Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 125† St. Marienkirche 1575

Beschreibung

Grabplatte des Pastors Johann Olthoff. Sie befand sich nach Angabe Rölings1) im Chorumgang nahe der Sakristeitür.

Inschrift nach Chronik 3.

  1. Quem lue pestifera rapuit mors saeva JoannemOlthavium, claudit tumbula parva senemNec tamen haec claudit nec totum sustulit illa,Parte supervivita) quod meliore sui.Terra suum tenet: at caelo mens reddita vitam,Summum, quae docuit, nunc agit ante deum.

    Nec mors terrori mihi, nec mihi vita pudorib)Mors lucrum, Christus vita beata fuitc).

Übersetzung:

Den Johann Olthoff, den der grimmige Tod als Greis mit verderbenbringender Pest dahinraffte, umschließt ein kleines Grab. Trotzdem sperrt das Grab ihn nicht gänzlich ein, noch vernichtet der Tod ihn ganz, weil er mit seinem besseren Teil weiterlebt. Die Erde bewahrt das Ihre, aber die dem Himmel zurückgegebene Seele hat das Leben und setzt nun in die Tat um, was sie gelehrt hat, vor dem höchsten Gott. Weder schreckte mich mein Tod, noch schämte ich mich über mein Leben. Der Tod war mir Gewinn und Christus das selige Leben.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Johann Olthoff predigte seit 1555 an der Marienkirche. Die Angaben darüber, in welchem Alter er an der Pest starb, differieren stark. Während Röling2) sein Alter mit 73 Jahren angibt, ist er nach der Chronik 33) bereits mit 53 Jahren verstorben. Da die Inschrift von einem Greis spricht, ist die Version Rölings die wahrscheinlichere.

Textkritischer Apparat

  1. supervivit] super vivit Chronik 3. (R)
  2. pudori] pudoris Chronik 3.
  3. Es ist fraglich, ob dieses letzte Distichon noch zur Inschrift gehörte, da es in der Chronik 3 erst nach einem Zwischentext mit Alter und Todesdatum wiedergegeben wird. Dieser könnte allerdings als Auszug aus einer nicht aufgenommenen Prosainschrift mit den biographischen Angaben gemeint sein.

Anmerkungen

  1. Röling, S. 125.
  2. Ebd.
  3. Chronik 3, S. 79.

Nachweise

  1. Chronik 3, S. 79.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 125† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0012508.