Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 353 Otterskirchen, Gde. Windorf, Pfk. St. Michael 1620

Beschreibung

Grabinschrift für Martin Mair auf einer Priestergrabplatte. In der Seelenkapelle, an der Südwand. Hochrechteckige Platte, in der oberen Hälfte Grabinschrift (I), in der unteren Hälfte Relief: in ornamentiertem Feld zwei hochoblonge Medaillons nebeneinander, darin links Vollwappen, rechts ein geschlossenes Buch, mittig darüber in vertieftem Feld Kelch mit Hostie und Rosenkranz, unter dem Relief Bibelzitat (II). Rotmarmor. Oberfläche leicht abgegangen, Inschrift I mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Maße: H. 170 cm, B. 82 cm, Bu. 4,5 cm (I), 3 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. I.

    HIC IACET SEPVLTVS REVEREN=/=DVS IN CHRISTO D(OMI)NVS MARTINVS / MAIR AYBLINGENSIS PER ANNOS / XV HVIVS TEMPLI PAROCHVS / QVI POST MVLTOS LABORES / PIE OBIIT DIE MENSIS XV. OCT(OBRIS) / ANNO D(OMI)NI MDCXXa)

  2. II.

    MISEREMINIb) MEI. MISEREMINI MEI SALTEM VOS / AMICIc) MEI QVIA MANVS DOMINI TETIGIT / ME IOB XIX CAP(ITVLVM)a)

Übersetzung:

Hier liegt begraben der hochwürdige Herr in Christus, Martin Mair, aus Aibling1), 15 Jahre hindurch Pfarrer dieser Kirche, der nach vielen Mühen fromm starb am 15. Tag des Monats Oktober, im Jahre des Herrn 1620. (I)

Erbarmt euch meiner, erbarmt euch meiner, wenigstens Ihr, meine Freunde, weil die Hand Gottes mich berührt hat. Job, 19. Kapitel. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    Iob 19, 21. (II)
Wappen:
Mair2).

Kommentar

Die beiden Beschriftungen unterscheiden sich heute besonders dadurch, dass die obere – vielleicht, weil sie stärker abgetreten war – mit schwarzer Farbe nachgezogen wurde, die untere jedoch noch dem Originalbefund entspricht. Die obere erscheint im Gegensatz zur unteren breiter angelegt gewesen zu sein, was möglicherweise am Verhältnis zwischen Textlänge und zur Verfügung stehendem Platz gelegen haben mag. Die Kapitalis der Inschrift II zeigt gestreckte Formen. Buchstaben mit Bögen wie D, O und Q wirken sehr schmal. Auch der R-Bogen ist relativ klein; die geschwungene Cauda setzt dementsprechend weit oben an. Auffallend ist die Verwendung eines epsilonförmigen E als Zweitform (vgl. MISEREMINI am Textbeginn).

Martin Mair aus Aibling ist ab 1584 als Vikar in Straßkirchen belegt. 1604 tauschte er die Vikarie in Straßkirchen gegen die Pfarrei Otterskirchen mit Christoph Waldhover3).

Textkritischer Apparat

  1. Letzte Zeile zentriert.
  2. Anfangsbuchstabe vergrößert; zweites I fälschlich mit Balken auf der Zeile.
  3. Anfangsbuchstabe vergrößert.

Anmerkungen

  1. Bad Aibling, Lkr. Rosenheim/OB.
  2. Schräggeteilt, auf Dreiberg ein Greif, Oberwappen: zwischen Widderhörnern wachsender Greif.
  3. Vgl. Krick, Seelsorgevorstände 98 (Otterskirchen) und 525 (Straßkirchen). Krick gibt außerdem an, er sei 1588 (also in der Zeit in Straßkirchen) gefangen gesetzt worden.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 264.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 353 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0035300.