Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 301 Hilgartsberg, Gde. Hofkirchen, ehem. Schlosskap. St. Georg (1587)1)

Beschreibung

Beischriften zu Deckenmalereien. Innen, am Gewölbe, erstes Joch von Westen, östliches Feld mittig vier ovale Medaillons mit den vier Evangelisten: nordwestlich Lukas (I), nordöstlich Johannes (II), südwestlich Markus (III) und südöstlich Matthäus (IV); unter Lukas und Johannes Medaillon mit Christus als Salvator Mundi (V), gegenüber, unter Markus und Matthäus, Maria der sieben Schmerzen (VI); im zweiten Joch von Westen, im westlichen Feld nördlich Moses, südlich Kruzifix mit Titulus (VII); im Scheitelpunkt des zweiten Joches Heiliggeistloch, um die Öffnung Inschrift (VIII), von außen nach innen zu lesen; im dritten Joch von Westen u.a. Medaillons mit den vier abendländischen Kirchenvätern, im westlichen Feld mittig Medaillon mit Gregor und Augustinus (IX, X), im östlichen Feld mittig Medaillon mit Ambrosius und Hieronymus (XI, XII). Inschriften jeweils in den weißen Rändern der Medaillons. Bilder und Inschriften leicht verblasst. Nach Übertünchung mutmaßlich des 18. Jahrhunderts 1913 wieder freigelegt und retuschiert2).

Transkription nach Photo BLfD, ergänzt nach Schlie, Kunstdenkmäler 341 (VIII).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

    S(ANCTVS) LVCAS

  2. II.

    S(ANCTVS) JOHANNES

  3. III.

    S(ANCTVS) MARCVS

  4. IV.

    S(ANCTVS) MATHẠ̈VS

  5. V.

    QVI REDEMISTI MVNDVM // MISEREREa) NOBIS

  6. VI.

    RESPECITb) HVMILITATEMc) ANCILLAE SVAE // BEATAMa) ME DICENT OMNES GENEṚẠṬỊỌṆẸṢ

  7. VII.

    INRI

  8. VIII.

    [AD VITAM CHRISTVS SVPERATA MORTE RES]VRGITA CR[IST]O VITAE SPES MELIORIS ADEST /AN[GELVS] IN TER[RAE] MO[TV MON]VMẸṆṬA [RESIGNAT][N]OT[A T]RIVMP[H]A[NTI]S PAṚT[A TR]OV[E]A DEI

  9. IX.

    S(ANCTVS) GREGORIVS

  10. X.

    S(ANCTVS) AVGVSTINVS

  11. XI.

    S(ANCTVS) AMBROSIVS

  12. XII.

    S(ANCTVS) HYRONIMVS

Übersetzung:

Der, der du die Welt erlöst hast, erbarme dich unser. (V)

Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut, selig preisen mich alle Geschlechter. (VI)

Zum Leben erstand Christus, nachdem er den Tod überwunden hatte, von Christus kommt die Hoffnung auf ein besseres Leben; der Engel entsiegelt durch ein Erdbeben die bekannten Gräber als Siegeszeichen des triumphierenden Gottes. (VIII)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    Nach Adoramus Te; (V) Magnificat bzw. Lc 1, 48. (VI)

Versmaß: Distichen. (VIII)

Wappen:
Weissenfelder3), Höhenkircher4), Weissenfelder5), Zillenhart6).

Kommentar

Zu den Inschriften muss bemerkt werden, dass sie sich heute auf Grund der Freilegung und Restaurierung 1913 nicht mehr im Originalzustand befinden. Zudem sind die Farben seither wiederum verblasst. Besonders die Inschrift um das Heiliggeistloch ist heute nur noch fragmentarisch erkennbar. Auf einem älteren Photo im Besitz des BLfD, das wohl in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zu datieren ist, ist noch mehr vom Text erkennbar. Es handelt sich hierbei jedoch bereits um den Zustand nach der Retuschierung von 1913! In der Dorfkirche in Kladow (Stadt Crivitz, Lkr. Ludwigslust-Parchim/Mecklenburg-Vorpommern) hat sich der wohl identische Text in einer Inschrift auf einem Gemälde mit der Auferstehung erhalten7).

Die mit Wappen geschmückten Schlusssteine weisen Philipp Weissenfelder und seine Ehefrau Anna Maria, geb. Höhenkircher, sowie Philipps älteren Sohn Wolf Jakob und seine Ehefrau Sabina von Zillenhart (vgl. Nr. 303) als Stifter der Deckenmalereien aus. Philipp verstarb 15878), vielleicht entstanden die Deckenmalereien im Zusammenhang mit der Vorsorge für sein Totengedenken oder auf Grund einer testamentarischen Verfügung. Die Weissenfelder waren seit 1531 im Besitz von Hilgartsberg9).

Textkritischer Apparat

  1. Spitze im Medaillonrahmen.
  2. Sic! Eigentlich respexit; die ersten zwei Buchstaben nur zur Hälfte sichtbar.
  3. Zweites I in L eingestellt.

Anmerkungen

  1. Datierung nach Kdm NB XIV (Vilshofen) 155f. und Dehio NB (2008) 214. Die Datierung soll sich auf einem Schlussstein befunden haben; sie war bei Vor-Ort-Aufnahmen nicht auffindbar.
  2. Vgl. hierzu ausführlich Befundaufnahme durch M. Bengler 1998 im BLfD.
  3. Siebmacher BayA1 61.
  4. Siebmacher BayA1 5.
  5. Siebmacher BayA1 61, hier statt des Sparrens mehrfach schräggeteilt, evtl. Folge der Restaurierung?
  6. Siebmacher WüA 29, hier weißer Bock in Schwarz, evtl. Folge der Restaurierung?
  7. Vgl. Schlie, Kunstdenkmäler 341.
  8. Philipp Weissenfelder war in der Franziskanerkirche zu Landshut bestattet, sein Grabdenkmal ist heute verloren. Vgl. Primbs, Todtenbuch Landshut 92.
  9. Vgl. HAB Altbayern I, 27 (Deggendorf) 254f.

Nachweise

  1. BLfD Photosammlung Inv.-Nr. 01021213; Kdm NB XIV (Vilshofen) 156, Fig. 115.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 301 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0030109.