Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)
Nr. 189 Weilheim, Friedhofskirche St. Salvator u. St. Sebastian (Betbergk.) 1591
Beschreibung
Bildbeischriften und Stifterinschriften der Weilheimer Bürger Augustin und Ludwig Bertl (Bartell, Pärtl) und deren Ehefrauen, Apollonia, geb. Glaser, und eine geb. Fasser, zu Wandmalereien. Innen, an der Südwestwand über der Eingangstüre. Das Wandgemälde von Elias Greither d. Ä. zeigt im oberen Teil eine Abendmahlszene. Unter dieser Darstellung verläuft über die gesamte Breite der Wandfläche ein weißes Band mit einer nur teilweise erhaltenen Inschrift sowie einer Jahreszahl (I). Unter diesem Band sind links und rechts die knienden Stifter, davor jeweils Wappen, dargestellt. In der Mitte tragen zwei Engel eine Monstranz.
Unter der Monstranz Schriftband (II), durch die Vergrößerung der Eingangstüre mit Schriftverlust weitgehend zerstört1). Links und rechts unter den knienden Stiftern Schriftbänder (III und IV) mit Stifterinschriften. Durch die Übermalung im Jahre 1867 und die dann 1906 erfolgte Freilegung und Renovierung Inschrift links (III) weitgehend, Inschrift rechts (IV) teilweise zerstört, teils retuschiert, an einigen Stellen schemenhafte Nachzeichnung der Inschrift durch einen Restaurator.
Schriftart(en): Fraktur (I, III, IV), Kapitalis (II).
- I.
---]or[..] Consil[---]s [...] SS[---]m Cetr[.] e[..]h · Anno Domini M C XCI.
- II.
---] QVAM CERNIS, EBVRNEA VITR[---/---]E DEVM [---/---]E VVLIVS
- III.
---]stea) [.]ugustinb) Bartel Hue[---]/schreiberc) · Vnd [---] wenedict[---/---]pol[.]nie Gl[a]ser[ind) ---/ ---
- IV.
Lu[d]wig Bartell Burger Vnd d[---/---] Fasserin Sein Ehelich hau[sfrau]
Bertl2), Glaser3), Fasser4), Bertl2). |
Textkritischer Apparat
- Davor Schaftreste erkennbar, die jedoch offenbar bei der Freilegung nur schemenhaft nachgezogen wurden; ergänze möglicherweise zu ein Epitheton wie Ehrenveste.
- Am Beginn drei kurze und ein Schaft mit Oberlänge, wohl falsch retuschiert, mutmaßlich ehemals A.
- Am Beginn der Zeile Majuskel-S, um eine halbe Zeile nach unten versetzt, unklar, ob sich hier zweierlei Beschriftungen überschneiden.
- Es sind noch weitere Schriftreste erkennbar, es ist jedoch keine vernünftige Lesung mehr erzielbar. Schmidtner, Betberg, der die bei der Renovierung der Kirche in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts vorübergehend freigelegte Inschrift offenbar nur fragmentarisch aufnehmen konnte, setzt den Text wie folgt fort: Jme und seiner elichen (Wirthin) (zu) gedechtnuß Jm (sein) sun Ludwig aufgericht, wobei er die Begriffe in runden Klammern offenbar ergänzt hatte. Dieser Text kann am heutigen Befund nicht verifiziert werden.
Anmerkungen
- Wann die Eingangstüre vergrößert wurde, ist unbekannt.
- Oberhalber Mann, vgl. zu diesem Wappen Nr. 182.
- Steigendes Pferd, vgl. zu diesem Wappen Nr. 182.
- Erloschen.
- Vgl. zu den siegelmäßigen Bürgern Böhaimb, Chronik 61.
Nachweise
- Schmidtner, Betberg Nr. 3, 11; Zottmann, Kunst Taf. III, Abb. 5; Helm, Elias Greither 39; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 548f. (mit Abb.); Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 41.
Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 189 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0018907.
Kommentar
Für das hier inschriftlich genannte Ehepaar Augustin Bertl und Apollonia, geb. Glaser, hat sich auch eine Grabplatte erhalten (Nr. 182). Bei Böhaimb ist unter den siegelmäßigen Bürgern der frühen Neuzeit für 1541 ein Niklas Glaser nachweisbar5), der ein Pferd im Siegel – und wohl auch im Wappen – führte. Da der Wappenschild der Apollonia ein Pferd zeigt, kann sie wohl als Mitglied der Familie des Niklas Glaser identifiziert werden. In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis sie standen, kann nicht mehr geklärt werden.
Böhaimb führt in seiner Liste auch einen Ludwig Pärtl, der 1593 siegelte. Dieser könnte mit dem in der Inschrift genannten Ludwig Bartell identisch sein. Daneben findet sich ein 1597 belegbarer Hanns Fasser, der mit der Ehefrau Ludwigs, die laut Inschrift eine geborene Fasser war, verwandt gewesen sein könnte. Fasser führte nach Böhaimb ein Wappen mit einem Löwen, der ein Faß in den Pranken hält. Leider ist der Wappenschild auf der Wandmalerei, der mutmaßlich zu Ludwigs Ehefrau gehörte, heute völlig unkenntlich, sodaß sie nicht sicher mit der Familie des Hanns Fasser identifiziert werden kann.