Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 304 Hofkirchen, Pfk. Mariä Himmelfahrt 1592

Beschreibung

Sterbeinschrift für Ottheinrich Weissenfelder auf einem Epitaph. Innen, im Chor, an der Nordwand. Vierteiliges Epitaph mit Architekturrahmen. Im Obergeschoß Aufsatz mit Volutenrahmen, daran Relief Vollwappen; auf dem Fries des Gebälks darunter gemalte(!) Gebetsinschrift (I), in der Hauptzone Relief unter Rundbogen, die Bogenzwickel mit rotem Stein ausgelegt, an den das Relief rahmenden Pilastern achtteilige Ahnenprobe, über jedem Wappenschild Schriftband mit Beischrift. Im Hauptfeld Relief, Christus in der Vorhölle: in der Mitte Christus mit Siegesfahne in der Rechten, die Linke Adam reichend, links davon Eva und weitere Auferstehende, sowie meist am Rand Teufel und Ungeheuer; im Sockelfeld Relief, links der Verstorbene in Harnisch, mit gefalteten Händen, vor ihm ein Sohn in Kinderkleidung, rechts die Frau in weitem Rock und Haube, vor ihr ein Vollwappen, alle auf Podesten kniend, mit gefalteten Händen; im Unterhang rechteckiges Schriftfeld aus zwei zusammengesetzten Tafeln, unten mit einer spitzen, passförmigen Ausbuchtung, mit Sterbeinschrift (II) zwischen mit Akanthus belegten Konsolen, der untere Rand aus Roll- und Beschlagwerk. Kalkstein mit Einlagen aus Rotmarmor (u.a. Schrifttafeln). Epitaph nur leicht beschädigt.

Maße: H. 276 cm, B. 155 cm, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Minuskel (I), Fraktur (II).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    O rex Glorie Et Splendor AEter(n)e Luminis Veni ad / Liberandum Nos Sede(n)tes in Tenebris et V(m)bra Mortis

  2. II.

    An(n)o D(omi)ni 1592 den 21̣ Marcij starb der Edl v(n)d Vest / Ott Hainrich Weissenfelder zu Hilckersberg vff Obernber=/ing, Hofkirchen C̣heṃatten Güklperg Öttling vnd Leitten / seines alters 26 ∙ Jar, dem Gott genedig vnd Barmhertzig / sein welle / Amena)

Übersetzung:

O König der Herrlichkeit und Glanz ewigen Lichtes, komm, um uns zu befreien, die wir im Dunkeln und im Schatten des Todes sitzen. (I)

Wappen:
Weissenfelder1), Ramung2).
Weissenfelder1)Ramung 2)
Höhenkircher3)Offenheim4)
Ecker5)Perfall6)
Barth7)Resch8)

Kommentar

Der Aufbau des Epitaphs und die Schriftausführung der Gebetsinschrift erinnern stark an das Epitaph Wolf Jakob Weissenfelders (vgl. Nr. 303).

Im Gegensatz zur Gebetsinschrift weicht die Ausführung der Sterbeinschrift von dem Epitaph Wolf Jakobs ab: es wird hier eine Fraktur verwendet, bei der die Bögen eindeutig gebrochen sind, vgl. hierzu besonders e, dessen Balken geschwungen ist.

Text I ist eine vermutlich für das Denkmal geschaffene, an den Texten der vorweihnachtlichen O-Antiphonen orientierte Gebetsbitte.

Ottheinrich Weissenfelder zu Hilgartsberg, auf Oberpöring, Hofkirchen Kematten und Büchlberg und Ettling (zu den Sitzen vgl. die vorhergehende Nummer) war der jüngere Bruder des Wolf Jakob Weissenfelder (vgl. die vorhergehende Nummer). Er war verheiratet mit Anna Maria Ramung, der Tochter des Andreas Ramung und der Maria Salome Offenhaimer9). Folgt man der Ahnenprobe, so war Andreas ein Sohn des Ulrich und seiner ersten Ehefrau, Anna, geb. Perfelder10). Salome Offenhaimers Mutter war Anna, geb. Resch. Ottheinrich hatte einen Sohn, Joseph, er starb – wie Hundt/Libius vermerkt – kurz nach seinem Vater11), so dass das Geschlecht mit dem Sohn ausstarb. Das Lehen Hilgartsberg fiel damit wieder an den Landesherrn heim und wurde an Freiherrn Rudolf von Pollweil und Weilerthal vergeben12).

Textkritischer Apparat

  1. Die letzten beiden Zeilen zentriert.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA1 61. Vollwappen im Aufsatz und Wappen 1 der Ahnenprobe des Ehemannes.
  2. Siebmacher BayA1 24. Vollwappen in der Sockelzone vor der Ehefrau und Wappen 1 der Ahnenprobe der Ehefrau.
  3. Siebmacher BayA1 5.
  4. Siebmacher BayA1 168.
  5. Siebmacher BayA1 34.
  6. Siebmacher Bay 50 (Stammwappen). Perfelder
  7. Siebmacher Bay 68.
  8. Ein Brackenrumpf.
  9. Vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 496.
  10. Abweichend gibt Hundt an, Anna Perfelder sei kinderlos gestorben und Andreas stamme aus der zweiten Ehe mit Barbara, geb. Ruesheimer. Vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 558.
  11. Vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 775.
  12. Vgl. Nr. 340 mit der Grabinschrift für einen Pollweilschen Pfleger.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 163, Fig. 125; Heimat=Chronik Tf. nach 40 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 304 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0030403.