Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 329 Asbach, Gde. Rotthalmünster, Museum (ehem. Benediktinerabtei) 1604

Beschreibung

Sterbeinschrift für Abt Wolfgang Faber auf einer figuralen Grabplatte. Innen, im Ostflügel, im ersten Joch von Süden, an der Westwand. Hochrechteckige Platte, außen in abgetrepptem Rahmen nach innen gerichtete, erhabene Umschrift (I). Im Feld Rundbogennische, die am Scheitel mit einem Rollwerkornament verziert ist, in den Bogenzwickeln Wappenschilde. Unter dem Bogen Ganzfigur des Verstorbenen, nach rechts gewandt, bekleidet mit Messgewand, Brustkreuz mit Titulus (II), Mitra und Stab mit Pannisellus, in der Kurvatur des Stabes ein Muttergottesfigürchen, in der Linken ein geöffnetes Buch mit Gebetsanrufung, erhaben (III), auf Höhe des Hauptes rechts ein Schrifttäfelchen mit Spruch, erhaben (IV). Messgewand und Mitra reich mit bildlichen Darstellungen verziert, auf der Mitra und dem Kaselkreuz Darstellungen der Evangelisten und der Hl. Wolfgang, Hieronymus und Benedikt. Rotmarmor.

Maße: H. 276 cm, B. 142 cm, Bu. 6 cm (I), 1 cm (II), 3,5 cm (III, IV).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/5]

  1. I.

    AN(N)Oa) D(OMI)NI M. DCIIII. DIE XII ME(N)SIS / NOVEMB(RIS) REVERE(N)DVS IN CHR(IST)O PATER AC D(OMI)N(V)S D(OMINVS) WOLFGA(N)GVS FABER HVIVS / COENOBII ABBAS PIE AC PLACIDE / IN D(OMI)NO OBDORMIVIT: QVIESCE(N)S IN SPE RESVRRECTIO(N)IS, LAETAE ET VITAE SE(M)PITER(N)AE

  2. II.

    INRI

  3. III.

    IESV / FILI / DEI // MISE=/RERE / MEI

  4. IV.

    CATHOLICA / TVTISSIMA / FIDESa)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1604 am 12. Tag des Monats November entschlief der hochwürdige Vater in Christus und Herr, Herr Wolfgang Faber, dieses Klosters Abt, fromm und friedlich im Herrn, ruhend in der Hoffnung auf die fröhliche Auferstehung und das ewige Leben. (I)

Jesus, Sohn Gottes, erbarme Dich meiner. (III)

Der katholische ist der sicherste Glaube. (IV)

Datum: 1604 November 12.

Wappen:
Kloster Asbach, Abt Wolfgang Faber1).

Kommentar

Das Denkmal für Abt Wolfgang Faber erinnert sehr stark an das Abt Christian Seßlers im Kloster Vornbach2). Zwar ist die jeweilige Figur des Abtes unterschiedlich: Seßler wirkt größer und blickt frontal den Betrachter an, Faber ist leicht nach rechts gewandt und hält die angewinkelten Arme höher. Die Rahmung, besonders die Anbringung der Wappenschilde und die Verteilung der Umschrift, erscheinen analog. Auch die Rundbogennische ist bei Seßler vorhanden, jedoch nur angedeutet, während sie bei Faber stärker herausgearbeitet und mit einem Rollwerkornament versehen ist. Auch die Schrift ist nahezu die Gleiche: es handelt sich bei beiden um eine sehr sorgfältig ausgearbeitete Kapitalis, die nicht mehr dem klassischen Vorbild verhaftet ist. C ist leicht nach rechts geneigt, der A-Balken sitzt zu weit oben, die R-Cauda ist geschwungen, der Kürzungsstrich weist eine Ausbuchtung nach oben auf. Bei beiden Inschriften ist der Schriftgrund mit einem Muster ausgearbeitet. Es erscheint hier naheliegend, dass beide Objekte aus derselben Werkstatt stammen. Leider konnte bislang weder das eine noch das andere einem Meister zugeschrieben werden.

Abt Wolfgang Faber (1584-1604) gilt als einer der bedeutendsten Äbte des Klosters Asbach. Er war ein geschickter Verwalter und rettete das Kloster durch seine Art zu wirtschaften aus der finanziellen Misere, trat als Bauherr auf und wirkte auch für eine Durchsetzung der Regula Benedicti in seinem Konvent. In der Geschichte Asbachs wird er als der goldene Prälat bezeichnet3). Seiner wird im Asbacher Necrologium unter dem 12. November gedacht4).

Textkritischer Apparat

  1. Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Zimmermann, Klosterheraldik 37.
  2. Vgl. DI 80 (Lkr. Passau 1) Nr. 115, Abb. 61.
  3. Vgl. Hartig, Niederbayerische Stifte 108, vgl. auch Putz, Benediktiner-Abtei 89f.
  4. MGH Necrologia Germaniae IV, 101.

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 60, Fig. 29.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 329 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0032909.