Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 116† Dom 1566
Beschreibung
Grabstein des Propstes Jobst von Dincklage.
Inschrift nach Sammlung A und Chronik 3.
Nobilis hic recubat nulli pietate secundusIustusa) qui celebrib) stemmate Dincklagio.Praepositus fuit huic aedi pius inque tumultuc)Praestitit hic patriae firma columna suae.Minda, Paderbornum cuiusque insignia noruntd),Templi Canonicus gnavus utrique fuit.Exemplum formamque dabat virtutis in illo,Quod doctise) locuples pauperibusque foret.
Obiit anno 1566 die 15 Juniif)
Doctus et ipse fuit doctorum fidusg) amatorAtque prophana colens sacraque scripta simul.Corporish) hoc tumulo mortalia membra quiescuntIlliusi), at superis mens sociata viget.
Übersetzung:
Hier ruht, keinem an Frömmigkeit nachstehend, der edle Justus, der aus der bekannten Familie Dincklage (stammte). Er war dieser Kirche ein frommer Propst, und in unruhiger Zeit war er für seine Heimat eine unerschütterliche Säule. Minden und Paderborn kennen seine Auszeichnungen, beiden war er ein tatkräftiger Domherr. Er gab ein Beispiel und Muster der Tugend in dem ab, was ein Wohlhabender den Gelehrten und Armen sein soll.
Er starb im Jahr 1566 am 15. Juni.
Selbst ein Gelehrter, war er auch ein treuer Freund der Gelehrten und beschäftigte sich zugleich mit profanem und geistlichem Schrifttum. In diesem Grab ruhen die sterblichen Glieder seines Körpers, aber seine Seele lebt weiter, vereint mit den Himmlischen.
Versmaß: Distichen.
Textkritischer Apparat
- Iustus] Iulius Sammlung A.
- celebri] celebris Sammlung A und Chronik 3.
- tumultu] tumultum Chronik 3.
- norunt] notunt Chronik 3.
- doctis] doctus Chronik 3.
- Nur in Chronik 3 überliefert.
- fidus] fides Chronik 3.
- Corporis] corpor Chronik 3.
- Illius] Iunis Sammlung A.
Anmerkungen
- StAO Rep. 560 III, Nr. 1, fol. 57v.
- Stüve, Hochstift, Bd. 2, S. 112, 126, 157f. Aus dem Jahr 1555 ist der Bericht erhalten, den Dincklage vom Reichstag gab (StAO Rep. 3, Nr. 1373).
- StAO Rep. 3, Nr. 1466.
Nachweise
- Sammlung A, fol. 10v.
- Chronik 3, S. 32d (hs.).
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 116† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0011609.
Kommentar
Jobst von Dincklage trat am 27.6.1534 in das Osnabrücker Domkapitel ein1). 1547, 1550 und 1555 nahm er als Vertreter des Kapitels an Reichstagen in Augsburg teil2). 1559 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Arnold von der Borg (vgl. Nr. 110) zum Propst gewählt3) und übte dieses Amt bis zu seinem Tode aus.