Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 62† Dom 1485
Beschreibung
Glocke der Heiligen Crispin und Crispinian. Über ihre Gestaltung ist nichts bekannt, da sie schon 1639 wieder eingeschmolzen und zu einer neuen, ebenfalls den Schutzpatronen des Doms gewidmeten Glocke (Nr. 292) umgegossen wurde. Anläßlich dieses Vorgangs wurde die Inschrift aufgezeichnet1), die vermutlich wie die Inschriften der drei gleichzeitig gegossenen Glocken in gotischer Minuskel ausgeführt war.
Inschrift nach der Aufzeichnung von 1639.
+ Anno · milleno · quadringenta) · octuageno ·quinto · sum · domito · foci · violentia · cupro ·laudibus · effectab) · gemino · quam · nomine · sacrant ·crispin(us) · almo · sanct(us) · cum · crispiniano ·G(erardus)c) de wou · me · fecit ·
Übersetzung:
Im Jahr 1485 bin ich aus durch die Kraft des Feuers gezähmtem Kupfer zum Lob (Gottes) geschaffen, mich weihen auf ihrer beider Namen Sankt Crispin zusammen mit dem segenspendenden Crispinian. Gerhard de Wou machte mich.
Versmaß: Vier leoninische Hexameter.
Textkritischer Apparat
- Sic! Kurzform aus metrischen Gründen.
- effecta] es facta StAO Rep. 100, Abschn. 332, Nr. 12. Das von Prinz als Fehler des Schreibers diskutierte contacta beruht offensichtlich auf einem Lesefehler, da die Akten nur die Lesung es facta zulassen. Dies wiederum dürfte aber in der Tat ein Schreibfehler sein, da ein Wechsel in die 2. Person Singular höchst unwahrscheinlich ist. Vermutlich hat der Schreiber ein f für ein Schaft-s gehalten.
- G ist in den Akten verschrieben.
Anmerkungen
- StAO Rep. 100, Abschn. 332, Nr. 12, fol. 3.
Nachweise
- StAO Rep. 100, Abschn. 332, Nr. 12, fol. 3.
- Prinz, S. 229.
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 62† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0006206.
Kommentar
Nach dem Guß der „Maria“ und „Regina“ im Sommer 1485 scheint Gerhard de Wou seine Tätigkeit in Osnabrück eine Weile unterbrochen zu haben. Im November begann er mit dem Guß der dritten Glocke, für die die Domstrukturrechnungen 21 sintener klockspise angeben. Die Arbeiten wurden Anfang Dezember abgeschlossen und der Glockengießer mit 30 Goldflorin entlohnt.