Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 122 Dom, Schatzkammer 2. H. 16. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der schlichte Kelch trägt auf dem flachen, runden Fuß, der zu der breiten Sockelplatte hin abgetreppt ist, ein eingraviertes Scheibenkreuz. Oberhalb des steil ansteigenden Fußhalses zwischen zwei Schaftstücken ein gerippter Nodus; auf dem schraffierten Grund der Schaftstücke oben die Inschrift A; unten die Inschrift B, der Worttrenner in Form einer Rosette. Trichterförmige Kuppa. Unter dem Fuß des Kelches sind die drei Kreuzesnägel eingraviert.

Maße: H.: 15,7 cm; Dm.: 11,8 cm (Fuß), 9,4 cm (Kuppa); Bu.: 1,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    got · hilf ·

  2. B

    maria · hilf

Kommentar

Der Kelch wird bisher auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert.1) Dies kann zumindest für die beiden mit Inschriften versehenen Schaftstücke nicht zutreffen. Zum einen würde es sich um ein sehr frühes und bereits voll ausgebildetes Beispiel der erstmalig in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts auftretenden gotischen Minuskel handeln, zum anderen ist die hochdeutsche Form hilf zu dieser Zeit im niederdeutschen Sprachraum nicht vorstellbar. Geht man vom sprachlichen Befund aus, können die Schaftstücke nicht vor der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gefertigt worden sein.2) Da Kelche in gotischer Form auch im 17. Jahrhundert noch hergestellt wurden und es keinen Hinweis darauf gibt, daß hier ältere Teile mit jüngeren zusammengefügt worden wären, spricht nichts gegen eine Datierung des Kelches in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. In diese Zeit paßt auch der steil ansteigende und besonders hochgezogene Fußhals des Kelches, der für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts ungewöhnlich wäre.

Anmerkungen

  1. Kessemeier/Luckhardt, Dom und Domschatz, S. 20 u. 62, u. Garg, Domschatz, S. 12. Heppe (Goldschmiedearbeiten, Nr. 194, S. 454) datiert den Kelch auf das 14. Jahrhundert.
  2. Zum Auftreten des Hochdeutschen in den Inschriften vgl. DI 36 (Hannover), S. XXVIf. Die am Beispiel Hannovers gewonnenen Erkenntnisse lassen sich auch auf Minden übertragen (vgl. Einleitung S. XXIV).

Nachweise

  1. Kessemeier/Luckhardt, Dom und Domschatz, S. 62 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 122 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0012200.