Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 74 Rottenbuch, Pfarrkirche Mariae Geburt (ehem. Stiftskirche) 15. Jh.

Beschreibung

Gedenkinschrift auf Herzog Welf IV. Innen, Westseite, über dem Taufstein. Sechszeilige gemalte Inschrift in barockem Stuckrahmen.

Maße: H. ca. 40 cm, B. ca. 70 cm, Bu. ca. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Hui(us) fundator clanget dux et releuator · Diuinus plasmator · ip(s)ius sit remu(n)erator ·Judent dicta locu(m) · struxi studiosius illum ·Ergo mei me(m)ores · p(re)cor ut si(n)t hic famula(n)tesa)Anno mille(n)o · septuagesi(m)o quoq(ue) quarto ·Dux welfo i(n)signis · v(ir)tutib(us)b) claruit dignis

Übersetzung:

Als Gründer und Förderer dieses (Klosters) wird ein Herzog gerühmt: Möge ihn der göttliche Schöpfer dafür belohnen! Ich, Judith genannt, habe diesen Ort mit noch größerem Eifer ausbauen lassen; daher bitte ich darum, daß die (Chorherren), die hier dienen, meiner gedenken. Im Jahre 1074 erstrahlte dieser Herzog ,Welf, im Glanze der ihn zierenden Tugenden.

Versmaß: Leoninische Hexameter.

Kommentar

Greinwald weist die Erstellungszeit dieser Inschrift aufgrund der Ähnlichkeit der Buchstabenformen mit denen der Bauinschrift auf dem Turm der Klosterkirche dem Jahre 1439 zu. Greinwald nennt aber wohl aus Versehen statt Propst Georg Neumair (1431–1472) den Propst Georg Siesmair (1611–1619) als Erbauer des Turms1).

Der Verfasser der Verse wollte wohl leoninische Verse schreiben, dies ist ihm aber nicht durchwegs gelungen, sodaß schon Prosper Speer diese als „so aber nit gar wohlgeraten“ bezeichnet2).

Welf IV., Herzog von Bayern, war der Sohn Kunizas (Kunigunde), der Schwester Welfs III., und ihres Gemahls Azzo von Este. Er kam nach dem Tod von Herzog Welf III. im Jahre 1055 nach Deutschland, um das reiche Erbe in Bayern und Schwaben anzutreten. Er gründete im Jahre 1074 das Kloster Rottenbuch.

Textkritischer Apparat

  1. Der vermutlich auch hier folgende Punkt durch den Zuschnitt der Tafel verloren.
  2. Obere Enden von tu verdorben, Oberlänge des b verblaßt.

Anmerkungen

  1. Greinwald, Origines 82.
  2. Speer, Collectio I, p. 58.

Nachweise

  1. Speer, Collectio I, p. 58; HVO Ms. 555 fol. 8v und Taf. XXII (Nachzeichnung); Greinwald, Origines 82; Wietlisbach, Album 95–96; Mayer/Westermayer, Statistik III, 29.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 74 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0007404.