Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 126† St. Marienkirche nach 1575

Beschreibung

Seitliches Rahmenstück der Chorschranken. Holz. Die Tafel verbrannte im 2. Weltkrieg. Sie gehörte in den Zusammenhang weiterer chronikalischer Notizen, die auf Holztafeln im Chorumgang angebracht waren, von denen aber nur noch zwei erhalten sind (vgl. Nr. 66, 159, 219).

Über die Gestaltung der Tafel ist nichts überliefert, sie dürfte aber den anderen ähnlich gewesen sein.

Inschrift nach Röling.

  1. Alse man schreiff vyfftein hundert JahrUnd vieff u(nd) Seventig darbenevenDo stoͤrffena) in dieser Stadt GemeineBeide Ricke, Arme, grot und kleineSiven dusent Menschen an dem talleHunderdt und twintig Frauen de alleSchwanger weren, dat wil wol merken.Ydt gieng ock aver de Dener der KerckenAlß twe Prediger in guden Zeden.Und twe Koͤstersa), de stoͤrvena) alle mede,De todtgraͤferb) worden vergeten nicht,Etliche stoͤrvena) und twe hingericht.

Kommentar

Die Pest brach in Osnabrück im Frühjahr 1575 aus und wütete zweieinhalb Jahre in der Stadt. Wenn ihr auch nicht 7000 Menschen zum Opfer fielen, wie der Chronist berichtet, sondern nach einer offiziellen Zählung des Rates 44361), so bedeutete dies doch nahezu die Hälfte der Bevölkerung, legt man für das Jahr 1500 eine Einwohnerzahl von 10000 zugrunde2). Laut Röling3) handelte es sich bei den beiden in der Inschrift erwähnten Geistlichen um Johannes Olthoff von St. Marien (Nr. 125) und Andreas Cronenberg (Nr. 134) von St. Katharinen. Die Totengräber seien hingerichtet worden, weil sie einen Mord begangen hätten.

Textkritischer Apparat

  1. Hochgestelltes e über o.
  2. Hochgestelltes e über a.

Anmerkungen

  1. Hoffmeyer, Chronik, S. 95.
  2. Osnabrück, S. 74. Die Angabe bei Hoffmeyer, Chronik, S. 35, Osnabrück habe um 1500 nur 5000 Einwohner gehabt, wird schon durch die Anzahl der Pesttoten widerlegt.
  3. Röling, S. 111.

Nachweise

  1. Röling, S. 109f.
  2. Hoffmeyer, Chronik, S. 95 (nur die letzten fünf Verse).

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 126† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0012605.