Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 259† Paulskirche 1619

Beschreibung

Ciborium. Silber, vergoldet. Das Ciborium befand sich noch 1966 in der Paulskirche1). Über den heutigen Verbleib ist nichts bekannt. Auf dem sechspaßförmigen Fuß abwechselnd Medaillons und Engelsköpfe umrahmt von Blattwerk und Grotesken. Ein runder, eingeschnittener Schaft, auf dem flachkugeligen Nodus im Wechsel geflügelte Engelsköpfe und rechteckige Steine. Der untere Teil der Kuppa ist mit Blattwerk bedeckt, darin drei Medaillons mit Monogrammen von Jesus, Maria und Johannes (A). Der obere Teil der Kuppa ist schlicht. Auf dem Deckel Rankenwerk, die Bekrönung bildet ein Kruzifix mit Titulus (B). Vermutlich unter dem Fuß die Inschrift (C), das Münstersche Beschauzeichen und die Meistermarke (Z 7) aus den Initialen des Heinrich Decker (D).

Inschriften nach Siebern/Fink.

Maße: H.: 39 cm2).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    IHS MRA IOSa)

  2. B

    INRIb)3)

  3. C

    CALIX COLLEGII SOCIETATIS IESV OSNABRVGIAn(n)o 1619

  4. D

    H D

Übersetzung:

Kelch des Kollegs der Societas Jesu in Osnabrück. (C)

Kommentar

Die Inschrift (C) steht im Widerspruch zu der Tatsache, daß es ein Jesuitenkolleg in Osnabrück erst seit 1628 gab (vgl. Nr. 276). Als Lösung des Problems kommen zwei Möglichkeiten in Betracht: Der erste Teil der Inschrift (C), der das Ciborium als Eigentum des Jesuitenkollegs ausweist, könnte nachträglich der Jahreszahl hinzugefügt worden sein, oder die Lesung der Jahreszahl ist sowohl bei Siebern/Fink als auch bei Borchers falsch. Für diese zweite Möglichkeit spricht, daß sich auf der Abbildung bei Borchers4) das Jesuitenmonogramm der Jesuiten mit Kreuznägeln und Kreuz5) erkennen läßt.

Textkritischer Apparat

  1. IESVS, MARIA, IOHANNES. Nach Siebern/Fink und Borchers handelt es sich um die Monogramme von Jesus, Maria und Joseph.
  2. Das N ist retrograd.

Anmerkungen

  1. Borchers, Goldschmiedearbeiten, S. 163. Die Beschreibung erfolgt nach der Abbildung bei Borchers, S. 164.
  2. Borchers, Goldschmiedearbeiten, S. 163.
  3. Io. 19,19: I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM).
  4. Borchers, Goldschmiedearbeiten, S. 164.
  5. Vgl. dazu Nr. 255, Anm. 1.

Nachweise

  1. Siebern/Fink, S. 172.
  2. Borchers, Goldschmiedearbeiten, S. 163, Abb. S. 164.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 259† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0025906.