Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 215 Lohstr. 29 1613

Beschreibung

Hausinschriften. Giebelständiges, sechs Fach breites Haus mit vorgekragtem Giebel. Auf dem Sturzriegel des rundbogigen Einfahrtstores eine Inschrift (A), das Wappen des Erbauers Ameling von dem Bussche und die Hausmarke (H 18) mit den Initialen seiner Ehefrau (B). Eine weitere Inschrift (C) auf der Saumschwelle des Hauses.

Maße: Bu.: ca. 5 cm (A), 7 cm (A, Zahlen des Chronostichons), 4 cm (B), 9 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    EXTVLIT EN RVRSVS TECTA HAEC AMELINGVSa) IN AVRASBVSCH, QVAE NVPER ERANT VSTA CALORE VAGO

  2. B

    B D

  3. C

    IN CINERES POTERANT RAPIDAE ME VERTERE FLAMMAE,NVLLA VT RESTARENT RVDERA PENE MEI ·AT RVRSVS SVPERVM POST FLAMMAM EXTRVCTA FAVORE,QVAE PLANE PVLVISb) ERAM STO REDIVIVA DOM(VS)

Übersetzung:

Siehe, dieses Gebäude hat Ameling Bussche wiederum in die Höhe gezogen, das neulich durch rasendes Feuer verheert wurde. (A) Räuberische Flammen haben es vermocht, mich in Asche zu verwandeln, so daß beinah kein Schutt von mir blieb. Aber durch die Gunst des Himmels nach dem Brand errichtet, stehe ich, das gänzlich Staub war, als ein erneuertes Haus. (C)

Versmaß: Ein Chronostichon, zwei Distichen. Das Chronostichon enthält die Jahreszahl 1613.

Wappen:
von dem Bussche (drei Pflugscharen 2:1)1)

Kommentar

Der Erbauer des Hauses, Ameling von dem Bussche, war ein illegitimer Sproß der vermögenden und einflußreichen Familie von dem Bussche. Als unehelicher Sohn Alberts von dem Bussche wurde er um 1542 geboren2), besuchte zunächst die Domschule und immatrikulierte sich im September 1564 an der Universität Köln3). Er wurde Vikar am Osnabrücker Dom4) und bezog daneben Einkünfte aus einem Hof zu Bakum5). Der Domvikar war offensichtlich verheiratet – darauf weisen Hausmarke und Initialen auf dem Sturzriegel des Tores. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es im Domkapitel noch mehrere verheiratete Vikare, die Neuverleihung von Pfründen war jedoch an die Ehelosigkeit der Geistlichen geknüpft6). Das Todesdatum Amelings von dem Bussche ist nicht bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. AMELINGVS] aMeLVngVs Flaskamp, er kommt daher auf die Jahreszahl 1617.
  2. Diese Stelle ist offensichtlich erst durch die letzte Restaurierung wieder lesbar geworden, da sie weder bei Mithoff, noch bei Siebern/Fink wiedergegeben ist.

Anmerkungen

  1. Nach Spießen, Bd. 1, S. 25.
  2. Anläßlich einer Zeugenaussage in einer Erbschaftsangelegenheit der Familie von dem Bussche 1589 gibt er sein Alter mit 47 Jahren an. Darüber hinaus enthält das Protokoll die Aussage, ehr sei seligen Clamor von dem Bussche [Sohn d. Albert] und dessen Schwestern seligen halber Bruder (StAO Rep. 2, Nr. 38, fol. 375v, 377r). Auch im Testament seines Vaters ist Ameling mit 50 Talern bedacht. Dort ist noch ein weiterer unehelicher Sohn Alberts namens Jürgen genannt. Die Mutter der beiden war offenbar Katharina von Elmelo, die Albert in seinem Testament mit der Begründung bedachte so se my de kinder gegeven hefft. Testament gedr. bei Gustav von dem Bussche, Geschichte der von dem Bussche, Hildesheim 1887, S. 133ff.
  3. Matrikel Köln, Bd. 4, S. 36, 686, 47.
  4. StAO Rep. 2, Nr. 38, fol. 375v.
  5. Regest gedr. bei Bussche (wie Anm. 2), S. 156.
  6. Stüve, Hochstift, Bd. 2, S. 547.

Nachweise

  1. Mithoff, S. 136 (nur C).
  2. Siebern/Fink, S. 298 (nur C).
  3. Brandi, fol. 2r (nur A).
  4. Flaskamp, S. 56, Nr. 23 (A, C).

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 215 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0021507.