Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 183 Fränkisch-Crumbach, Darmstädter Straße 1 – 5 a 1574

Beschreibung

Bauinschrift, Namensinschriften und Jahreszahl auf einer Wappentafel am ehemaligen Rodensteiner Hof. Das ädikulaförmige Denkmal aus gelbgrauem Sandstein hängt an der Westwand des Untergeschosses. In der Nische des Hauptgeschosses sitzen zwei farbig gefaßte Vollwappen, zwischen denen unten die Jahreszahl (A) angebracht ist. Die flankierenden Pilaster tragen jeweils vier farbige Wappenschilde. Im Rundbogengiebel befindet sich eine Rollwerktafel mit der versifizierten Bauinschrift (B). Das Gebälk der Sockelzone enthält links die Namensinschrift (C) und rechts die Namensinschrift (D). Der eigentliche Sockel ist durch einen Unterhang mit einer Löwenmaske ersetzt. Alle Inschriften sind auf Schiefertafeln ausgeführt. Als Worttrenner dienen Punkte.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/6]

  1. A

    1574

  2. B

    IM IAR NACH CHRISTI GEPVRT ALS /MAN DAVSENT FVNFHVNDERT SIEBENTIG VND ZWEY ZA(LT) /DIESEN BAW FING AHN SEINS NAMENS /PHILLIPS ZV RODENSTEIN ADELICHS STAMENS /MEIN EHLICH GEMAHEL SO ICH HETT /VON HABERN GEBORNE HIES MARGRETH /WARTTEN ALHIE DER GOTTES GABEN /DVRCH DER DRIFALTIGKEIT GNADEN

  3. C

    PHILIPPVS ZV / RODENSTEIN

  4. D

    MARGARETA · V(ON) · RODENS=/TEIN · GEBORNE · V(ON) · HABERN

Wappen:
RodensteinHabern
RodensteinHabern
BoineburgVellberg1)
Bayer von BoppardFraunberg zum Haag
Schelm von BergenHutten.

Kommentar

Laut einer Urkunde beschlossen Philipp III. von Rodenstein und seine Frau Margarete von Habern2) 1572, den Rodensteiner Hof in Fränkisch-Crumbach zu errichten.3) Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Haus zerstört und von Friedrich Neithart von Rodenstein 1645 wieder aufgebaut.4) Im Jahr 1650 gelangte das Haus an General von Rabenhaupt. Dessen Witwe heiratete 1693 Weyprecht von Gemmingen, wodurch der Hof noch heute im Besitz der Familie von Gemmingen ist.5)

Das Vergangenheitstempus in der Formulierung der Bauinschrift (B) MEIN EHLICH GEMAHEL SO ICH HETT / VON HABERN GEBORNE HIES MARGRETH spricht dafür, daß Margarete bei der Fertigstellung des Rodensteiner Hofs 1574 bereits tot war. Nach der hier angegebenen Wappenfolge entstammte Margarete der Ehe Wilhelms von Habern mit Kunigunde von Vellberg.6) Die Großeltern von Wilhelm waren Johann von Habern und Cordula von Fraunberg zum Haag.7) Bei den Großeltern von Kunigunde handelt es sich um Ehrnfried von Vellberg und Margarete von Hutten.8) Auf dem Epitaph für Philipp III. und Margarete (Nr. 198) sind die Wappen Vellberg und Fraunberg zum Haag allerdings in der Reihenfolge vertauscht.9) Diese Ahnenfolge läßt sich mit Hilfe der Stammtafeln jedoch nicht rekonstruieren. Vermutlich wurden die Wappen des Epitaphs also irrtümlich vertauscht, während die Wappentafel die richtige Reihenfolge angibt. Auffällig ist, daß Wilhelm von Habern 1537 starb,10) Margarete aber erst 1566 Philipp heiratete.11) Sie muß somit deutlich älter gewesen sein als ihr 1544 geborener Mann.

Anmerkungen

  1. In Blau ein goldenes Obereck und ein silberner Halbflug.
  2. Zu ihnen vgl. Nr. 198.
  3. Hotz, Rodensteiner 246.
  4. Stocker 129; Herchenröder 106; Knodt 23.
  5. Franck, Geschichte 618; Stocker 129; Herchenröder 106.
  6. Humbracht, Stammtafeln 274; vgl. zu dieser Eheverbindung auch DI 12 (Heidelberg) Nr. 213; Margarete fehlt in der Stammtafel bei Humbracht; Kunigunde fehlt in der Stammtafel Vellberg bei Biedermann, Geschlechtsreg. Ottenwald Taf. CCCCXXVI – CCCCXXVIII.
  7. Humbracht, Stammtafeln 274; zu Cordula vgl. Nr. 84.
  8. Möller, Stammtafeln NF II, Taf. LXXVIII.
  9. Auf die unterschiedliche Wappenabfolge machte bereits Stocker 129 aufmerksam.
  10. DI 12 (Heidelberg) Nr. 232.
  11. Hotz 246.

Nachweise

  1. Stocker, Gemmingen II,3 128.
  2. Herchenröder, Kdm. 106 (A, B).
  3. Knodt, Herrschaft von Crumbach 22 f. mit Abb. 3.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 183 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0018309.