Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 160 St. Johanniskirche 1591

Beschreibung

Epitaph des Ehepaars Dietrich Stael und Sophia von Dincklage im westlichen Teil des Kreuzgangs über dem Zugang zur Beichtkapelle. Sandstein. Den Mittelpunkt des Epitaphs bildet ein quadratisches Bildfeld, das in einem figurenreichen Relief im Hintergrund links die Anbetung des Kindes, in der Mitte eine Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes und rechts die Auferstehung zeigt. Im Vordergrund die Auferstehung Adams und Evas, die von drei allegorischen Frauengestalten begleitet werden: Spes mit dem Anker, Caritas mit einem Kind auf dem Arm und Fides ohne Attribut. Unterhalb des Mittelreliefs eine niedrige Zone mit dem Relief der 16 Kinder des Stifterehepaars, darunter eine querrechteckige Tafel mit einer jeweils fünfzeiligen Inschrift in zwei Spalten (A). An das Hauptbildfeld schließt sich nach oben ein Gesims an, das ebenfalls eine zweispaltige Inschrift (B) trägt. Darüber als oberer Abschluß ein Rundbogen, darin der segnende Gottvater in den Wolken, unterhalb der Wolken der Heilige Geist in Gestalt der Taube, links und rechts zwei weitere Tugenden: Temperantia mit einem Palmzweig und Justitia mit dem Schwert. Neben dem Rundbogen sitzen auf an diesen anschließenden Halbbögen links Fortitudo mit einer Säule und rechts Prudentia mit Spiegel und Schlange. Den Mittelteil des Epitaphs schließen seitlich zwei Pilaster ab, die von Gesimsen unterbrochen werden und insgesamt 16 Wappen tragen. Außen am Epitaph Rollwerk, vor dem in Höhe des Mittelfeldes links und rechts das Stifterehepaar kniet.

Maße: H.: 287 cm; B.: 240 cm; Bu.: 1,7 cm (A); 2 cm (B); 1,2 u. 2 cm (Wappen).

Schriftart(en): Fraktur (A, B), Kapitalis (Wappen).

Helmut Speckmann, Osnabrück [1/3]

  1. A

    Der [Ed]delveste Didrich Stael /Darzu Sophia sein gemahl /Von Dinglag diß gedechtniß han /Zu ehren sich auffrichten lan /Welch Gott gedient den arme(n) gebnZwelff sonß gezeugt vier tochter ebn /Eindrechtig auch in fridt und rhu /Gebracht die zeit irßa) lebens zu /Erwarten der Posaunen schall /Mit den erwelten Gottes all.

  2. B

    Der Eddelvester Diderich Stael ist gestor:/ben im Jaer · 1591 · den 30 · Martii ·De Edle Vilehren dugentriche Sophia / von Dincklage starff · 1599b) · de(n) 28 · Julii ·

  3. Wappen (mit Beischriften):
  4. STAEL DINCKLAG 
    VAN OER WALE 
    LANGEN HECKET 
    MIDDACH DINCKLAG 
    BAER BRAWE 
    WESTERHOLT HAKE VAN HECKE 
    HAKE OLDENESCH 
    DEPENBROCK LVTTEN 
Wappen:
Stael (acht Kugeln am Rande, Helmzier zwei Büffelhörner, mit je vier Kugeln besteckt)1)
Dincklage (drei Rosen balkenweise, darunter drei Andreaskreuze 2:1, Helmzier drei Turnierlanzen mit Flaggen)2)
Ohr (rechtsschräger Balken mit vier aufsteigenden Spitzen belegt, Helmzier offener Flug, jeder Flügel mit absteigendem Balken)3)
Wale (Helm mit offenem Flug, wiederholt sich als Helmzier)4)
Langen (rechtsschräge Reihe von fünf Rauten, Helmzier mit zwei Federn besteckter Hundekopf)5)
Hecket (schrägrechts gestellter Hecht, Helmzier Hecht vor mit Federn besteckter Säule)6)
Middach (von vier gestürzten Schafscheren bewinkeltes Kreuz, Helmzier laufender Hund)7)
Dincklage (wie oben)
Bar (schreitender Bär, Helmzier rundes gerautetes Schirmbrett)8)
Brawe (mit zwei Reihen von Lindenblättern belegter Balken, Helmzier Laubbaum)9)
Westerholt (gespaltener und zweimal quergeteilter Schild, Helmzier Schwanenhals zwischen zwei Flügeln)10)
Hake von Hecke (Löwenkopf mit Kette im Maul, wiederholt sich als Helmzier)11)
Hake (drei Haken 2:1, Helmzier mit neun Kugeln belegtes Kreuz)12)
Oldenesch (quergelegte Brücke mit fünf Stützen, darüber ein balkenweis gelegter Schlüssel, Helmzier Flug)13)
Diepenbrock (zwei ins Andreaskreuz gestellte Schwerter, wiederholt sich als Helmzier)14)
Lutten (herabhängende geflügelte Pferdepramme, wiederholt sich als Helmzier)15)

Kommentar

Die Inschriften (A) und (B) können nur bedingt als Fraktur angesprochen werden. Wenn sie auch die für die Fraktur typischen Merkmale wie das einstöckige a und die weit unter die Zeile gezogenen Schäfte von s und f aufweisen, so erinnert die Breite der einzelnen Buchstaben und die Tendenz zur Rundung an humanistische Minuskelschriften.

Dietrich Stael war der Besitzer des Gutes Sutthausen und fungierte als Rat am Hofe des Bischofs16). Auf seine enge Verbindung zum Stift St. Johann deutet der Umstand, daß er in den Stiftsurkunden häufig als Zeuge auftritt17).

Textkritischer Apparat

  1. irß] deß Siebern/Fink.
  2. 1599] fehlt bei Siebern/Fink.

Anmerkungen

  1. Nach Spießen, Bd. 1, S. 120.
  2. Nach Spießen, Bd. 1, S. 40.
  3. Nach Spießen, Bd. 1, S. 96.
  4. Nach Spießen, Bd. 1, S. 127.
  5. Nach Spießen, Bd. 1, S. 79.
  6. Nach Spießen, Bd. 1, S. 67.
  7. Nach Nieberg, S. 69.
  8. Nach Spießen, Bd. 1, S. 6.
  9. Nach Spießen, Bd. 1, S. 20.
  10. Nach Spießen, Bd. 1, S. 130.
  11. Nach Spießen, Bd. 1, S. 64.
  12. Nach Spießen, Bd. 1, S. 63.
  13. Nach Spießen, Bd. 1, S. 96f.
  14. Nach Spießen, Bd. 1, S. 39.
  15. Nach Spießen, Bd. 1, S. 84.
  16. Bruch, S. 82.
  17. StAO Rep. 5, ab Nr. 1291 (1543).

Nachweise

  1. Mithoff, S. 121 (nur A).
  2. Siebern/Fink, S. 107f., Abb. Fig. 124.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 160 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0016007.