Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 144† St. Marienkirche (?) 1583

Beschreibung

Grabschrift des Johann Bremer. Das Grabdenkmal befand sich vermutlich in der Marienkirche, da dort auch der Vater des Verstorbenen, Theodor Bremer, beigesetzt wurde (vgl. Nr. 147). Klinckhamer1) schreibt die Grabschrift aufgrund der Namensnennung zu Beginn irrtümlich dem Theodor Bremer zu, ein Umstand, der Rückschlüsse auf das Verständnis der abgeschriebenen Texte zuläßt. Nach seinen Angaben hatte der Verstorbene sechszehnjährig seine eigene Grabschrift verfaßt.

Inschrift nach Chronik 3.

  1. Defunctum (Theodorus hoc Bremerus)a)Spem magnam generis sui JoannemGnatum condidit unicum sepulcro,Trecentumque decemque sexqueb) lustraEt cum tres hyemes forentc) peractaePost natam sobolem dei verendam.Regum luce sacra2) suam Joannes,Sex annos ubi vixerat decemque,Vitam vivere desiit caducam.Hunc luget Pietas, Minerva, Virtusd),Quarum se studys pie dicabate).Cum moestisque sororibus propinquiLugentf), patria luget hunc ademptum,Qui lumen patriae fuisset olim,Si mors passa foret, querela cesset,cesset luctus amarus, hic quieteDormit corpus, at in beatioreEt vera patria magis coruscoVivens lumine, spiritus triumphat.

    Legge uns up Here wattu wult,Und giff darby Genade und Gedult.

Übersetzung:

In diesem Grab hat Theodor Bremer die große Hoffnung der Familie, seinen verstorbenen einzigen Sohn Johannes beigesetzt, nachdem 1580 Jahre und drei Winter vergangen waren nach der Geburt des verehrungswürdigen Gottessohnes. Am heiligen Tag der Könige, als er 16 Jahre gelebt hatte, gab Johann sein vergängliches Leben auf. Diesen betrauert die Frömmigkeit, die Klugheit, die Tugend, um die er sich in frommem Eifer bemüht hat. Mit den betrübten Schwestern trauern die Angehörigen, trauert die Heimat, daß er dahingerafft wurde, der einst das Licht der Heimat gewesen wäre, wenn der Tod es zugelassen hätte. Doch nun soll die Klage aufhören, aufhören soll die bittere Trauer. Hier schläft in Ruhe der Körper, aber in der seligeren und wahren Heimat triumphiert die Seele in strahlendem Licht.

Versmaß: Die Inschrift ist in sapphischen Hendekasyllaben verfaßt.

Textkritischer Apparat

  1. So in der Chronik 3.
  2. sexque] sexo Chronik 3. (R)
  3. forent] florent Chronik 3. (R)
  4. Virtus] Victus Chronik 3.
  5. dicabat] dicebat Chronik 3. (R)
  6. Lugent] Luget Chronik 3.

Anmerkungen

  1. Chronik 3, S. 112.
  2. 6. Januar.

Nachweise

  1. Chronik 3, S. 112.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 144† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0014403.