Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 63: Odenwaldkreis (2005)
Nr. 24 Erbach, Schloß, aus Steinbach (Michelstadt), Einhards-Basilika 1375
Beschreibung
Grabplatte der Anna Schenkin von Erbach. Die Platte aus rotem Sandstein befand sich ursprünglich im Kloster Steinbach1) und wurde vermutlich zu Anfang des 19. Jahrhunderts unter Graf Franz I. von Erbach in das Schloß Erbach gebracht, wo sie in der Einhardskapelle aufgestellt ist. Im eingetieften Feld ist in Relief die stehende Figur der Verstorbenen mit Kleid, Mantel und Kruseler dargestellt. Die vor der Brust gefalteten Hände halten einen Rosenkranz. In den oberen Ecken befinden sich zwei Wappenschilde. Die auf dem Rand zwischen Linien angebrachte Inschrift beginnt wie üblich oben links, endet aber auf der unteren Leiste. Als Worttrenner dienen Quadrangel. In den Ecken der Leisten sind die Evangelistensymbole dargestellt: oben links der Engel des Matthäus, oben rechts der Adler des Johannes und unten rechts der Stier des Lukas. Unten links war der Löwe des Markus dargestellt, doch ist dieser Teil der Platte völlig zerstört. Auch die rechte Leiste weist im unteren Bereich starke Beschädigungen auf, die zu Textverlust geführt haben.
Ergänzt nach Gabelkover und Schneider.
Maße: H. 195, B. 88, Bu. 4,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
+ anno · d(omi)ni · millesimo · / ccc · lxxv · in · vigilia · b(ea)ti · andre[e] · ap(osto)li · o(biit) [anna · pincernaa) · d(omi)na · deb)] / · erpach ·
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1375, am Tag vor dem Fest des heiligen Apostels Andreas (29. November) starb Anna Schenkin, Frau von Erbach.
Erbach | Bruck. |
Textkritischer Apparat
- Ergänzt nach Gabelkover; fehlt bei Luck.
- Ergänzt nach der Abbildung bei Schneider und nach Luck.
Anmerkungen
- Gabelkover 447.
- In seiner Abschrift fehlt lediglich domina.
- Simon, Geschichte 324; vgl. Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 2; zu Kunigunde vgl. Nr. 19, zu Heinrich vgl. die folgende Nr.
- Simon, Geschichte 324.
- Nikitsch, Michelstadt 124, Nr. 67; Beeh-Lustenberger, Grabdenkmäler 271.
- Vgl. dazu Nrr. 23, 25, 26.
Nachweise
- Gabelkover, Kollektaneen 448.
- Schneider, Historie, Abb. Taf. III.
- Luck, Historische Genealogie 12, Nr. 47.
Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 24 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0002403.
Kommentar
Aufgrund der Beschädigungen der rechten Leiste ist der Name der Verstorbenen nicht erhalten geblieben. Auch die Inschrift auf der Abbildung bei Schneider weist an dieser Stelle eine Lücke auf, doch ist der Name anna bei Gabelkover eindeutig überliefert, der in diesem Fall auch den erhaltenen Rest der Inschrift zuverlässig wiedergibt.2) Trotz der genannten Beschädigung wies Simon, der die Überlieferung Gabelkovers nicht kannte, die Platte zunächst richtig Anna von Erbach zu. Unter Hinweis auf die Wappen gab er als Eltern Annas ebenfalls richtig Konrad V. Schenk von Erbach und Kunigunde von Bruck an und benannte auch Annas Ehemann Heinrich Schenk von Erbach zutreffend.3) In einem zweiten Schritt verwechselte er die Platte jedoch mit jener der 1370 verstorbenen Anna von Bruck (Nr. 23), die sich heute noch im Kloster Steinbach befindet, und ließ die beiden Platten zu einer verschmelzen.4) Ein weiteres Mißverständnis betraf den ursprünglichen Anbringungsort der Platte, den man in der Stadtkirche in Michelstadt sah,5) vermutlich weil dort Annas Mann Heinrich 1387 bestattet wurde. Da Gabelkover die Inschrift aber bereits um 1575 in Steinbach abschrieb, dürfte dies der ursprüngliche Standort des Grabdenkmals gewesen sein. Aufgrund der Parallelen in der Ausführung stammt die Platte vermutlich aus derselben Werkstatt wie die Platten für Anna von Bruck, Konrad und Heinrich I. Schenk von Erbach.6)