Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 73† St. Marienkirche 15. Jh.
Beschreibung
Wandmalerei am nördlichen Langhaus über den ehemaligen Schülerpriechen. Dargestellt war der heilige Christophorus, über der Figur eine Inschrift.
Inschrift nach Abeken.
quem geris est maior [ . . . ]fers dominum celi hinc [ . . . ]
Übersetzung:
Der, den du trägst, ist größer ... Du trägst den Herrn des Himmels, daher ... .
Versmaß: Es dürfte sich um zwei Hexameter oder ein Distichon gehandelt haben.
Anmerkungen
- LCI 5, Art. „Christophorus“, Sp. 497; Künstle, Bd. 2, S. 155.
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 73† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0007309.
Kommentar
Die Wandmalerei wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge von Restaurierungsarbeiten zerstört. Die Inschrift, die auch Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch teilweise erhalten war, gibt als einziger Abeken wieder, der den folgenden Versuch einer Ergänzung unternahm: quem geris est maior [ceteris quorum arma tulisti]; fers dominum celi hinc [accipe servitium]. Es läßt sich nicht feststellen, ob Abeken hier nur sinngemäß ergänzt hat oder noch Andeutungen von Buchstaben vorhanden waren, die Anhaltspunkte boten. Nach der Heiligenvita1) wollte Christophorus dem mächtigsten Herrscher dienen. Er wurde – hierauf könnte sich arma bezogen haben – „Waffenträger“ zunächst bei einem König, dann beim Teufel. Da sich der König vor dem Teufel, der Teufel wiederum vor Gott fürchtete, diente Christophorus diesem auf Rat eines Einsiedlers, indem er Wanderer über einen reißenden Fluß trug. Denkbar wäre aber auch, daß anstelle von quorum arma quos armo, also „die du auf der Schulter getragen hast“, gestanden hat.