Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 101: Landkreis Passau II (2018)
Nr. 436† Aldersbach, ehem. Zisterzienser-Abtei 1407 / 2. H. 16. Jh. / 17. Jh.1)
Beschreibung
Sterbe- bzw. Gedenkinschrift für Abt Nikolaus (II.?) auf einer Wappengrabplatte. Hochrechteckige Platte mit Umschrift, im Feld Abtsstab mit Pannisellus, von einem bekleideten Arm gehalten.
Beschreibung und Text nach Cgm 5608.
ANNO DOMINI M CCC LXXXX XVIIa) XVIII KAL(ENDAS) OCTOBRIS OBYT DOMINVS NICOLAVS XVI ABBAS IN ALDERSPACH ∙
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1407, am 18. Tag vor den Kalenden des Oktober, starb Herr Nikolaus, 16. Abt in Aldersbach.
Datum: 1407 September 14.
Textkritischer Apparat
- Sic, abweichend gibt BHStA KL Aldersbach 17 an: MCCCLXXXXVII XVIII KAL(ENDAS).
Anmerkungen
- Im Kloster Aldersbach gibt es einen größeren Bestand an Gedenkplatten, die wohl alle im gleichen Zusammenhang angefertigt wurden. Da sie leider nicht näher zu datieren sind, werden sie hier unter einem möglichst weit gehaltenen Zeitansatz aufgenommen. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass die Objekte erst nach dem Erfassungszeitraum (endet mit 1650) angefertigt wurden.
- MGH Necrologia Germaniae IV, 20.
- Härtl, Geschichte 94.
Nachweise
- Cgm 5608 fol. 21r; BHStA KL Aldersbach 17 p. 513 Nr. 25; Högg, Aldersbach Nr. 57†.
Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 436† (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0043606.
Kommentar
Die durch Abzeichnung überlieferte Platte wird auf Grund ihrer Gestaltung, die mit der original erhaltenen Gedenkplatten des Abtes Christian (Nr. 427) übereinstimmt, unter den vermutlich im 17. Jahrhundert gefertigten Platten geboten. Eine originale Platte des späten 14. Jahrhunderts kann jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden, ebensowenig dass eine Gedenkplatte des 17. Jahrhunderts einen originalen Text des 14. Jahrhunderts übernommen hat. Die Abzeichnung in Cgm 5608 birgt eine zusätzliche Schwierigkeit: das Jahresdatum der Abschrift zeigt eine äußerst ungewöhnliche Form: auf die Angabe MCCC LXXX folgt die – sicher zur Jahreszahl zu rechnende – Angabe XVII. Wenn es sich hier nicht um einen Abschreibfehler handelt, ließe sich die Gestaltung der Jahreszahl bei einer originalen Platte des späten 14. Jahrhunderts durch eine Fertigung vor der Jahrhundertwende – vielleicht anlässlich der Resignation Abt Nikolaus, wegen seines schlechten Gesundheitszustandes? – erklären. Man wäre davon ausgegangen, dass das Ableben vor der Jahrhundertwende erfolgen würde, schlug bei Fertigung der Platte das Datum bereits bis zum Zehner ein und ließ einen Platz frei, um Einer und Tagesdatum nachzutragen. Da der Tod erst 1407 erfolgte, behalf man sich bei der Ergänzung der Jahreszahl mit der Beifügung von XVII, um zum vorhandenen 1390 17 Jahre zu addieren. Fraglich ist, ob bei einer Neuanfertigung des frühen 17. Jahrhunderts die problematische Jahreszahl einfach übernommen oder nicht doch – z.B. zu MCCCCVII – korrigiert worden wäre. Die jüngere Abschrift in BHStA KL Aldersbach 17 gibt als Sterbejahr MCCCC XXXXVII an. Auch hier stellt sich die Frage, ob der Abschreiber den Befund der originalen bzw. der Gedenkplatte bietet, ob er das Problem mit der Datierung nicht gesehen oder einfach beseitigt hat. Als Sterbetag bieten beide Abzeichnungen den 18. Tag vor den Kalenden des Oktobers (14. September). Abweichend zu dem Befund der Abschriften bietet das Aldersbacher Necrologium D die Iden des Septembers, den 13. September als Gedenktag des Abtes Nikolaus2), also eine zusätzliche Abweichung um einen Tag zum auf der Platte angegebenen Sterbetag.
Nikolaus (II.) wurde als Nachfolger Heinrichs (III.) 1372 zum Abt gewählt. 1395 resignierte er die Abtswürde, laut Härtl, weil er die Schulden des Klosters nicht reduzieren konnte3). Gedenkplatte und Necrologium datieren seinen Tod in das Jahr 1407.