Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 319† Weilheim, Franziskanerkloster (abgegangen) 1640

Beschreibung

Gedenkinschrift auf dem Grundstein, den Kurfürst Maximilian I. von Bayern anläßlich der Errichtung des Franziskanerklosters in Weilheim legte.

Text nach BHStA KL Bayerische Franziskanerprovinz Nr. 368.

  1. Anno Domini M.DC.XL quarto die Augusti: Sub Vrbano VIII. Pontifice Maximo, Ferdinando III. Imperatore Semper Augusto, Serenissimo Bavariae Vtriusque Duce, Sacri Romani Imperii Archidapifero, Electore Maximiliano, Reverendissimo etIllustrissimo Principe Henerico, Episcopo Augustano, Admodum Reverendo Patre Fratre Joanne Ketterle, Provinciae Bavariae Ministro. Reverendo Patre Fratre Ambrosio Krahamer tunc loci huius Praeside, a Praedicto Serenissimo VtriusqueBavariae Duce, Sacri Romani Imperii Archidapifero, Electore Maximiliano, et Serenissima Conjuge Maria Anna Austriaca, Admodum Reverendo Domino Gregorio Abbate in Wessenbrunn, Supranominati Reverendissimi et Illustrissimi Principis et Episcopi Augustani ex Commissione Vicem agente, actumque perficiente, in honorem S. Josephi, lapis hic primus, pro Ecclesia Fratrum Minorum S. Francisci Reformatorum in Weilhaim positus est.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1640, am 4. Tage des August ist unter Papst Urban VIII., dem erhabenen Kaiser Ferdinand III. und dem Durchlauchtigsten Herzog beider Bayern, dem Erztruchseß des Heiligen Römischen Reiches und Kurfürst Maximilian I.1), dem hochwürdigsten und erhabensten Fürsten Herrn Heinrich, Bischof von Augsburg, dem hochwürdigen Pater Johannes Ketterle, dem Regionalminister der Provinz Bayern, dem verehrungswürdigen Pater Ambrosius Kirchmair, Vorsitzenden dieses Ortes, vom vorerwähnten durchlauchtigsten Herzog beider Bayern, dem Erztruchseß des Heiligen Römischen Reiches, dem Kurfürsten Maximilian I. und seiner erhabensten Gemahlin Maria Anna von Österreich und dem hochwürdigsten Herrn Abt Gregorius von Wessobrunn, stellvertretend handelnd für den obenerwähnten sehr verehrten und erhabensten Fürsten und Augsburger Bischof und durchführend diesen Akt zu Ehren des Hl. Joseph hier dieser erste Stein für die Kirche der reformierten Minoritenbrüder des Hl. Franziskus in Weilheim gesetzt.

Kommentar

1639 strebte der Weilheimer Rat die Ansiedlung von Ordensbrüdern in der Stadt an, um die Seelsorge sicherzustellen. Man entschied sich schließlich die Franziskaner-Reformaten zu rufen und begann bereits 1640 mit dem Bau eines Klosters2). Heute befindet sich an dieser Stelle die katholische Spitalkirche Hl. Dreifaltigkeit und das Städtische Bürgerspital. Provinzial der Franziskanerreformaten war zu dieser Zeit als erster Deutscher P. Johannes Ketterle, erster Guardian des Klosters wurde P. Ambrosius Kirchmayer3). Das Kloster wurde 1802 säkularisiert und 1825 durch einen Brand fast vollständig zerstört. In dem Jahre 1826/27 erfolgte der Neuaufbau des Heilig-Geist- Spitals und der Kath. Spitalkirche.

Bischof von Augsburg war seit 1599 Heinrich von Knoeringen, der bei der Grundsteinlegung durch den Abt Gregor Pragger von Wessobrunn (1607–1655) vertreten wurde.

Anmerkungen

  1. Papst Urban VIII. (1623–1644); Kaiser Ferdinand III. (1637–1657); Maximilian I., Herzog von Bayern (1597–1651), ab 1623 Kurfürst; Maria Anna von Österreich, Ehefrau Maximilians I. (gest. 1665).
  2. Zur Geschichte des Weilheimer Klosters vgl. Bavaria Franciscana Antiqua II, 236–266.
  3. Zu Ketterle und Kirchmayer vgl. Minges, Geschichte 154, zur Rolle Kirchmayers in Weilheim im 30jährigen Krieg vgl. Bavaria Franciscana Antiqua II, 239 und Minges, Geschichte 127.

Nachweise

  1. BHStA KL Bayerische Franziskanerprovinz Nr. 368 2. Teil, p. 22; Aufzeichnungen von Schmidtner im Privatarchiv Heberlein.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 319† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0031905.