Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 307 Kirch-Brombach (Brombachtal), Evangelische Kirche 1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Namensbeischriften zu den Evangelisten und ihren Symbolen im Gewölbe des Chors. In dem Rippengewölbe des eingezogenen gotischen Rechteckchores wurden 1914 Fresken freigelegt, die Rankenwerk sowie vier von gemaltem Beschlagwerk gerahmte Medaillons mit den Evangelisten in Dreiviertelansicht zeigen. Über dem Kopf jedes Evangelisten ist ein Schriftband mit dem Namen gemalt (A – D). Diese Darstellungen werden von Skulpturen begleitet, welche die einzelnen Evangelistensymbole verkörpern. Sie sind um die Figur des heiligen Alban, des Kirchenpatrons in der Mitte des Gewölbes, jeweils neben den gemalten Medaillons angeordnet. Jedes Symbol ist mit einem eigenen Schriftband versehen, das den aufgemalten Namen trägt (E – H). Im Norden ist Matthäus (Engel) im Westen Markus (Löwe), im Süden Lukas (Stier) und im Osten Johannes (Adler) dargestellt. Die Figuren und die Schriftbänder weisen deutliche Restaurierungsspuren auf. Im Norden und im Süden sind an den Gewölberippen die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Wappen Eppstein-Erbach1) und Wertheim2) angebracht, die jedoch nicht in Zusammenhang mit den Malereien im Gewölbe stehen.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Rittereiser) [1/11]

  1. A

    S(ANCTVS) MATTHEVS

  2. B

    [S(ANCTVS)] MARCVS

  3. C

    · S(ANCTVS) · LVCAS

  4. D

    S(ANCTVS) IOHANES

  5. E

    S(ANCTVS) · MATTHEVS ·

  6. F

    S(ANCTVS) · MARCVS

  7. G

    S(ANCTVS) · LVCAS ·

  8. H

    · S(ANCTVS) · IOHANNES

Kommentar

Die Kapitalis der Beischriften zeigt keine datierungsrelevanten Besonderheiten. Die Buchstabenformen sind von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts hinein möglich. Von den Figuren der Evangelisten sind im wesentlichen nur noch die Unterzeichnung mit den ersten farblichen Anlagen im Original erhalten geblieben, wodurch die stilistische Einordnung erschwert wird. Teubner und Bonin haben die Malereien dem frühen 17. Jahrhundert zugeordnet,3) wofür insbesondere die Form des gemalten Beschlagwerks und des Rankenwerks spricht.4) Die Skulpturen könnten noch in den Entstehungszusammenhang des Rippengewölbes gehören, doch entsprechen die auf den Schriftbändern vorhandenen Buchstabenformen denen der Medaillons und dürften mit diesen zusammen entstanden sein. Möglicherweise wurden dabei ältere Beischriften auf den Schriftbändern erneuert.

Anmerkungen

  1. Gespalten: vorn Eppstein, hinten Erbach; das Wappen bezieht sich auf den 1461 verstorbenen Philipp I. Schenk von Erbach (Nr. 37) und seine Frau Lukardis von Eppstein (Nr. 47).
  2. Die Schenken von Erbach und die Grafen von Wertheim hatten in der Zent Kirchbrombach die Herrschaftsrechte gemeinsam inne, vgl. Kleberger, Territorialgeschichte 144 und 156.
  3. Teubner/Bonin, Kulturdenkmäler 249; Hotz, Die Kirche zu Kirch-Brombach äußert sich nicht zur Zeitstellung der Malereien.
  4. Hinweise zur stilistischen Einordnung und zum Erhaltungszustand verdanke ich Frau Susanne Kern, Bodenheim/Rhein.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 307 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0030705.