Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 155† Dom 1587

Beschreibung

Grabstein des Sander Morrien. Es fehlen Angaben zum Standort, da der Verstorbene aber zum Domklerus gehörte, wird er im Dom beigesetzt worden sein.

Inschrift nach Chronik 3.

  1. Sanderus veteri de sanguine Morien ortusHic iacet, haec illum saxea tumba tegit.Vir fuit ut proavis sic vitae lumine clarus,Ut generis cleri sic quoque grande decus,Catholicae fidei pius et sincerus amator,Non vana titulos ambitione petens.Castus ubique Dei sacras devotus ad horas,Cum studiis sanctas miscuit usque preces.

    Obyt Anno 1587.

    AeqVa dIes noCtI VaCVa regIone CorVsCans,VLtIMa Sandero haeC fInIs et hora fVIt.Pocula devitans aurum tribuebat egenis,Quod multi luxu dilapidare solent.

Übersetzung:

Hier liegt Sander, der aus der alten Familie der Morrien hervorgegangen ist, ihn bedeckt dieses steinerne Grab. Der Mann war wie durch die Ahnen so auch durch den Glanz seines Lebens berühmt, wie für sein Geschlecht so war er auch eine große Zierde der Geistlichkeit, ein frommer und aufrichtiger Anhänger des katholischen Glaubens, der nicht aus leerer Ruhmsucht nach Titeln strebte. Der fromme Mann, der überall zu den heiligen Stunden Gottes andächtig war, verband seine Studien immerfort mit frommen Gebeten.

Er starb im Jahr 1587.

Tag, gleich mit der Nacht, schimmernd über die leere Landschaft, dieses war die letzte Stunde und das Ende für Sander. Die Becher meidend schenkte er das Gold den Bedürftigen, das viele im Luxus zu verschleudern pflegen.

Versmaß: Distichen; das Chronostichon enthält die Jahreszahl 1587.

Kommentar

Sander Morrien wurde 1559 als Nachfolger des streng katholischen Gisbert Budde (vgl. Nr. 138) zum Domscholaster ernannt1). Daß das Domkapitel offensichtlich bestrebt war, im Amt des Scholasters auch weiterhin ein Gegengewicht zu dem mit dem Lutheraner Sleibing besetzten Rektorat zu haben, zeigt sich daran, daß Morrien sich abweichend von den sonstigen Gepflogenheiten bei seinem Amtsantritt ausdrücklich auf eine Amtsführung im Sinne der katholischen Kirche verpflichten mußte. 1576 gab er das Amt an Friedrich Smising (vgl. Nr. 163) ab2), blieb aber bis zu seinem Tod am 9. 3. 1587 Mitglied des Domkapitels3).

Anmerkungen

  1. Stüve, Hochstift, Bd. 2, S. 193f.
  2. StAO Rep. 560 III, Nr. 3, fol. 5r.
  3. Ebd., fol. 119r.

Nachweise

  1. Chronik 3, S. 134.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 155† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0015506.