Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 163† Dom 1592
Beschreibung
Grabstein des Scholasters Friedrich Smising. Die Sammlung A schreibt den Grabstein einem Friedrich Smiburg zu, die angeführten Lebensdaten weisen den Verstorbenen indessen eindeutig als Friedrich Smising aus.
Inschrift nach Sammlung A.
Natus homo postquam carae sum matris ab alvo,Vixi non mihi sed Christe benigne tibi.Mortuus inde semel, ceu lex sarcita requiritSurgam virtutis tempus in omne Deo.
Nobilis hic terrae Friderici membra Smisingia)Credita sunt matri, quae genus omne capit.Qui fuit ex istis unus cum laude celebriHuius Petrinae cura caputque scholae,Relligio probitas animi candorque fidesqueEt pax omnis in hoc enituere viro.Pauperitatis onus Christi de voce levabat,Hinc sibi caelestes accumulavit opes.
Übersetzung:
Nachdem ich als Mensch aus dem Leib der teuren Mutter geboren war, habe ich nicht für mich, sondern für dich, gütiger Christus, gelebt. Da ich nun einmal gestorben bin, wie es das Gesetz des Fleisches fordert, werde ich dem Gott der Stärke auferstehen für alle Zeit.
Hier ist der Mutter Erde der Leichnam des edlen Friedrich Smising anvertraut, die das ganze (Menschen)geschlecht in sich aufnimmt. Er war von ihnen derjenige, dem einzigartiger Ruhm zuteil wurde, der Petersschule galt seine Liebe, und er war ihr Leiter. Frömmigkeit, Rechtschaffenheit, Lauterkeit der Gesinnung, Treue und Friedfertigkeit, alles erstrahlte in diesem Mann. Mit Christi Wort erleichterte er die Last der Armut, daher hat er für sich himmlische Reichtümer angehäuft.
Versmaß: Distichen.
Textkritischer Apparat
- Smisingi] Smiburgi Sammlung A.
Anmerkungen
- StAO Rep. 560 III, Bd. 2, fol. 75v.
- Stüve, Hochstift, Bd. 2, S. 257. Laut Stüve lebte Smising mit Anna Wedinghaus in einem eheähnlichen Verhältnis, das für die Domkleriker dieser Zeit nicht ungewöhnlich war. Ebd., S. 369.
Nachweise
- Sammlung A, fol. 8r.
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 163† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0016308.
Kommentar
Der Domherr Friedrich Smising übernahm 1576 von Sander Morrien (vgl. Nr. 155) das Amt des Scholasters1), das er bis zu seinem Tod am 2. Juli 1592 ausübte. Smising gehörte zu dem der Reformation zuneigenden Teil des Domkapitels2).