Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 252 Burggen, Kapelle St. Eligius 1613

Beschreibung

Bildbeischriften auf einem Tafelbild auf dem Altar der Kapelle. Das Tafelbild, das oben einen dreibogigen Abschluss hat, zeigt eine Darstellung des Gnadenstuhls mit der Muttergottes und dem Hl. Eligius. Unten in der Mitte kniet der Stifter Gallus Thomae. Das Bild ist in einen Rahmen montiert. Darunter eine querrechteckige Schrifttafel mit Stifterinschrift. Der Rahmen und die Schrifttafel mit der Stifterinschrift (I) tragen heute Beschriftungen des 19. Jahrhunderts. Bei der Stifterinschrift ist davon auszugehen, daß bei der Renovierung der Text einer älteren Inschrift übernommen wurde (I). Die Beschriftungen auf dem Rahmen stammen wohl aus dem 19. Jahrhundert1). Von einzelnen Figuren des Bildes, nämlich links von Maria (II) und rechts vom Hl. Eligius (III) gehen strahlenartig Schriftzeilen schräg nach oben. In der Mitte unten kniend Pfarrer Gallus Thomae in Talar und Superpelliceum, das kleine Skapulier der Karmeliten tragend, sein Haupt mit einem Kreuz versehen. Von seinem Haupt geht in waagrechter Anordnung eine Anrufung an Jesus und Maria aus (IV).

Maße: H. 210 cm, B. 130 cm, Bu. 2 cm (I), 1,1 cm (II–IV).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (I), Kapitalis (II–IV).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/4]

I. Auf der Schrifttafel. Text nach Fassung der Renovierung des 19. Jahrhunderts.

  1. Ad Laudem et Gloriam Sanctissimae Trinitatis, Beatissimae Dei parae Vir-/ginis Mariae, S(anctorum)a) Eligii, Sebastiani, Sylvestri, et Rochi necnon devotionem po-/puli Christiani, maiorem excitandam erectum fuit hoc Altare cum Sacello a honorando / Domino Gallo Thomae Decano. Anno Domini M.D.C.X.III. Jos(ephi) Francisci Galli. Teresiaeb) Virginis Carmelit(anae) ordo

Übersetzung:

Zu Lob und Ruhm der heiligsten Dreieinigkeit, der seligsten Jungfrau Maria, der Gottesgebärerin, der Heiligen Eligius, Sebastian, Sylvester und Rochus und auch zur größeren Anspornung für die Frömmigkeit des christlichen Volkes ist dieser Altar mit Kapelle vom verehrungswürdigen Herrn Gallus Thomae, Dekan, errichtet worden. Im Jahre des Herrn 1613, Joseph Franziskus Gallus, vom Theresianischen Orden der Karmeliter.

II. Von Maria ausgehend

  1. RESPICE IN FA[CI]E(M)c) CHR(IST)Id)// TVI

Übersetzung:

Erblicke das Antlitz Deines Gesalbten.

III. Vom Hl. Eligius ausgehend

  1. ET MISERERE POPVLO TVO SA(N)GVINE JESV REDEMPTO

Übersetzung:

Und erbarme dich deines durch das Blut Jesu erlösten Volkes.

IV. Über dem Kopf des Stifters

  1. IESVS MARIA

    Bibel- und Schriftstellerzitat(e): Nach Ps 83,10. (II)

Kommentar

Die Darstellung des Gnadenstuhls orientiert sich an einem Holzschnitt Albrecht Dürers von 15112).

Gallus Thomae (Thoma) war von 1607 bis 1632 Pfarrer in Burggen. Er begann 1612 mit dem Bau der Eligius-Kapelle. Warum sich die Weihe der Kapelle bis in die 30er Jahre des Jahrhunderts verzögerte, ist nicht bekannt3). Gallus Thomae starb 1637 in Ettal, wohin er 1634 vor den Schweden geflüchtet war. Sein Grabmal befindet sich in der Pfarrkirche zu Burggen, jedoch sind darauf keinerlei Schriftreste erhalten. Gallus Thomae war vermutlich Mitglied der kamelitanischen Skapulierbruderschaft, wie die Darstellung verrät.

Zu Josef Franz Gallus (Hahn/Gockl?) vom Orden der unbeschuhten Karmeliten war nichts zu ermitteln.

Textkritischer Apparat

  1. Abgekürzt S.S.
  2. Ab hier in verkleinerter Schrift rechts unter der letzten Zeile des Inschriftenfeldes.
  3. C durch Riß im Tafelbild zerstört, M fehlt, keine Kürzungszeichen sichtbar.
  4. Durch die Hand Christi von TVI getrennt.

Anmerkungen

  1. Inschriften des 19. Jahrhunderts auf dem Rahmen in einer stilisierten, eine Gotische Majuskel nachahmenden Schrift: Auf dem bogenförmigen oberen Rahmenteil: St. (Sic!) TRINITAS UNUS DEUS MISERERE NOBIS. Auf der unteren Rahmenleiste, eine Gotische Minuskel nachahmend: St. Maria ora pro nobis. St. Eligi ora pro nobis.
  2. DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 80.
  3. Die Behauptung von Klöck, Schlimme Zeit 106, die Wirren des 30jährigen Krieges hätten zur Verzögerung geführt, ist abzulehnen.

Nachweise

  1. Kdm OBB II (Schongau) 579; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 80 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 252 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0025208.