Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 285† Weilheim, Friedhof 1623

Beschreibung

Bildtafel mit Darstellung des Todes als Jäger und Gedicht. Innen im ehemaligen Ossarium1). Seit dem Abbruch des Ossariums im Jahre 1849 verschollen.

Es handelte sich um eine kleine längliche Tafel, auf der oben ein kleines Bild mit dem Tod gemalt war, der einen beim Beinhaus Betenden mit dem Pfeil erschießt, darunter Versinschrift.

Text nach SAW Archivbibliothek Nr. 268.

  1. O grimmer Tod, sehr streng und wildOhn’ menschlich G’stalt, du beinigs Bild!Wer soll sich aba) Dir nit entsetzen?Dein Pfeil das Leben thuet verletzen.Und kommst gar unfürsechens oft;Wann man etwan dein’ nit verhofft.Als die Figur da zeiget an,Tödtlich verwund’st den jungen Mann.der also gleichsam ohne Bueßdas streng Gericht erfahren mueß.Ohn´ alle G´nad, o Tod, o Tod,den Sünder bringst ewig in Noth.Niemand kann dein´ G’walt widerstöh’n,Zu Grund mueß durch dich alles göh’n,Was Leben hatt in dieser Welt,Hilft nit Hochheit, G’walt, Guet noch Geld.In Summa, der Tod sicht nichts an,Wann er nun will, mueßt ducha) darvon.Das ist denn alle widerfahren,So g’storben, vor vil hundert Jahrn.Bedenk das wohl, mein lieber Christ,Weil noch die Zeit der Gnaden istFang heut gleich an, wirk´ rechte Bueß:Wilt seelig sein, das g’schehen mueß,Nichts wirst du mit dir nehmen hin,dann guet Werk, das ist dein G’winn.Die ganze Welt, ja wär’ sie deinMußt sie von dir verlassen sein.Alsdann gibt man dir für dein Hab’Nichts, dann ein leines Tuech ins Grab’.Dein ungerecht erschundes GuetLeib und Seel bringt in Hölle Gluet.Soll dir dann Gott genädig seinSo folg nach dem Zachäo fein.In Sünden fallen ist menschlich,Teuflisch, der nit bekehret sich.Dem wird kein Heil mehr widerfahr’n,Weil er nit glaubt des Tod’s Gefahr’n.Welliches ist, bey Alt und Jung,Ein nothwendige Betrachtung.Wer kann sagen, mit Wahrheit Grund,daß ich g’wiß leb´ ein’ halb’ Stund?Das macht mir große Traurigkeit,Förcht’, ich sey darzue unbereit.Daß ich ein seligs End erreich,O Herr! Dein’ G’nad nit von uns weich´.das bitt ich durch dein Leid’n und Sterb’n:Laß uns in Sünden nit verderb’n.Gib uns gnuegsame Reu und Leid,Ehe unser Seel vom Leib abscheid’t.Bereit uns, Herr, ein seligs End,durch Mitt’l der heilige Sakrament.Wie auch eine fröhliche Urständ.Amen + Amen + Amen +1623 E(lias) . G(reither) . M(aler).

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Das Ossarium (Beinhaus) stand etwa in der Mitte der nördlichen Umfassungsmauer des Friedhofs und wurde nach Schmidtner auch als die mittlere Kapelle bezeichnet, SAW Archivbibliothek Nr. 268 p. 18.

Nachweise

  1. SAW Archivbibliothek Nr. 268 p. 18–21; Schmidtner, Betberg Nr. 5; Helm, Elias Greither 37–38.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 285† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0028507.