Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 134† St. Katharinenkirche 1579
Beschreibung
Epitaph des Pfarrers Andreas Cronenberg und seiner Schwiegertochter Barbara Baumeister, früher an der Nordwand in der Nähe der Taufe. Über Gestaltung und Verbleib ist nichts bekannt. Die Inschrift ist in den beiden Inschriftensammlungen der Katharinenkirche, C und D, überliefert sowie in der Predigerchronik der Katharinenkirche. Diese Version findet sich gedruckt bei Schäfer. Sie enthält als einzige das letzte Distichon der Inschrift, erweist sich ansonsten jedoch als weniger zuverlässig. Daher wird hier eine kontaminierte Fassung wiedergegeben.
- A
Docto et Pio Viro Andreae Cronbergio munerea) docendi functo in hac ecclesia Annis duobus atque viginti pieb) nunc patrio in tumulo cubanti oetmariaec) Johannes filius patris vicem gerens cum Barbarae Baumeisteraed) mortem simul gemeret suaee) immaturiorem conjugis Dolorisf) haec monumenta pieg) pia posuit. obiit haech) Anno MDLXXIX d(ie) Jan(uarii) XXII aet(atis) XVIII ille vero A(nn)o MDLXXVI d(ie) XXVII Jun(ii) aet(atis) LIIIi)
- B
Nascendo morimur, moriendo renascimur. Ipsasj)Mors tua Christe parit culpaque nostra vices.Quam dederat vitam, non vis mihi mortis ademit.Nam mortem intuita est Mors mea Christe tuam.
Übersetzung:
Dem gelehrten und gottesfürchtigen Mann Andreas Cronenberg, der das Predigtamt an dieser Kirche 22 Jahre lang gottesfürchtig ausgeübt hat, der nun im heimatlichen Grab Ootmersen ruht, hat sein Sohn Johannes, während er das Amt des Vaters bekleidete, als er zugleich den vorzeitigen Tod seiner Gattin Barbara Baumeister betrauerte, dieses fromme Denkmal des Schmerzes in ehrfürchtiger Weise gesetzt. Diese starb 1579 am 22. Januar im Alter von 18 Jahren, jener aber 1576 am 27. Juni im Alter von 53 Jahren. (A)
Indem wir geboren werden, sterben wir, indem wir sterben, werden wir wiedergeboren. Dein Tod, Christus, und unsere Schuld verursacht diese Reihenfolge. Das Leben, welches er mir gegeben hat, hat mir keine Todesmacht weggenommen. Denn mein Tod hat auf deinen Tod, Christus, geschaut. (B)
Versmaß: Zwei Distichen (B).
Textkritischer Apparat
- munere] munero Predigerchronik, Schäfer.
- pie] fehlt in Predigerchronik und bei Schäfer.
- oetmariae] fehlt in Predigerchronik und bei Schäfer.
- Barbarae Baumeisterae] Barbara Baumeister Predigerchronik, Schäfer.
- suae] fehlt in Predigerchronik und bei Schäfer.
- Doloris] Dolorem Sammlung D.
- pie] pii Predigerchronik, Schäfer.
- haec] hoc Predigerchronik, Schäfer.
- Nur in Sammlung D arabische Zahlen, sonst römische.
- Ipsas] fehlt in der Predigerchronik und bei Schäfer.
Anmerkungen
- Schäfer, S. 22.
- Ebd.
- Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 187.
- Röling, S. 125.
- Ebd., S. 108.
- Ebd., S. 110.
- Ebd., S. 125.
Nachweise
- Predigerchronik, StAO Dep. 11 b Nr. 76 I.
- Sammlung C, Nachtrag.
- Sammlung D, Nr. XII.
- Schäfer, S. 23.
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 134† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0013407.
Kommentar
Andreas Cronenberg wurde 1523 in Ootmersen geboren1). Schäfer2) will ihn mit einem Andreas Oldzan identifizieren, der sich im Juli 1542 in Wittenberg immatrikulierte3). 1554 trat Cronenberg das Amt des Pfarrers an St. Katharinen an, das er 22 Jahre lang ausübte4). Verheiratet war er mit Adolpha Brügmanns († 1597), die aus vornehmer Osnabrücker Familie stammte5). Der Sohn aus dieser Ehe, Johannes, führte seit 1574 die Amtsgeschäfte seines kranken Vaters, nach dessen Tod 1576 trat er seine Nachfolge an6). Laut Röling7) war Andreas Cronenberg eines der letzten Opfer der abklingenden großen Pest (vgl. Nr. 126). Dies ist indessen wenig wahrscheinlich, da er als Pesttoter nicht in seinen Heimatort zur Beisetzung überführt worden wäre. Sicher ist dagegen, daß sein Sohn Johannes 1599 an der Pest starb.