel Rostock, Bd. 2, S. 191 a.
- Meyer, Bischof Detmar, S. 58.
- Das Todesdatum Mallinckroths läßt sich nur erschließen. Olpp, S. 40, gibt die Amtszeit Mallinckroths als Propst von Levern mit 1600 bis 1617 an. Culemann, S. 73, vermerkt als Todesdatum den 18. Januar 1677, was nur auf einen Druckfehler zurückgehen kann.
- Olpp, S. 40.
- Stenelt werden auch die Epitaphien Nr. 200, 202, 208, 245 zugeschrieben. Vgl. dazu Stiff, S. 5–11, und Koch, S. 138ff.
- Dazu Stiff, passim; Koch, S. 138–143.
Nachweise
- Siebern/Fink, S. 108f.
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 199 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0019902.
Kommentar
Die Kapitalis zeichnet sich durch schlanke, hohe Buchstaben und eine leichte Neigung nach rechts aus, besonders elegant sind die schmalen, sehr spitz zulaufenden V.
Eberhard von Mallinckroth immatrikulierte sich 1576 an der Universität Rostock3). Nach seinem Studium wurde er Mitglied des Kapitels von St. Johann, 1583 wurde er zum Dechanten von St. Johann gewählt, gab dieses Amt jedoch 1584 ab, um in Minden das Amt des Domdechanten auszuüben4). Von 1600 bis zu seinem Tod am 18. Januar 16175) war er gleichzeitig auch Propst zu Levern6).
Sein Grabdenkmal hat Mallinckroth lange vor seinem Tod in Auftrag gegeben. Es stammt aus dem Jahr 1606 und wird dem Bildhauer Adam Stenelt zugeschrieben, der sich im selben Jahr in Osnabrück niederließ7). Sein letztes signiertes Werk ist auf 1631 datiert. Stenelts Wirkungskreis ging weit über Osnabrück hinaus, bei den ihm zugeschriebenen Werken handelt es sich in erster Linie um Epitaphien8).