Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 101: Landkreis Passau II (2018)
Nr. 318 Rotthalmünster, Pfk. Mariä Himmelfahrt um 1600
Beschreibung
Beischriften und Renovierungsvermerk zu einem Apostelzyklus. Innen, Chor. Beginnend auf der Nordseite, vom Chorbogen aus im Uhrzeigersinn, Ganzfiguren der Zwölf Apostel sowie Christus und Johannes des Täufers auf einem umlaufenden Gesims stehend: an der Nordseite von West nach Ost: Petrus (I), Johannes der Evangelist (II), Philippus (III), Bartholomäus (IV), Bilder des Andreas (V) und Jakobus d. Älteren (VI) fehlen, Christus (VII); an der Südseite von Ost nach West: Johannes der Täufer (VIII), Thomas (IX), Matthäus (X), Jakobus d. Jüngere (XI), Simon (XII), Judas Thaddäus (XIII) und Matthias (XIV). Unter jeder Figur befindet sich ein querrechteckiges gemaltes Schriftfeld, in goldfarbenem Rahmen. Auf der Rahmenleiste in Schwarz Name des Apostels bzw. Johannes des Täufers, Christus ohne Namensbezeichnung; in den Feldern je ein Satz des Credos, beginnend bei Petrus; Christus und Johannes der Täufer mit Bibelzitaten. Links neben Matthias Renovierungsvermerk (XV). Mehrfach restauriert, über dem Gesicht von Petrus Bauinschrift von 1483 (Nr. 115).
Schriftart(en): Kapitalis (I.1, II.1, III.1, IV.1, V.1, VI.1, VII, VIII, IX.1, X.1, XI.1, XII.1, XIII.1, XIV.1, XV), Fraktur (I.2, II.2, III.2, IV.2, V.2, VI.2, IX.2, X.2, XI.2, XII.2, XIII.2, XIV.2, XV).
I. Unter Petrus
1. Auf dem Rahmen
S(ANCTVS) PETRVS.
2. Auf der Tafel
Jch glaube an GOTT den / allmächtigen Vater, Schöpfer / des / Himmels und der Erde
II. Unter Johannes
1. Auf dem Rahmen
S(ANCTVS) IOHANNES ∙
2. Auf der Tafel
Vnd an JESUS CHRISTUSa) / Seinen eingeborenen Sohn, / unsern Herrn,
III. Unter Philippus
1. Auf dem Rahmen
S(ANCTVS) PHILIPPVS
2. Auf der Tafel
Der empfangen ist vom / Heiligen Geist, geboren aus / Maria der Jungfrau,
IV. Unter Bartholomäus
1. Auf dem Rahmen
∙ S(ANCTVS) BARTHOLOMÄVS
2. Auf der Tafel
gelitten unter Pontius / Pilatus, gekreuzigt, / gestorben und begra=/ben
V. Unter der verlorenen Figur des Andreas
1. Auf dem Rahmen
∙ S(ANCTVS) ANDREAS ∙
2. Auf der Tafel
Abgestiegen zu der Hölle / und am dritten Tage wiederb) / auferstanden von den Toten
VI. Unter der verlorenen Figur Jakobs d. Älteren
1. Auf dem Rahmen
∙ S(ANCTVS) JACOB DER ÄLTER
2. Auf der Tafel
Aufgefahren in den Him(m)el, /sitzet zur Rechten Gottes / des allmächtigen Vaters
VII. Unter Christus, auf der Tafel
EVNTES IN MVN=/DVM PRAEDICATE / EVANGELIVM MARC(VS)c) 16.15
VIII. Unter Johannes dem Täufer
1. Auf dem Rahmen
S(ANCTVS) IOANNESd) PRAECVRSORe) D(OMI)NI .
2. Auf der Tafel
INTER NATOS NON MAJOR / EGO VOX CLAMANTIS / IN DESERTO
IX. Unter Thomas
1. Auf dem Rahmen
∙ S(ANCTVS) THOMAS ∙
2. Auf der Tafel
Von dannen er ko=/m(m)en wird zu Rich=/ten die lebendig̣ẹṇ / und die Todten
X. Unter Matthäus
1. Auf dem Rahmen
∙ S(ANCTVS) MATTHEVS ∙
2. Auf der Tafel
Ich glaube an den / heiligen Geist
XI. Unter Jakob dem Jüngeren
1. Auf dem Rahmen
S(ANCTVS) JACOB DER KLEINER
2. Auf der Tafel
Ich glaube eine Heil=/ige Christliche Kirche · / Gemeinschaft / der Heiligen ∙
XII. Unter Simon
1. Auf dem Rahmen
∙ S(ANCTVS) SIMON ∙
2. Auf der Tafel
Jch glaub ein / Vergebung der / Sünden ·
XIII. Unter Judas Thaddäus
1. Auf dem Rahmen
S(ANCTVS) JVDAS THADEVS ∙
2. Auf der Tafel
Aufferstehung des / Fleisches ∙
XIV. Unter Matthias
1. Auf dem Rahmen
∙ S(ANCTVS) MATTHIAS
2. Auf der Tafel
Ḍạṇṇ ein [e]ẉiges / Leben Amen ·
XV. Neben Matthias
Mẹrṭan ∙ / Ṿ[...]ṃaịṛ ∙ / R[EN]OVATV(M)
Übersetzung:
Gehet hinaus in die Welt und verkündet die frohe Botschaft. Markus 16,15. (VII)
Unter den Geborenen gibt es keinen Größeren. Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste. (VIII.2)
Bibel- und Schriftstellerzitat(e):
-
Mk 16, 15. (VII)
Nach Mt 11, 11, Io 1, 23. (VIII.2)
Textkritischer Apparat
- Rechter Schaft des U und S auf dem Rahmen.
- r auf der Rahmenleiste.
- Buchstaben klein übereinander.
- Anfangsbuchstabe vergrößert.
- R und AE verschränkt.
Anmerkungen
- Vgl. hierzu BLfD Ortsakten Rotthalmünster: darin Verwendungsnachweis für einen Zuschuss für Freilegungsarbeiten an den Fresken im Chor der Pfarrkirche vom 11.9.1959.
- Vgl. BLfD Ortsakten Rotthalmünster: Rechnung des Restaurators Hans Mayrhofer vom 2.10.1984.
Nachweise
- Dehio NB (2008) 598.
Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 318 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0031802.
Kommentar
Die Inschriften sowie der Apostelzyklus sind mehrfach überarbeitet, sodass eine genauere Schriftanalyse unterbleiben muss.
Bei Inschrift IX.2 sind am Inschriftenende (Todten) mehrere Malschichten sichtbar, von denen -en wohl zu einer ursprünglichen Schicht gehören dürfte. Bei Inschrift XIV.2 scheint eine andere Malschicht – eine Zeile unter der jetzigen Beschriftung – durch, wovon -n ∙ sowie -g am Ende der darüberliegenden Zeile erkennbar sind.
Die Schrift ist der 1595 datierten Stifterinschrift (vgl. Nr. 309) sehr ähnlich. Der Apostelzyklus dürfte also in dieser Zeit entstanden bzw. erneuert worden sein (vgl. XV). Eine Renovierung könnte durch den möglichen Einbau einer Orgel im Chor 1595 (vgl. Nr. 309) notwendig geworden sein. Die Bauinschrift von 1483 (vgl. Nr. 115), die heute im Gesicht des Hl. Petrus sichtbar ist, deutet hingegen auf eine andere Konzeption des Raumes vor der Anbringung der Darstellung der Apostel hin.
Eine weitere Veränderung fand statt, als das Fenster zum Oratorium an der Nordwand des Chores eingebaut wurde. Neben der Figur des Petrus sind noch der Ansatz einer weiteren Schrifttafel sowie Reste eines Fußes sichtbar, das gemalte Gesims auf der rechten Seite des Fensters setzt etwas tiefer an als auf der linken Seite. Da die Apostel auf der gegenüberliegenden Wand in Paaren angeordnet sind, könnte sich Johannes der Evangelist ursprünglich direkt neben Petrus befunden haben und erst später an die heutige Stelle versetzt worden sein. Nicht ganz auszuschließen ist auch, dass die zwölf Apostel durch eine Darstellung des Hl. Paulus ergänzt wurden.
Später wurde die Malerei übertüncht, wie auch Kdm belegt.
1959 wurde die Malerei wiederentdeckt und freigelegt1). Dabei wurden wohl auch Teile retuschiert und ergänzt. Eine weitere Restaurierung fand 1984 statt, wobei die Wandmalereien „gereinigt, Fehlstellen einretuschiert und fixiert“ wurden2). Die (jüngeren) Restaurierungsmaßnahmen werden in erster Linie durch Schraffierungen in den Malereien deutlich, vgl. hierzu beispielsweise auch die Beischriften bei den Aposteln Andreas (V) oder Jakobus d. Ä. (VI).