Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 202 St. Marienkirche 1608

Beschreibung

Epitaph des Pastors Adolf Ispringrott (dessen Grabstein Nr. 205). Sandstein. Das Epitaph an einem Pfeiler im südlichen Chorumgang fällt durch seine ungewöhnliche Form auf. Zwischen zwei hochrechteckigen Seitentafeln mit Inschriften tritt gerahmt von zwei Säulen ein Mittelstück dreieckig hervor, an der Spitze ebenfalls eine Säule. Zwischen den Säulen zwei Reliefs, links Jakobs Kampf mit dem Engel, rechts der die Lanze auf David werfende Saul. In der Bekrönung ein Medaillon mit der Verspottung des durch den Teufel gequälten Hiob. Der Mittelteil ruht auf einem Sockel, darunter eine kleine Kartusche mit einem Wappen. Den unteren Abschluß des Epitaphs bildet Rollwerk. Das Epitaph ist zart chromiert, hervorstechend nur die vergoldeten Teile und die schwarzen Säulen und Gesimse. Die erhabenen Buchstaben sind in Gold auf grauem Grund ausgeführt. Die erste Zeile der Inschrift auf den Seitentafeln ist fortlaufend über beide Tafeln zu lesen (A), weiter verläuft der Text zunächst über die linke Tafel (B), dann über die rechte (C). Unterhalb der Versinschrift ist auf beide Tafeln die Datumsangabe verteilt (D).

Maße: H.: 213 cm; B.: 123 cm; T. (des Vorsprungs): 50 cm; Bu.: 1,8 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

  1. A

    D(EO) O(PTIMO) C(HRISTO) S(ANCTISSIMO) S(ACRVM)

  2. B

    Esau Jacobum / Davidem Saul(us) / HiobumDaemon excruciat / crux sua quemq(ue) / pium. /Hi cuncti a Domi(n)o / Rebus seruantur / in arctis /Numinis aeternam / mens pia sentit opem. /Adolphus Ispri(n)grod / Verbi divini praeco / Mortis spe melioris / vitae memor.

  3. C

    Vt docui Rhadam / By(n)enburgum atq(ue) / Susatum. /Osnaburga vocat / Me re flammae / patria hostis. /pestis collegis / privat. / Hic lustra procellaMox septem varia / rerum iactatus / ab alto /Nunc propero ad / portum. / Dextram da Christe / benignam /

  4. D

    H(oc) M(onumentum) A(nno) MDCVIII.Vivus erexit circa id(us) (Novem)Bris

Übersetzung:

Dem höchsten Gott, dem heiligsten Christus geweiht. (A)

Esau peinigt Jakob, Saul David, der Teufel Hiob und sein Kreuz jeden Gottesfürchtigen. Alle diese wurden von Gott aus Bedrängnissen gerettet, und so spürt auch die fromme Seele den ewigen Beistand Gottes. Ich, Adolf Ispringrott, Verkünder des göttlichen Worts, gedenke in der Hoffnung auf ein besseres Leben des Todes (B), nachdem ich Rheda, Boineburg und Soest unterwiesen habe, rief mich Osnabrück. Die Flammen haben mich meiner Habe, der Feind meiner Heimat und die Pest meiner Kollegen beraubt. Nachdem ich hier bald 35 Jahre durch wechselnde Stürme umgetrieben worden bin, eile ich nun vom hohen Meer der Geschäfte zum Hafen. Reiche, Christus, deine gütige Rechte. (C)

Dieses Denkmal hat er zu Lebzeiten errichtet im Jahr 1607 um die Iden des November. (D)

Versmaß: Die Inschrift (B) enthält zwei Distichen; die Inschrift (C) besteht aus fünf Hexametern.

Wappen:
Ispringrott (Mohr mit Palmwedel)

Kommentar

Das Epitaph wird dem in Osnabrück ansässigen Bildhauer Adam Stenelt zugeschrieben1). Adolf Ispringrott wurde 1575 der Nachfoger des an der Pest verstorbenen Johann Olthoff (vgl. Nr. 125) als Pastor in St. Marien2). Das Epitaph errichtete er sich ein Jahr und drei Monate vor seinem Tod am 3. Februar 16103).

Anmerkungen

  1. Koch, S. 140; Stiff, S. 34.
  2. Röling, S. 111.
  3. Ebd., S. 128.

Nachweise

  1. Sammlung A, fol. 5v/6r.
  2. Siebern/Fink, S. 143.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 202 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0020200.