Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 302 St. Marienkirche 1644

Beschreibung

Epitaph des Hermann Wanderpol. Holz, bemalt. Das im südlichen Chorumgang aufgehängte Epitaph besteht aus einer von Säulen gerahmten hochrechteckigen Schrifttafel auf einem Sockel. Die Inschrift ist in Gold auf schwarzem Grund ausgeführt. Als unterer Abschluß und an den Seiten Rollwerk, darauf unten in der Mitte ein Totenkopf umgeben von drei Masken. An den Seiten endet das Rollwerk in je einem Engelskopf. In der Bekrönung ein Medaillon mit dem Wappenschild des Verstorbenen, darüber auf einem Sockel eine Christusfigur, zu beiden Seiten in Höhe des Wappens links David mit dem Kopf Goliaths, rechts Johannes Baptista mit dem Lamm.

Maße: H.: 360 cm; B.: 180 cm; Bu.: 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. D(OMINO) I(ESU) C(HRISTO) S(ALVATORI) U(NIVERSI) S(ACRUM) / HERMANNO WANDERPOLIO / OSNABRUGENSI WESTPHALO / VIRO PIETIS ZELOa) I(URIS) V(TRIUSQUE) D(OCTORI) / ORDINIS EQUESTRIS SIJNDICO / CANCELLARIAE AC CONSISTORII / HUIUS DIOECESEOS / ADSESSORI /FILIO VIDUO DESIDERATISSIMO / ANNO CHRISTIANO M. DC. VIII / XXVIII. IUNII, NATO. PIE IN / CHRISTO DEFUNCTO ANNO / M. DC. XLIV. II. AUGUSTI. MO=/NUMENTUM HOC MATER / VIDUA MOESTISSIMA AFFEC=/TU, PIO AC GRATO P(OSUIT)

Übersetzung:

Dem Herrn Jesus Christus, dem Erlöser der Welt geweiht. Für Hermann Wanderpol, den Osnabrücker Bürger und Westfalen, eifrig bemüht um Frömmigkeit, den Doktor beider Rechte, Syndikus des Ritterordens, Mitglied der Kanzlei und des Rates dieses Bistums, dem schmerzlich vermißten, verwitweten Sohn, der im Jahr 1608 christlicher Zeitrechnung am 28. Juni geboren worden ist, der fromm in Christus starb im Jahr 1644, am 2. August. Seine verwitwete Mutter hat tiefbetrübt aus frommem und dankbarem Gefühl dieses Denkmal gesetzt.

Wappen:
Wanderpol (in rot/blau geteiltem Schild eine W-förmige Schlange)

Kommentar

Die Inschrift ist in einer durch Zierformen aufgelockerten Kapitalis ausgeführt. So ist der Abstrich des R in einem schwungvollen Bogen bis unter die Zeile gezogen, ein Kreuzbalken des X ist ebenfalls geschwungen. Inlautend wird immer U verwandt.

Der aus einer Osnabrücker Ratsfamilie stammende Hermann Wanderpol immatrikulierte sich im Juni 1636 an der Universität Rostock, wo er später den Titel eines Doktors beider Rechte erwarb1). Er heiratete Anna Meuschen, die Witwe des Hermann Hallervord2) (vgl. Nr. 290), die 1643 starb3). Wanderpol übte bis zu seinem Tod das Amt des bischöflichen Rats aus.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Vermutlich falsche Restaurierung. Die Sammlung B las 1770 pietatis zelo.

Anmerkungen

  1. Matrikel Rostock, Bd. 3, S. 105 b. Er ist dort fälschlich als Hermann Manderpol eingetragen.
  2. F. G. W. Lodtmann, Gen. Tab. 19. Als Witwe Hallervords wird sie in ihrem Testament, StAO Dep. 3 a II, Nr. 959, bezeichnet. Lodtmann war dieser Umstand offensichtlich nicht bekannt, da die erste Ehe in den Stammtafeln nicht eingetragen ist.
  3. Testament der Anna Meuschen, StAO Dep. 3 a II, Nr. 959.

Nachweise

  1. Sammlung B, S. 157, Nr. 12.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 302 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0030205.