Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 317(†) Malching, Pfk. St. Ägidius (1600)

Beschreibung

Beischrift zur Wandmalerei Hochzeit von Kana. Innen, Chor, Nordwand, östliches Joch. Dreiteiliger Aufbau, oben Krönung Mariens, darunter auf weißer Leiste Psalmvers (I), im Mittelfeld Hochzeit zu Kana (Joh 2, 1-12): in einem Festgemach links Jesus segnend, vor ihm ein Diener, Wein aus einem Krug einschenkend, hinter ihm weitere Krüge, im Hintergrund die Hochzeitsgesellschaft, darunter in der Mitte graue Tafel mit Versen (II), links und rechts davon kniend die Stifterfamilie mit gefalteten Händen, links der Mann auf einem Betpult kniend, im Mantel, hinter ihm drei Söhne im Harnisch, neben dem jüngsten Sohn auf dem Boden ein Helm mit Federbusch, rechts die Frau, ebenfalls an einem Betpult kniend, in Kleid und Haube, hinter ihr drei Töchter, ebenfalls in Kleid und Haube1). 1919-1920 freigelegt und sinngemäß ergänzt. Freilegung und Restaurierung dokumentiert in zwei gemalten Täfelchen unter der Wandmalerei mit Nennung des Pfarrers und des Künstlers2).

Maße: Bu. 4 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    Mit Herrlichkeit und Ehre hast Du sie gekrönt, o Herr und sie gesetzt über deiner Hände Werk. Ps(alm) 8, 6-7.

  2. II.

    Als IESUSa) und die Mutter reinzum Hochzeitsfest geladen,Aus Wasser schaffet ihnen Weindes Heilands Allmacht Gnaden.So lade jedes bräutlich Paardie heiligsten Hochzeitsgäste,Das schaffet bis ins Jubeljahr die Eh' zum Freudenfeste, der ird'schen Liebe Wasserquellwird dann zu köstlich' Weineder heiligen Liebe klar und hell,zum Segen der Gemeine.

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    Nach Psalm 8, 6f.3). (I)

Versmaß: Deutsche Reimverse. (II)

Kommentar

Die Wandmalerei ist nach ihrer Freilegung durch den Kunstmaler Wilhelm Geromiller stark überarbeitet worden. Der Originalbefund ist kaum mehr auszumachen, dennoch erscheint die Überlieferung des Textes im Gegensatz zur bildlichen Darstellung einigermaßen vertrauenswürdig, auch wenn die Schreibweisen sicher normalisiert wurden. Unklar muss bleiben, ob es sich bei dem genannten Jubeljahr um das Heilige Jahr 1600 handelt oder ob sich die Inschrift auf ein Ehejubiläum des Stifterpaares bezieht. Da sich in der Malerei keine Wappen erhalten haben – vielleicht befanden sich die Wappen auf bzw. vor den Betpulten – und auch keine inschriftliche Nennung der Stifter vorliegt, kann das Stifterpaar nicht identifiziert werden. Die Herrschaft Ering, zu der Malching gehörte, befand sich im Besitz der Baumgarten, Hofmarksherr war Wolf von Baumgarten (vgl. Nr. 328), 1571 heiratete er seine zweite Ehefrau, Anna geb. Goder, so dass 1601 das 30-jährige Ehejubiläum angestanden hätte4).

Textkritischer Apparat

  1. In Kapitalis und rot.

Anmerkungen

  1. Die Rekonstruktion der Bekleidung der Frauen entspricht nicht der um 1600 üblichen Bekleidung; zu erwarten wäre, dass die erwachsene Frau Haube und Mantel, die Töchter Kleid und Jungfernkrönchen oder offenes Haar trügen, die Ärmel müssten zudem eng sein.
  2. Linkes Täfelchen: Hanc picturam loco / antiquae renasci curavit / Adolf Schanderl paroch(us); rechtes Täfelchen: Pinxit pictor artifex / Gulielmus Geromiller / Monachium 1920.
  3. Auf Maria bezogen, in die weibliche Form gebracht.
  4. Cgm 2290/19 fol. 81v.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 317(†) (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0031704.