Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 243† Weilheim, Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt (?) 1609

Beschreibung

Gedenkinschrift1) für den Stadtpfarrer Johannes Älbl. Näherer Standort unbekannt.

Text nach Gailler, Vindelicia Sacra.

  1. Haec tibi Joannem Albelium designat imago, Dulcem, qui Patriam Dogmata sacra Docet.Anno aetatis suae LVII.Mortis eram, tenues mox ut sum natus in AurasE Matris pendens ubere, mortis eram.Mortis eram puer, et Juvenili, aevoque virili,Grandaevoque senex tempore, mortis eram.Mortis eram, Donec caelestia gaudia morteVici! tu pariter prospice, mortis eris.Quisquis ades nostros spectans in imagine vultusDic: Deus aeternum sit tibi propitius.Qui me iterum Tumulo faciat consurgere laetum,Atque intrare sinat, regna superna Poli.Anno Domini MDCIX

Übersetzung:

Dies Bild zeigt dir den Johannes Älbl, der die liebliche Heimatstadt in den heiligen Glaubenssätzen unterweist. Er steht im 57. Lebensjahr. Des Todes war ich, sobald ich in die linden Lüfte geboren war; des Todes war ich, als ich an der Mutter Brust hing; des Todes war ich als Knabe und im Jünglings- und Mannesalter; des Todes war ich in hohem Alter, als Greis; des Todes war ich, bis ich durch den Tod die himmlischen Freuden gewonnen habe. Du aber, wer auch immer du sein magst, der du hier stehst und mein Antlitz im Bilde betrachtest, versieh dich ebenso, denn auch du wirst einst des Todes sein, und sprich: „Gott sei dir in Ewigkeit gnädig!“ Möge Er mich froh aus dem Grab wieder auferstehen und in sein Himmelreich eingehen lassen. Im Jahre des Herrn 1609.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Gailler überliefert in seiner Vindelicia Sacra im Anschluß an die Liste der Pfarrer der Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt zu Weilheim zwei Texte von „Epitaphia“ der Pfarrer dieser Kirche, eines für Pfarrer Johannes Älbl (1552–1621) und eines für Johann Georg Eisvogl (1715–1742). Im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit äußert sich Gailler weder zur Gestalt der Denkmäler noch zum Anbringungsort der Texte. Für das „Epitaphium“ Älbls ist Gailler die einzige Quelle.

Der Älbltext bietet weitere Schwierigkeiten. So ist er schon 1609 abgefasst worden, Älbl starb jedoch erst 1621; die Formulierung Haec tibi Joannem Albelium designat imago, läßt zudem eher auf ein Portrait – vergleichbar dem des Balthasar Fridl – schließen. Die Grabschrift stimmt mit dem lateinischen Text der Inschrift für den Pfarrer Balthasar Fridl auf der Rückseite seines Portraits in Pähl bis auf wenige Ausnahmen überein2).

Johannes Älbl (1552–1621) war von 1600 bis zu seinem Tode 1621 Stadtpfarrer zu Weilheim3). Er verfaßte ein Passionsspiel und später auch ein Auferstehungsspiel, die beide bis ins späte 18. Jahrhundert in unregelmäßigen Abständen immer wieder aufgeführt worden sind4). Er hat auch mehrere gereimte Berichte über die Stadt Weilheim verfaßt5).

Anmerkungen

  1. Gailler, Vindelicia Sacra 32, bezeichnet die Inschrift als Epitaphium. Die Form der Ausführung ist unklar.
  2. Vgl. Nr. 293 .
  3. Zur Biographie vgl. Böhaimb, Chronik 201.
  4. Böhaimb, Chronik 86f.
  5. Schmidtner, Überblick Weilheim 99–100; Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 8–9; Böhaimb, Chronik 94–95.

Nachweise

  1. Gailler, Vindelicia Sacra 32; Spannagl, Inschriften 100.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 243† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0024309.