Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 178† Dom 1600

Beschreibung

Epitaph des Dompropstes Gottschalk Ledebur (dessen Grabplatte vgl. Nr. 179). Nach Gelenius1) befand sich an dem Epitaph eine Darstellung der Verkündigung. Es trug eine zweiteilige Inschrift und vier Wappen.

Inschrift (A) nach Gelenius, (B) nach Sammlung A.

  1. A

    R(everen)dus et Nobilis D(omi)n(u)s Godescalcus Ledebur Cathed(ralis) Ecclesiae Osnabrug(ensis) Praepositus Canonicus Mindensis Praepositus in Leveren obyt die 11. Jan(uarii) A(nn)o Jubilaeo 1600

  2. B

    Quem tegat hoc marmor, modicus quem funere claudatHic lapis ex nobis scire viator aves?Dicam equidem referamque lubens sed lingua repenteInterclusa stupet, verba vocat gemitus.Godescalcus Ledebur fidei ac virtutis imagoEt cleri et stirpis gloria magna suaeClauditur hoc saxo stimulis qui motus avitisa).Aula magnus erat, magnus in aede sacraMaior at in caelo iam mens aeterna triumphat,Frigida terra licet corpus inane tegat.

Übersetzung:

Der verehrungswürdige und edle Herr Gottschalk Ledebur, Propst am Dom zu Osnabrück, Kanoniker zu Minden und Propst zu Levern, starb am 11. Januar im Jubeljahr 1600. (A)

Wen dieser Marmor bedeckt, wen dieser bescheidene Stein im Tod einschließt, willst du, Wanderer von uns wissen? Ich würde gern erzählen und berichten, aber plötzlich unterbrochen stockt mir die Zunge, das Seufzen zieht die Worte an sich. Gottschalk Ledebur, ein Vorbild an Redlichkeit und Tugend, großer Ruhm des Klerus und seiner Familie, wird von diesem Stein umschlossen, der angespornt durch den Geist der Ahnen groß war bei Hofe, groß in der Kirche, aber größer noch triumphiert die unsterbliche Seele im Himmel, mag auch die kalte Erde den leeren Körper bedecken. (B)

Versmaß: Distichen (B).

Wappen (mit Beischriften?):
LedeburSchele
von Horne2)Welvelde2)

Kommentar

Gottschalk Ledebur ist seit dem Einsetzen der Kapitelsprotokolle 1573 als Domherr verzeichnet3). Nach dem Tod des Propstes Gisbert Budde 1582 wurde ihm die Eversburg zur Nutzung überlassen, die man bisher dem jeweiligen Propst verliehen hatte4). Ihr verfallener Zustand machte eine Übernahme jedoch wenig attraktiv, so daß das Domkapitel die Eversburg dem meistbietenden Domherren überließ. Gottschalk Ledebur unternahm zu ihrer Renovierung erhebliche bauliche Maßnahmen5). Am 31.8.1594 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Konrad Kettler (vgl. Nr. 165) zum Propst gewählt6). Da er ein entschiedener Vertreter des katholischen Glaubens war, ist dies als Zeichen dafür zu werten, daß sich innerhalb des Domkapitels die Gewichte zugunsten der katholischen Partei verschoben hatten. Als Angehöriger des Mindener Domkapitels, aus dessen Kreis der Propst des Stifts Levern gewählt wurde, erhielt er dieses Amt 1586 und bekleidete es bis zu seinem Tod7).

Textkritischer Apparat

  1. avitis] avitae Gelenius.

Anmerkungen

  1. Gelenius, S. 59.
  2. Die beiden Wappenbezeichnungen bei Gelenius unleserlich. Der Vergleich mit den Wappen auf der Grabplatte des Gottschalk Ledebur (Nr. 179) ergibt jedoch, daß es sich um die genannten Wappen gehandelt hat.
  3. StAO Rep. 560 III, Nr. 2, fol. 27v.
  4. Stüve, Hochstift, Bd. 2, S. 327.
  5. Bruch, S. 70.
  6. StAO Rep. 560 III, Nr. 4, fol. 29r.
  7. Olpp, S. 10.

Nachweise

  1. Gelenius, S. 59.
  2. Sammlung A, fol. 11v/12r (nur B).

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 178† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0017809.