Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 245 Diözesanmuseum 1616

Beschreibung

Epitaph des Domkantors Nikolaus Vincke (dessen Grabstein Nr. 247). Sandstein. Das Epitaph befand sich ursprünglich im Dom, wurde jedoch während der Renovierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entfernt. Dabei wurde der Rahmen zerstört, so daß nur noch einzelne Bildtafeln und die beschädigte Inschriftentafel erhalten sind. In der heutigen Anordnung besteht die Mittelzone des Epitaphs aus einem Relief der Anbetung der Könige sowie aus zwei ovalen Medaillons, links mit einem Relief der Himmelfahrt Christi, rechts dessen Auferstehung. Über beiden Medaillons je ein Engelskopf. In der Bekrönung ein von vier Putten umgebener Wappenschild. Die Tafeln weisen Reste der ehemaligen Polychromierung auf. Die Buchstaben der Schrifttafel sind erhaben, der Beginn eines Distichons ist durch eine große Initiale gekennzeichnet. Die zerstörten Textteile lassen sich durch die kopiale Überlieferung der Sammlung A ergänzen.

Maße: Schrifttafel: H.: 45 cm; B.: 66 cm; Bu.: 2,3 cm, 3 cm (Initialen).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. DONEC ERIT [VIRTVS IN HONORE ENCOMIA] SEMPERCANTORIS VINCKEN [POSTHVMA FAMA C]ANETNAM PROPRIIS MERITIS · ET AVORVMa) STEMMATEb) CLARVSHAEC STATVIT ZELO · MNEMATA SCVLPTA · PIOET NOTAT HISTORIAS FIDEI CHRISTEIDOS OMNESQVALITER IN CHRISTO NOSTRA PARATA SALVSQVAE CECINIT VIVENS · EA VULT HIC VSQ(VE) MONEREMAGNIFICANS NOMEN · SANCTE IEHOVA TVVMPERSPICE DAEDALEIS MONVMENTA REFERTA FIGVRISLECTOR · ET HINC VERVM DISCE SALVTIS ITERCREDE · FAC · OFFICIV[M PE]R FACTA VENITVR AD ASTRANIL PRODEST GN[OSIS CVM] PIA PRAXIS ABEST

Übersetzung:

Solange die Tugend in Ansehen stehen wird, wird der Ruhm der Nachwelt immer Loblieder des Kantors Vincke singen, denn er war durch eigene Verdienste und durch die Herkunft der Ahnen berühmt. Er errichtete mit frommem Eifer diese gemeißelten Denkmäler, und er vermerkte darauf alle Geschichten des christlichen Glaubens, wie in Christus unser Heil bewirkt ist. Was er als Lebender sang, daran will er hier fortwährend erinnern, deinen Namen rühmend, heiliger Gott. Betrachte genau die mit kunstvollen Figuren ausgestatteten Denkmäler, Leser, und lerne hier den wahren Weg des Heils. Glaube, erfülle deine Aufgabe. Durch Taten gelangt man zu den Sternen, Erkenntnis nützt nichts, wenn das gottesfürchtige Handeln fehlt.

Versmaß: Distichen.

Wappen:
Vincke (Schild gespalten, vorn zwei rote Balken, hinten ein Horn)1)

Kommentar

Nikolaus Vincke immatrikulierte sich im August 1565 als cathedralis ecclesiae Osnabrugensis canonicus an der Universität Köln2). Die 1573 einsetzenden Domkapitelsprotokolle verzeichnen ihn als emanzipierten Domherren3). Seit 1594 wird er als Kantor aufgeführt4). Er starb am 3. April 16165), nach Angabe der Sammlung A im Alter von 71 Jahren.

Textkritischer Apparat

  1. AVORVM] amorum Sammlung A.
  2. STEMMATE] stemmata Sammlung A.

Anmerkungen

  1. Stimmt nicht mit der Beschreibung bei Spießen, Bd. 1, S. 53, überein.
  2. Matrikel Köln, Bd. 4, S. 39, 687, 56.
  3. StAO Rep. 560 III, Nr. 2, fol. 27v.
  4. Ebd., Nr. 4, fol. 25v.
  5. Ebd., Nr. 7, fol. 403r.

Nachweise

  1. Sammlung A, fol. 12v.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 245 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0024505.