Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 229 Wersau (Brensbach), Evangelische Kirche, aus Bickenbach? 1597

Beschreibung

Titulus, Spruch- und Stifterinschrift auf einem Kelch aus vergoldetem Silber. Der Kelch besitzt einen Knauf mit sechs verzierten Rotuli. Der Kelchfuß ist mit sechs Darstellungen geschmückt, die den Gekreuzigten mit Titulus (A), drei Männer ohne eindeutige Attribute,1) Christus als Schmerzensmann sowie Maria zeigen. Die Inschriften (B) und (C) sind in winzigen Buchstaben auf dem Ansatz des Schaftes im Kelchfuß in vorlinierten Zeilen eingraviert. Als Worttrenner dienen Punkte.

Maße: H. 21, Dm. 13 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

ADWL Mainz, Inschriftenkommission [1/2]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)2)

  2. B

    CKRISTV/Sa) · SACHT SE/ISS VNZ · ALLEN / · ZV · GVTH ·DAS IST/H MEIN LEIP · DAS · ISD/Ha) · MEIN PLVTH ·

  3. C

    15 · 97 / HER CKRISDOF / SCHEMMEL DIE / ZEIT PFARHER / ZV PICKE(N)/PACH

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Kommentar

Die Inschrift nimmt Bezug auf die Worte Christi beim letzten Abendmahl, mit denen er das eucharistische Abendmahl einsetzte und den Neuen Bund besiegelte.3)

Christoph Schemmel stammte aus Dornheim und wurde 1559 in Marburg immatrikuliert. Von 1564 bis 1567 wirkte er als Schulmeister in Darmstadt und anschließend bis 1578 als Pfarrer in Alsbach. Von 1578 bis 1621 war er als Pfarrer in Bickenbach (Lkr. Darmstadt-Dieburg) tätig.4) Danach wurde ihm die Pfarrtätigkeit aufgrund seines hohen Alters erlassen.5) Sein Todesdatum ist unbekannt.

Wann und auf welche Weise der Kelch von Bickenbach nach Wersau gelangte, läßt sich nicht feststellen. Vermutlich hat Christoph Schemmel den Kelch 1597 zum eigenen Gebrauch machen lassen, doch könnte er ihn später einem Amtskollegen in Wersau geschenkt haben. Die Möglichkeit, daß ein Pfarrer den Kelch aus Bickenbach mitgenommen hat, scheidet aus, da keiner der Wersauer Pfarrer zu irgendeiner Zeit in Bickenbach tätig war.6)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Von Herchenröder, Kdm. 297 als Apostel gedeutet.
  2. Nach Joh. 19,19.
  3. Vgl. Mt 26,26 – 28; Mk 14,22 – 24; Lk 22,19 f.
  4. Hassia sacra I 148.
  5. Hassia sacra V 144.
  6. Vgl. Hassia sacra I 144 – 146.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 229 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0022909.