Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 264 Kulturgeschichtliches Museum 1622

Beschreibung

Grabplatte der Maria Prussmann. Die Grabplatte wurde bei Bauarbeiten in der Nähe der Katharinenkirche gefunden. Der hochrechteckige Stein mit umlaufender Inschrift (A) zeigt in der Mitte die Ritzzeichnung eines Mädchens. In der linken oberen Ecke die Umrisse eines Wappenschildes, das eingehauene Wappen ist zerstört.

Auf eine spätere Verwendung läßt ein Name (B) schließen, der in einer vermutlich dem 18. Jahrhundert entstammenden kursiven Majuskel an der linken Längsseite, entgegen dem Schriftverlauf der Umschrift eingehauen ist. Des weiteren finden sich oben rechts über der Ritzzeichnung Initialen (C), die noch einmal in zwei identischen Hausmarken erscheinen (H 29), die eine rechts neben der Gestalt des Mädchens, die andere auf deren Schürze. Auch diese sind wahrscheinlich erst später hinzugefügt, lassen sich aber zeitlich nicht eingrenzen.

Maße: H.: 92 cm; B.: 59,5 cm; Bu.: 3,5 cm (A), 5,5 cm (B), 6,5 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), kursive Majuskel (B), Kapitalis (C).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    ANNO 1622 den 31 oc/tober ist hinrick prusman(n)s undt Catrinen zur / wonige dochterlin maria / im heren ent slaven der sele godt gnade /

  2. B

    〈D. DROP〉

  3. C

    〈H S〉

Kommentar

Die Umschrift stellt eine Übergangsform dar, die bereits Elemente der Fraktur wie das einstöckige a und die geschwungenen Unterlängen des h und g aufweist. Andere wesentliche Kennzeichen der Fraktur – so das unter die Zeile gezogene Schaft-s – fehlen indessen.

Der Name Prussmann ist in Osnabrück mehrfach nachweisbar. Inschriftlich genannt ist ein Gildemeister des Kürschneramts namens Hermann Prussmann 1649 auf einer Amtslade (vgl. Nr. 311).

Dem Osnabrücker Patriziat gehörte die Familie Droop an, die mehrfach Bürgermeister und Ratsherren stellte1). Die Inschrift (B) wird sich jedoch – wenn der Grabstein als solcher erneut Verwendung gefunden hat – wohl ebenfalls auf ein Kind bezogen haben. Es läßt sich auch nicht ausschließen, daß die Grabplatte einem Steinmetzen als Übungsmaterial diente. In diesem Zusammenhang könnten auch die Initialen und Hausmarken eingehauen worden sein. Eine dreifache Verwendung derselben Seite der Grabplatte ist unwahrscheinlich.

Anmerkungen

  1. Spechter, S. 175.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 264 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0026400.