Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 99 Dom um 1525
Beschreibung
Acht Apostelfiguren an den Pfeilern des Langhauses. Sandstein, bemalt. Die lebensgroßen Apostel, die früher im Chorumgang aufgestellt waren1), stehen unter Baldachinen und auf Konsolen, die ihre Namen tragen (A). Die Sockelinschriften sind heute erneuert, wie der Vergleich mit alten Aufnahmen zeigt2). Unter den Namen sind die Wappenschilde der jeweiligen Stifter angebracht, an der Konsole des Bartholomäus zieht sich ein Schriftband um den Wappenschild des Lambert von Snetlage (B), die Buchstaben gold auf rotem Grund.
Maße: Bu.: 4 cm (A), ca. 9 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis (A), gotische Minuskel (B).
- A
Nordseite von Westen nach Osten:S. MATEVSa)BARTHOLOMEVSb)S. IAKOBUSc)S. IOANNESd)Südseite von Westen nach Osten:S. THOMASS. ANDREASS. SIMONS. IVDAS
- B
lambertus · de · snetlage · decanus · a(nn)o · XV · XXVe)
Matthäus | von Horne (in Gold zwei rote gekreuzte Jagdhörner)3) |
Bartholomäus | Snetlage (in Gold ein roter Greif)4) |
Jakobus | von Buck (in Gold unter einem dreilatzigen schwarzen Turnierkragen ein schwarzer Bock)5) |
Johannes | von Cappel (in Rot zwei ins Andreaskreuz gestellte Streitkolben)6) |
Thomas | Schenking (in Rot drei weiße bauchige Trinkbecher)7) |
Andreas | Kerssenbrock (in Gold blauer Schrägbalken, belegt mit drei roten Rosen)8) |
Simon | Dincklage (in Schwarz drei rote Andreaskreuze 2:1)9) Hake (in Gold ein stehendes schwarzes Kreuz mit zehn goldenen Kugeln belegt)10) |
Judas Thaddäus | Snetlage (s. o.) |
Textkritischer Apparat
- Fehlt bei Siebern/Fink.
- BARTHOLOMEVS] BARTHOLOMAEVS Siebern/Fink. Ob die bei Siebern/Fink wiedergegebenen abweichenden Lesungen die ursprünglichen Fassungen sind oder auf Lesefehlern beruhen, läßt sich nicht entscheiden.
- S.IAKOBUS] JAKOB Siebern/Fink.
- S.IOANNES] S.IOANNIS Siebern/Fink.
- aoXV XXV] XV Siebern/Fink, Schriever.
Anmerkungen
- Mithoff, S. 108.
- Vgl. Siebern/Fink, Fig. 45.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 73f.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 114.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 23.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 27.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 122.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 29.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 40: in Weiß drei rote Andreaskreuze.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 63: neun goldene Kugeln.
- Alle Namen im Findbuch StAO Rep. 3, Bd. 3.
- Ebd.
- Manske, Anh. 1, Nr. 19, S. 146.
Nachweise
- Mithoff, S. 44.
- Siebern/Fink, S. 44.
- Schriever, S. 15.
- Manske, Anh. 1, Nr. 19, S. 146.
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 99 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0009907.
Kommentar
Als Mitglieder des Domkapitels lassen sich um 1525 Gerd von Dincklage, Lambert und Amelung von Snetlage, Johann von Kerssenbrock, Nikolaus von Cappel und Friedrich Schenking nachweisen11). Der Stifter des Matthäus ist wahrscheinlich der Bürgermeister Cordt von Horne12).
Manske13) vermutet, die Stiftung der Apostel sei anläßlich des Todes Lamberts von Snetlage erfolgt. Dies könnte zwar erklären, warum die Figur des Bartholomäus als einzige ein Schriftband trägt, läßt sich aber nicht mit der Jahreszahl 1525 vereinbaren, da Lambert von Snetlage erst im Januar 1526 verstorben ist (vgl. Nr. 95). Möglich wäre, daß man das Schriftband zur Erinnerung an ihn nachträglich hat anbringen lassen, es spricht jedoch auch nichts dagegen, daß es auf Snetlages Veranlassung geschah, da er sich schon als Stifter des Kreuzretabels in doppelter Darstellung in den Blickpunkt des Betrachters rücken ließ.