Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 306 Steinkirchen, Ortenburg, ev. Kirche 1593

Beschreibung

Grabinschrift für Sebastian Geidinger und seine Ehefrau Magdalena, geb. Aigner, auf einem Epitaph. Innen, Chor, Südwand, erstes Joch von Westen, zweites Epitaph von Westen. Dreiteiliger Aufbau. Im Obergeschoß halbrunder Aufsatz mit Rollwerk und Bibelzitat (I); Hauptgeschoß zwischen zwei auf Podesten stehenden, der Relieftafel vorgesetzten Säulen, in drei Zonen geteilt, oben querrechteckiges Schriftfeld mit Bibelzitat (II), darunter Relief Moses und Christus nach Joh 3, 14-15: in der rechten Bildhälfte der Kruzifixus mit Titulus (III), links Moses mit der ehernen Schlange, links oben Gottvater im Wolkenkranz, im Hintergrund links das Lager der Israeliten mit Geheilten, rechts Stadtlandschaft; unten, durch eine Leiste abgetrennt, Relief, links der Verstorbene mit vier Söhnen, rechts die Ehefrau mit vier Töchtern, die Männer in Hose, Wams und Mantel (Gestaltmantel), die Mutter in Haube Kleid und Mantel, die Töchter im Kleid, auf Podesten kniend, mit gefalteten Händen, die älteste Tochter der Mutter zugewandt, der Vater und vier Kinder mit aufgemalten Kreuzen versehen; zwischen den beiden Reliefs, die Leiste unterbrechend, Medaillon mit Eheallianzwappen; unten unter Gesims zwischen zwei Konsolen Unterhang, nach unten halbrund abgeschlossen mit Rollwerk und Grabinschrift (IV). Kalkstein (Schrifttafel und Relief), Rotmarmor (Rahmenarchitektur).

Maße: H. 160 cm, B. 77,5 cm, Bu. 1,7 cm (I), 1,8 cm (II), 1 cm (III), 2,2 cm (IV).

Schriftart(en): Fraktur (I, II, IV), Kapitalis (III).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    Hiob am .19. / Jn Meinem Ellendt war diß mein trost / Jch sprach er lebt der mich Erlesta). / Auff den Jch Jn der Nott Vertrautt / Wirt mich Widerumb mit meiner Hauth. / Vmgeb(en) das Jch aus der Erdtvom Todt wider erweckhet Werdt. /Jn meinem Fleisch werd Jch Gott sech(en),ist gewislich war vnd wird gesch=/echenb).

  2. II.

    Johannis am 3 Capitlb) / Gleich wie Moises Jn der Wüsste die schlange erhochet hat. also / sol auch des Menschen Son erhochet werden, auf das alle so an in / Glauben nicht verloren werden, sondern das Ewige leben Habenc)

  3. III.

    I ∙ N ∙ R ∙ I ∙

  4. IV.

    Hie Ruhet der Ernuesst Fürsichtig vnnd Weiß Herr Sebastian Geidinger / gewester Camerer vnd Bürger zu Orttenburg Jst Jn Gott Entschlaff(en) / den Lesten tag Julij An(n)o 1593Jsten seines Alters beij 48 Jarn / auch neben Jne sein Eheliche hausfrau Magdalena Ein geborne / aignerin sambt Jren beden Erworbnen acht kindern starb / den <..> tag <---> Anno 1<...> Jar deren der Alme=/chtig gott vnd allen die Jn Cchristod) entschla=/ffent seind vnd am Jüngsten tag ein / frelliche Aufersteung Verleichen / welle Amen.

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    Nach Ijob 19, 25ff. (I)
    Joh 3, 14f. (II)

Versmaß: Deutscher Reimvers. (I)

Wappen:
Geidinger1), Aigner2).

Kommentar

Unter den in Schwellschäfte aufgelösten Versalien der Fraktur findet sich ein E ohne Mittelbalken, das stark einem C ähnelt.

Sebastian Geidinger war nach den Angaben der Grabinschrift Kämmerer und Bürger zu Ortenburg. Das Grabdenkmal zeigt das gleiche Wappen wie das des Hans Geidinger und seiner Ehefrau (vgl. Nr. 241). Sebastian gehörte wohl der gleichen Familie an.

Textkritischer Apparat

  1. Über e zwei Striche.
  2. Zeile zentriert.
  3. Es folgt ein vegetabiles Ornament.
  4. Sic!

Anmerkungen

  1. In schräggeteiltem Schild ein Löwe, vgl. auch Nr. 241 mit Anm. 3.
  2. Auf Dreiberg Marke: Doppelsparrenkopfschaft mit Mittelkreuzsprosse, vorne an der Sprosse Dreieck mit bogenförmig ausgezogener, verlängerter rechter Seite, hinten mit Mittelabstrebe an der Sprosse und hinterer erniedrigter Mittelhalbsprosse (ergibt die Form eines trapezförmigen A) hinten beseitet von einem sechsstrahligen Stern.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 311, Fig. 251; Grabdenkmäler 53, Nr. 22 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 306 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0030609.