Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 324 Ottenberg, Gde. Tettenweis, Fk. St. Leonhard und St. Wolfgang A. 17. Jh.

Beschreibung

Stifterinschrift und Monogramme auf einem Kelch. Profilierte Form. Fuß in Sechspass-Form, auf zwei gegenüberliegenden Seiten Jesus- und Marienmonogramm (I, II), auf der Seite des Marienmonogramms darüber zwei Wappenschilde, über den Wappenschilden Initialen der Stifter (III). In den vier Feldern neben den Monogrammen Darstellungen der Leidenswerkzeuge. Am unteren Rand des Fußes Meistermarke GE und Augsburger Beschauzeichen1). Silber, vergoldet, Inschriften und Darstellungen zisiliert.

Maße: H. 22 cm, D. (Fuß) 12 cm, Bu. 1 cm (I, II), 0,2 cm (III).

Schriftart(en): Kapitalis (III), Zierbuchstaben (I, II).

  1. I.

    IE(SU)Sa)

  2. II.

    MARIAb)

  3. III.

    I(OHANN) G(ABLER) M(ARIA) M(ÜNSINGER)

Wappen:
Gabler2), Münsinger3).

Kommentar

Als Stifter des Kelches der Ottenberger Kirche ist der Hofmarksherr oder ein Adeliger, der seinen Sitz im Umkreis hatte, zu vermuten. Die auf dem Kelch angebrachten Initialen in Verbindung mit den Wappen legen Johannes Gabler und seine Ehefrau Maria, geb. Münsinger, als Stifter nahe. Problematisch ist in diesem Zusammenhang die von Kdm vorgenommene Zuweisung des Kelches an einen 1651 verstorbenen Augsburger Goldschmid Georg Ernst. Dr. Johann Gabler ist bereits 1604 verstorben, Maria, geb. Münsinger, 1611, zu früh für eine Fertigung durch Ernst, der erst ab 1626 als Goldschmied in Augsburg greifbar ist4).

Dr. Johannes Gabler hatte in Ingolstadt studiert und in Siena den Doktor beider Rechte erworben. Von 1587 bis 1595 war er Hofrat des bayerischen Herzogs auf der Gelehrtenbank. Anschließend war er Regimentskanzler in Straubing. Am 29. August 1594 wurde er mit der Hofmark Ottenberg und dem Sitz Ingham belehnt, 1602 erhielt er den halben Teil des Sitzes Eggersheim. Gabler war mit Maria, geb. Münsinger, verheiratet5); sie hatten keine männlichen Nachkommen.

Textkritischer Apparat

  1. Nomen sacrum IHS mit Kreuz über dem nach unten ausgebuchteten H-Balken und drei daruntergestellten fächerförmig angeordneten Nägeln.
  2. M mit eingestelltem Balken für A im zweiten Teil des M und an den rechten Schaft des M angelehnten R-Bogen und Cauda.

Anmerkungen

  1. Vgl. zu einem Goldschmied mit Marke GE Seling, Augsburger Gold- und Silberschmiede Nr. 1413.
  2. Siebmacher Bg5 16.
  3. Ein Balken, belegt mit einer Rose.
  4. Seling, Augsburger Gold- und Silberschmiede Nr. 1413, als weiterer Meister mit der Marke GE nennt Seling noch Georg Erhard, Nr. 1737, er wird jedoch erst 1676 Meister.
  5. Vgl. Lanzinner, Fürst 345.

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 223f.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 324 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0032407.