Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 102† Rathaus 1. H. 16. Jh. (?)

Beschreibung

Tafel, über dem Eingang zum Friedenssaal eingelassen1). Die hochrechteckige Holztafel, die von zwei Richtschwertern beseitet war, verbrannte im 2. Weltkrieg2). An ihrer Stelle befindet sich heute eine Steintafel mit identischem Wortlaut. Über die Schriftart ist nichts bekannt.

  1. Consilii quisquis causa / Conclave subintras, /Publica privatis ante- / Ferenda scias./Anno Christi MDV curiae / Huius novae operosum aedifi/Cium tandem absolutum est.

Übersetzung:

Wer immer du bist, der zur Beratung diesen Raum betritt, wisse, daß die öffentlichen den privaten Dingen überzuordnen sind. Im Jahr 1505 ist der mühevolle Bau dieses neuen Rathauses schließlich vollendet worden.

Versmaß: Die beiden ersten Zeilen bilden ein Distichon mit Zäsur- und Endreim.

Kommentar

Mit den Bauarbeiten am Rathaus wurde 1477 begonnen, sie gingen aber – wohl in erster Linie aus finanziellen Gründen3) – nur sehr langsam voran. Die Aussage der Inschrift, der Bau sei 1505 vollendet gewesen, bezieht sich wohl darauf, daß man in diesem Jahr das Dach fertigstellte. Erst 1511 setzte man Glasfenster ein, beendet wurden die Bauarbeiten im darauffolgenden Jahr4). Für die Datierung der Tafel gibt es keinen konkreten Anhaltspunkt, man kann aber wohl davon ausgehen, daß sie bald nach Abschluß des Baus angebracht wurde.

Anmerkungen

  1. Siebern/Fink, S. 219.
  2. Eine Fotografie, auf der die Inschrift jedoch nicht zu erkennen ist, befindet sich im Osnabrücker Tageblatt vom 25.2.1934.
  3. C. Stüve, Das Finanzwesen der Stadt Osnabrück bis zum Westfälischen Frieden, OM 11, 1878, S. 28f.
  4. Siebern/Fink, S. 218.

Nachweise

  1. Siebern/Fink, S. 219.
  2. Frölich, S. 15.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 102† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0010205.