Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)
Nr. 4† Wessobrunn, Kloster 12. Jh.
Beschreibung
Stifterinschrift (?) oder Gedenkinschrift auf runder Bleitafel, in der Mitte ein Bild Kaiser Heinrichs III. mit Stifterinschrift (I) und Benennung der Reliquien der Unschuldigen Kinder (II) und des Hl. Maximin (III). Inschrift II und III vermutlich umlaufend.
Text nach Clm 1211.
Textkritischer Apparat
- Hierosolyma Leutner, Historia.
- Fehlt Leutner, Historia.
Anmerkungen
- Zur Handschrift vgl. Höppl, Traditionen 16*.
- Vgl. Leutner, Historia 105.
- Andrian-Werburg, Wessobrunn 200.
Nachweise
- Clm 1211 fol. 248r; Leutner, Historia 101.
Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 4† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0000402.
I.
Henricus dei gratia Romanorum Imperator
Übersetzung:
Heinrich, von Gottes Gnaden römischer Kaiser.
II. 1. und 2. Zeile
Anno domini Mo · ljo · Allatum est de Hierosolimaa) ab heinrico Imperatore Corpus vnius parvuli de sanctis Innocentibus
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1051 ist vom Kaiser Heinrich aus Jerusalem der Leib eines der Unschuldigen Kinder gebracht worden.
III. 3. Zeile
Hic iacet de Corpore sancti Maximini Treuerensis episcopib) brachium dextrum cum vlna, coxa cum tybia, femur, mandibula, digitus annularis
Übersetzung:
Hier liegen vom Leib des Heiligen Bischofs Maximin aus Trier der rechte Arm mit Ellbogen, die Hüfte mit Schienbein, der Oberschenkel, Kinnlade und Ringfinger.
Kommentar
Die einzige Überlieferung der Inschrift findet sich in Clm 1211, einer Tegernseer Sammelhandschrift u.a. mit Äbteverzeichnissen verschiedener Klöster1). Dem Wessobrunn betreffenden Teil legte der Schreiber vermutlich Aufzeichnungen Leopolders zu Grunde. Die Seite, auf der die Reliquien, die Heinrich III. dem Kloster stiftete, genannt werden, trägt die Überschrift „Notatu (sic!) digna ex bibliotheca Wessesprunn“.
Kaiser Heinrich III. war nie in Jerusalem, die Reliquien sind wohl durch ihn beschafft worden. Vielleicht wurden die Reliquien der Unschuldigen Kinder von ihm auf einem seiner Romzüge (1046/47 und 1055) erworben. Die Reliquien des Hl. Maximin wurden ihm ob seiner Verdienste um Trier übergeben2). Unklar bleibt, ob es sich bei der Inschrift um die Beschriftung eines Reliquienbehälters oder um eine von einem Behälter unabhängige Bleitafel mit Beschriftung handelte. Die Reliquien des Unschuldigen Kindleins wurden bis auf einen kleinen Splitter um 1520 dem bayerischen Herzog für seine Wohltaten geschenkt und darauf in der Kapelle der Münchner Residenz verwahrt. Elle und Speiche des Hl. Maximin wurden 1612 unter Abt Gregor neu in zwei Armreliquiare gefaßt und waren um die Mitte des 18. Jahrhunderts noch im Kloster vorhanden3).