Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 152 Kulturgeschichtliches Museum 1585/1594

Beschreibung

Zwei Gemälde. Öl auf Holz. Es handelt sich zum einen um ein Porträt (I) der Regina Hammacher, zum anderen um ein Porträt (II) des Bürgermeisters Heinrich Nitze und seiner Frau Regina, geb. Hammacher. Da die Gemälde offensichtlich von der gleichen Hand stammen und durch die dargestellten Personen eng miteinander verknüpft sind, werden sie hier im Zusammenhang behandelt.

Das Gemälde (I) stellt Regina Hammacher als junge Frau dar. Sie steht vor einem Tisch, von dem sie mit der linken Hand ein Buch aufnimmt, dessen Einband in Goldbuchstaben die Inschrift (A) trägt. Die Initialen sind durch ein Lilienornament getrennt. In der rechten Hand hält die Dargestellte eine Nelke. Ihre Kleidung wirkt besonders prächtig durch zwei breite, reich verzierte Goldgürtel und zwei Halsketten. An einer der Ketten hängt ein Medaillon mit dem Kreuz in der Mitte und der Umschrift (B).

Das Porträt (II) zeigt Heinrich Nitze im Ratsmantel mit großer Halskrause, seine Frau, ebenfalls mit großer Halskrause, trägt eine Haube mit seitlich lang herunterhängenden Bändern. Er hält in der rechten Hand ein Buch, auf dem Deckel – für den Betrachter auf dem Kopf stehend – oben die Inschrift (A), unten die Inschrift (B) in goldenen Lettern. Regina Hammacher hält in der rechten Hand wie auf dem Porträt (I) eine Nelke, in der linken ebenfalls ein Buch, über dessen Deckel von oben nach unten goldene Buchstaben verlaufen (C) – auch diese für den Betrachter auf dem Kopf stehend. Links vom Kopf des Heinrich Nitze dessen Wappen, links vom Kopf seiner Frau deren Hausmarke (H 10) in einem Wappenschild. Am oberen Bildrand verläuft über die ganze Breite die Inschrift (D).

I

Maße: H.: 62 cm; B.: 43 cm (ohne Rahmen); Bu.: 1 cm (Initialen), 0,4 cm (A mit Ausnahme der Initialen), 0,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    AN(NO)R ∗ H1585

  2. B

    IN HOC SIGNO VINCEESa)

Übersetzung:

In diesem Zeichen wirst du siegen. (B)

II

Maße: H.: 59 cm; B.: 58 cm (ohne Rahmen); Bu.: 0,5–0,7 cm (A–C), 1,2 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    A(nn)o AET(ATIS) 39

  2. B

    H N

  3. C

    A(nn)o · AET(ATIS) · 38

  4. D

    ORANDVM VT SIT MENS SANA IN CORPORE SANO1)

Übersetzung:

Im 38. Lebensjahr. (C) Es ist dafür zu beten, daß ein gesunder Geist in einem gesunden Körper sei. (D)

Versmaß:

Ein Hexamter (D).

 
Wappen:
Nitze (in Weiß drei grüne Eichenblätter)

Über die Identität der auf den beiden Gemälden dargestellten Personen hat es in der stadtgeschichtlichen Forschung Irrtümer gegeben, die daraus entstanden, daß es in zwei aufeinanderfolgenden Generationen zwei Frauen namens Regina Hammacher und in drei aufeinanderfolgenden Generationen drei Ratsherren und Bürgermeister mit Namen Heinrich Nitze gegeben hat2). Spechter3) hält die junge Frau auf dem Bild (I) für Regina Hammacher, geb. Cappelmann, die Mutter der Regina Nitze, geb. Hammacher. Dies läßt sich jedoch kaum mit der auf dem Bild gegebenen Datierung auf 1585 vereinbaren, da Regina Hammacher d. Ä. bereits 1588 im Alter von 73 Jahren starb4). Es kann sich somit nur um Regina Hammacher d. J. handeln, zumal die beiden Frauenporträts eine auffällige Ähnlichkeit der Gesichtszüge zeigen. Völlige Verwirrung in der Genealogie der Familie Nitze stiftete Meinz5), der die Inschriften (II A) und (II C) für Jahreszahlen hielt, die jedoch eindeutig als Altersangaben aufzufassen sind. Meinz hält die Dargestellten infolgedessen für den 1589 verstorbenen Heinrich Nitze (I.) und dessen Frau, als die er Regina Hammacher d. J. ansieht, die tatsächlich aber seine Schwiegertochter war. Wenn man aufgrund der Lodtmannschen Genealogie6) 1555 als Geburtsjahr Heinrich Nitzes (II.) ansetzt, muß das Bild auf 1594 datiert werden, auf das Jahr, in dem Nitze Ratsmitglied wurde. Dazu paßt, daß nach dieser Rechnung seine Ehefrau 1556 geboren wurde: Aus der Leichenpredigt für ihre Mutter Regina Hammacher d. Ä.7) geht hervor, daß diese 1552 den Bürgermeister Rudolph Hammacher heiratete. Ihre Tochter heiratete laut Lodtmann8) 1579 Heinrich Nitze, Porträt (I) wäre also nach der Eheschließung entstanden. Aus den angeführten Daten geht zweifelsfrei hervor, daß es sich bei den porträtierten Personen nur um den Bürgermeister und Ratsherrn Heinrich Nitze (II.) und seine Frau Regina, geb. Hammacher, handeln kann. Zwischen der Entstehung der beiden Bilder müssen neun Jahre liegen – im Blick auf die beiden Frauenporträts ist dies plausibel. Die Ähnlichkeit der Darstellung der Personen läßt sich nur dadurch erklären, daß man beide Bilder demselben – unbekannten – Maler zuschreibt.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. 10. Satire des Juvenal, V. 356.
  2. Heinrich Nitze (I.), Ratsherr und Kirchenrat zu St. Katharinen, † 1589; Heinrich Nitze (II.), * 1555, Ratsherr und Bürgermeister, † 1617; Heinrich Nitze (III.) 1637 2. Bürgermeister. Zu diesen Angaben vgl. F. G. W. Lodtmann, Gen. Tab. Nr. 1; Spechter, Ratsherrenlisten, S. 137–161.
  3. Spechter, S. 100.
  4. Dies ist ihrer Leichenpredigt (LB Hannover Cm 367) zu entnehmen.
  5. Osnabrück, S. 70f.
  6. F. G. W. Lodtmann, Gen. Tab. 1.
  7. Spechter, S. 100.
  8. F. G. W. Lodtmann, Gen. Tab. 1.

Nachweise

  1. Osnabrück, S. 70 (nur D), Abb. ebd.
  2. Stadt im Wandel, Bd. 1, S. 364ff., Nr. 284, 285. Abb. ebd.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 152 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0015205.