Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 365 Sammarei, Gde. Ortenburg, Wallfahrtsk. Mariä Himmelfahrt (1631)

Beschreibung

Gedächtnisinschrift des Dominicus Anton Pfluegl auf einer Votivtafel. Umgang der Gnadenkapelle, W-Wand über dem nördlichen Durchgang zum Kirchenschiff, Mitte, zweites Bild von oben. Ansicht eines Teiles eines Hauses, auf einem Altan zwei Frauen in Kleid bzw. Rock und Hemd sowie Haube, die linke die Arme in die Höhe haltend, die rechte die Hände zum Gebet gefaltet, gen Himmel schauend, zwischen beiden Frauen erhöht Bildnis der Madonna mit Kind, in einem Wolkenkranz schwebend; unter dem Altan, am unteren Ende eines Treppenaufganges ein Knabe liegend in Hemd und Mäntelchen, die Augen geschlossen, den Kopf zur Seite gedreht; am unteren linken Bildrand Schriftrolle mit gemalter Inschrift, rechts daneben zwei Vollwappen. Öl auf Leinwand. Das Bild ist v.a. im Inschriftenteil beschädigt, die Inschrift wird durch einen senkrechten lichten Streifen durchzogen, bei dem vor allem die linken Zeilenanfänge getilgt sind. An der unteren Querseite des Rahmens mit Bleistift eine spätere Namensnennung Nistlkofer Josef.

Maße: H. 75 cm, B. 90 cm, Bu. 1-0,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. [---] Anthoni Pflüegl . Ch(u)r F(ü)r(st)l(icher) D(urch)l(auch)t Rath vnd Pflegers zu / [--- G]eorgen Pflüegls zu Wolffseckh Sönl . seins alters im andern Jara) / [---]samtḥẹiṭ ain Khellerstuegen von . 16 . staffl lang, dermassen hinab gefalln, / [---] ṃẹṛ in Jme verspürn khọ̈ndeṇ, Wie nun sein Muetter Frau Vrsula / [---] Gingerin von Wolffseckh . in höchster betruebnus, die Allerheyl(igste) Muetter / [---] Maria vmb fürbitt angerueffen, vnd mit ainem Opfer zu Jrem Gotts=/[haus Sa]ṃereỵ verlobt, hat es nit [---]ḅalt hinach wider ain zaichen des ḷebens / [---] die beschedigten arm vnd Painl ganṭz vnuerletzt sich wider bef̣ụnden / [---]mechtigen [....] vnd seiner lieben Mue[tter] zu Ehrn, lob vnd dancks dise / [---]

Wappen:
Pfluegl zu Wolfseck1), unbekannt2).

Kommentar

Dominicus Antonius Pfluegl (Pfliegl)3) zu Wolfsegg4) wurde am 3. Februar 1630 in Amberg geboren. Er war der fünfte Sohn des Georg Pfluegl und der Ursula Gienger zu Wolfseck (vgl. Nr. 388)5). Er studierte in Salzburg, Ingolstadt und Löwen Jura, wo er 1656 den Grad eines Lizentiaten beider Rechte erlangte. In Augsburg heiratete er am 4. Februar 1657 Anna Maria Holtscher, Tochter des Hans Jacob Holtscher.

Durch das überlieferte Geburtsdatum ergibt sich für die Datierung der Votivtafel - zumindest für die Datierung des dort beschriebenen Ereignisses - das Jahr 1631, da dies ja im andern Jahr, also im zweiten Lebensjahr des Dominicus Anton geschehen ist.

Textkritischer Apparat

  1. Cauda des Bogen-r nach rechts und oben als Zierstrich weitergeführt.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA3 8.
  2. In Gold ein schwarzer Schrägbalken mit drei Kreisen. Oberwappen: zwischen einem schwarzen Flug ein von Schwarz und Silber geteiltes Tier (Eber?). Das Wappen der Gienger zu Wolfseck (Siebmacher OÖ 67) zeigt im quadrierten Schild in 1/4 von Schwarz und Silber geteilt, darin ein halber Eber in verwechselten Farben, in 2/3 von Gold und Silber schräg links geteilt, darin eine natürliche Zimmermannshacke, deren goldener Stiel in die silberne Feldung gestellt ist. Oberwappen: zwischen einem goldenen und einem schwarzen Flug der halbe Eber. Möglich ist, dass der Maler des Votivbildes mit der Wappenvorlage nicht zu recht kam und er nur den ihm verständlichen Teil des Oberwappens übernahm.
  3. Zur Biographie vgl. Siebmacher BayA3 8.
  4. Heute Wolfsegg am Hausruck, Pol. Bez. Vöcklabruck/OÖ.
  5. Georg Pfluegl (Pfliegl) stand in herzoglich bayerischen Diensten, er war u.a. mit der Verwaltung des verpfändeten Landes ob der Enns beschäftigt, ab 1630 hatte er die Pflege zu Griesbach inne, zwischen 1629 und 1632 war er außerdem Rentmeister in Amberg, vgl. Ferchl, Behörden 273f.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 365 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0036503.