Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 158 St. Simeonis 1621

Beschreibung

Epitaph des Christopher Bruno. Sandstein. Das mehrteilige Epitaph, dem heute einige Bestandteile fehlen, hängt an der Südwand des Kirchenschiffs vor dem Chor. Im Mittelteil unter einem Rundbogen ein Relief, das die beiden Schächer am Kreuz darstellt. Die Konzeption der Szene läßt darauf schließen, daß auf dem Gesims unterhalb des Mittelteils ursprünglich ein freistehendes Kruzifix aufgestellt war, das heute fehlt. Auf den seitlichen Vorsprüngen des Gesimses knien zwei vollplastische Figuren, links der Ehemann, rechts die Ehefrau, vor freistehenden Pfeilern, die das obere Gesims tragen. Außen neben den Pfeilern in Nischen zwei Tugenden, links Fides mit einem Buch, rechts möglicherweise Caritas mit einem Vogel (Pelikan?). Den äußeren Abschluß bildet beidseitig von Putten getragenes Rollwerk. Dem Gesims über dem Mittelteil ist ein von Rollwerk umgebenes Medaillon aufgesetzt, darin die Inschrift A. Zu beiden Seiten des Medaillons ursprünglich zwei sitzende Frauenfiguren, von denen die linke heute fehlt; die rechte hält eine Sonnenscheibe. Davor auf den beiden Gesimsvorsprüngen über den Säulen je ein Wappenschild. Oben auf dem Medaillon steht die Figur einer Tugend, deren Attribut heute fehlt. Den unteren Abschluß des Epitaphs bildet eine von Rollwerk umgebene herzförmige Kartusche mit der Inschrift B, seitlich im Rollwerk je eine Teufelsfigur, unter der Kartusche ein Engelskopf. Die Inschriften sind erhaben gehauen.

Maße: H.: ca. 280 cm; B.: 193 cm; Bu.: 4 cm (A), 4,8 cm (B, 1. Zeile), 3 cm (B, 2.–5. Zeile).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    BONITATE / DOMINI / REPLETA / EST TERRA

  2. B

    CHRISTOPHERUS BRUNO MEDICUS, CANDIDUS / PIUS DOCTUS PLERISQ(UE) BONIS / INPRIMIS PRINCIPIBUS CHARUS / ET CLARUS OBIIT, 1·6·21 / 21. AUGUSTI.

Übersetzung:

Die Erde ist erfüllt mit der Güte des Herrn. (A) Der Arzt Christopher Bruno, aufrichtig, fromm, gelehrt und durch sehr viele Begabungen besonders den Fürsten lieb und berühmt, starb am 21. August 1621. (B)

Wappen:
Bruno1)?2)

Kommentar

Der aus Sachsen stammende Christopher Bruno immatrikulierte sich im Sommersemester 1577 an der Universität Leipzig.3) Im September 1580 erwarb er an der Universität Basel den Titel eines Doktors der Medizin.4)

Das Epitaph wird dem Osnabrücker Bildhauer Adam Stenelt zugeschrieben.5)

Anmerkungen

  1. Wappen Bruno (rechtsschräger Flug).
  2. Wappen ? (Querbalken).
  3. Matrikel Leipzig, Jüngere Matrikel, Bd. 1, S. 51.
  4. Matrikel Basel, Bd. 2, S. 279, Nr. 2.
  5. Stiff, Stenelt, S. 69f.

Nachweise

  1. Niemann, St. Simeonis, S. 48.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 158 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0015800.